Schulpolitik:Viel Lob zum Rondo finale

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Abschiedsfeier: Kilian Krywalski, Steffi Jocher, Christoph Strödecke, Sabine Apprecht und Tina Priebsch (von links). (Foto: Hartmut Pöstges)

Aus familiären Gründen hat Schulleiter Christoph Strödecke sich vom Geretsrieder Gymnasium nach Markt Indersdorf versetzen lassen. Der Abschied kam unerwartet.

Von Susanne Hauck, Geretsried

Zum Schuljahresanfang waren im Gymnasium Geretsried alle aus den Wolken gefallen: Christoph Strödecke hatte sich - völlig überraschend - versetzen lassen. Und das nach gerade mal fünf Jahren Amtszeit. Der Wechsel erfolgte so kurzfristig, dass seine Stellvertreterin Sabine Apprecht interimsweise aushelfen muss, bis ein Nachfolger oder eine Nachfolgerin kommt. Nun gab es für den Direktor eine offizielle und von vielen Gästen begleitete Abschiedsfeier mit ausreichend Gelegenheit für Erklärungen für den abrupten Abgang, der manch einen in der Schulfamilie brüskiert haben dürfte.

Der Grund für den Abschied: Es liegt wohl an einer Fernbeziehung. Strödecke ist Anfang des Jahres umgezogen, was aber zu Folge hatte, dass ihm der neue Wohnort täglich eine 80 Kilometer lange Fahrt nach Geretsried abverlangte. Nun geht er nach Markt Indersdorf im Landkreis Dachau. Nach Geretsried kam er im September 2018, nachdem der gebürtige Kulmbacher stellvertretender Direktor am Münchner Gisela-Gymnasium gewesen war. Im Laufe der Veranstaltung wurde auch bekannt, dass die Stelle zum nächsten Halbjahr wieder besetzt werden soll, allerdings läuft die Bewerbungsfrist noch.

Ein "Ringtausch" hat den Wechsel möglich gemacht

"Das ist schon eine sehr ungewöhnliche Situation", ging Strödeckes Vorgesetzte, die für den Bezirk Oberbayern-West zuständige Ministerialbeauftragte Brigitte Grams-Loibl darauf ein, dass seine Versetzung bekannt wurde, als alle in den Ferien waren. Das Ganze habe sich durch einen "Ringtausch" ergeben, bei dem ein Schulleiter geht und ein anderer nachrückt. Sie begründete Strödeckes Entscheidung mit seiner familiären Situation, zu der es eigentlich keine Alternativen gegeben hätte. "Wenn urplötzlich eine Stelle ganz in der Nähe offen ist, kann man nicht sagen, ich warte noch."

Gute Miene zum Weggang ihres alten Chefs machte auch Sabine Apprecht. Sie hob nicht nur Strödeckes große Verdienste während drei Jahre Corona-Zeit, um die Schulbausanierung und die Digitalisierung hervor. Sondern auch seine persönlichen Stärken wie Geduld, Korrektheit und Präzision, aber auch Offenheit, Transparenz und sein großes Engagement abseits von Dienst nach Vorschrift. Besonders lobte sie seine Gesprächsbereitschaft und die Schülernähe. Anstatt sich im Direktorzimmer abzuschotten, habe seine Tür buchstäblich stets offen gestanden.

Lob vom Personalrat

Ein wenig holprig sei die Zusammenarbeit am Anfang gewesen, gestand Ralph Bader in seiner Funktion als Personalrat des Lehrerkollegiums, aber im Lauf der Zeit sei man gut zusammengewachsen. Gerade während der Corona-Pandemie habe Strödecke Struktur in die Schule gebracht und mit wöchentlichen Videobotschaften die Schüler bei der Stange gehalten. Nie sei er sich zu fein für etwas gewesen, habe sich mit größter Selbstverständlichkeit mit dem Mountainbike die neue Pumptrack runtergestürzt und beim Firmenlauf mitgemacht, ebenso wenig habe er sich als Spaßverderber beim Abistreich gezeigt, wo er sich von Schülern unter Wasser setzen ließ.

Es ging natürlich auch um Strödeckes akademische Qualitäten. Die Schule vorangebracht hat er ganz besonders bei der Digitalisierung. So wurde in Geretsried eine "Tabletklasse" eingeführt. Elternbeirat Peter Marthaler lobte seine Vorreiterrolle und rechnete ihm hoch an, dass er bei Kultusminister Michael Piazolos Besuch die Größe hatte, "die Schüler glänzen zu lassen", anstatt sich selbst eitel in den Mittelpunkt zu stellen.

Vom Allegro zum Rondo finale

Strödecke selbst war anzusehen, wie sehr ihm der Abschied naheging. Er bedauerte, dass die lange Anfahrt dazu führte, dass er sich nicht mehr so einbringen konnte, wie es eigentlich sein Anspruch war. Als er die Ausschreibung für Markt Indersdorf gelesen habe, habe er sich erst im letzten Moment zu der Bewerbung durchringen können, sagte er fast ein bisschen schuldbewusst. Der begeisterte Amateurmusiker verglich die Zeit an der Schule mit einer Musikkomposition, angefangen mit einem Allegro, bei dem er manchmal zu schnell vorangeprescht und das Kollegium vielleicht nicht auf Anhieb habe mitnehmen können. Auf ein getragenes Adagio während der Corona-Zeit seien erfüllende Zeiten mit einem heiteren Scherzo gefolgt, beendet von einem Rondo finale. Ministerialbeauftragte Grams-Loibl hatte eingangs erwähnt, dass ein Schulleiter mindestens fünf Jahre bleiben muss, um bleibende Spuren zu hinterlassen. Das trifft für Strödecke in jedem Fall zu: Der Schulgong des Gymnasiums ist auf Klavier eingespielt, um einen Unterschied zur Realschule zu machen. Strödecke saß dafür selbst am Piano. Nun ertönt sein Gong täglich im Schulhaus, auch lange nach dem Abschied des Direktors.

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