Geretsried:Fahrrad-Akrobaten machen Eindruck

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Mit einem ungewöhnlichen Auftritt werben drei Jugendliche im Rathaus für einen Dirtpark - und überzeugen so die Verantwortlichen.

Wolfgang Schäl

Einen mehr als überzeugenden Auftritt haben drei Jugendliche am Dienstagabend im Geretsrieder Rathaus hingelegt. Im Jugend-, Sozial- Kultur- und Sportausschuss der Stadt präsentierte sich das pfiffige Trio mit seiner "Projektidee Dirtpark", und um zu demonstrieren, um was es gehen sollte, hatten Daniel Sitte, Sebastian Wick und Tobias Singer als Anschauungsobjekte gleich ihre Bikes in den Sitzungssaal mitgebracht. Die drei gehen einer Sportart nach, die nichts für Leute mit schwachen Nerven ist - sie springen mit ihren BMX-Rädern über künstlich aufgeschüttete Hügel und Hindernisse und vollführen dabei allerlei atemberaubend Kapriolen.

Die tollkühnen Kerle auf ihren fliegenden Drahteseln: Wer sich mit dem BMX-Rad auf die Dirt-Strecke wagt, sollte starke Nerven haben, außerdem Gummiknochen und am besten keine Angst vor blauen Flecken. Denn ohne die kommt keiner davon. (Foto: Georgine Treybal)

Für die entsprechende Beschleunigung bedarf es einer steilen Rampe und aufgeschütteter Erhebungen, insgesamt einer Anlage, die nicht billig zu haben ist: Ein bereits fertiger Dirtpark an der Penzberger Nonnenwaldstraße hat an die 70000 Euro gekostet. Dass die Stadträte nicht gleich entnervt abgewunken und auf die knappen Mittel verwiesen haben, sondern regelrecht hingerissen waren, hatte viel mit der Begeisterung zu tun, mit der Sitte sein Anliegen vortrug. "Das ist eine Extremsportart, ganz klar", räumte er ein, "aber es ist meine Leidenschaft, es ist einfach meins".

Derzeit existiert eine Dirtpark-Szene schon auf der Böhmwiese mit etwa 25 Fans, aber von dort werde man wegen der anstehenden baulichen Veränderungen wohl bald weichen müssen, befürchtet Sitte, der sich deshalb mit seinen Mitkämpfern "was Langfristiges" wünscht. Und es sollte auch "nicht irgendwo im Nirwana" sein, sondern in der Stadt.

Weitere wichtige Voraussetzung; ein Zaun gegen Vandalismus, ein Mülleimer für Abfälle und, - was den Stadträten besonders gut gefiel -, "ein absolutes Rauch- und Alkoholverbot". Auch dass die jungen Extremradler tatkräftig beim Bau Hand anlegen wollen beim Bau der Anlage, imponierte dem Ausschuss sichtlich.

Die Jugendlichen haben gute Karten, wie sich schnell herausstellte. Denn die wichtigste Bedingung, ein passendes Grundstück, ist bereits erfüllt. Die Anlage könnte hinter dem Spielplatz an der Ecke Robert-Schumann-Weg/Johann-Sebastian Bach-Straße entstehen. Wegen der komplexen Bau- und Sicherheitsvorschriften müsste ein darauf spezialisiertes Unternehmen mit der Planung beauftragt werden, sie würde einer Firma namens "up2" übertragen. Bliebe noch die Finanzierung. Da werden Sitte und seine Biker freilich noch weiterhin kräftig die Werbetrommel rühren müssen, denn ohne großzügige Sponsoren wird das Projekt kaum zu realisieren sein.

Stadträtin Karin Schmid (CSU) sprach ihren Kollegen am Ende der Debatte aus dem Herzen, als sie das Engagement der drei Sportler lobte: "Ich beglückwünsche euch, dass ihr den Mut habt, euch hier hinzustellen". Geretsried könnte mit den jungen Bikern auch um eine Attraktion reicher sein, wie Volker Witte (Grüne) meinte. "Da hätten wir viele Zuschauer." Er selbst hat Treiben am Penzberger Dirtpark schon mal eine Stunde lang verfolgt und war total fasziniert. "Das ist die reinste Akrobatik."

© SZ vom 07.07.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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