Bürgerversammlung Geretsried:Die große Hoffnung Geothermie

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Bürgermeister Michael Müller (links; hinter ihm der Zweite Landrat Thomas Holz) bekräftigte, dass die Stadt mit der Gestaltung der Neuen Mitte richtig gehandelt habe. "Was uns noch gelingen muss, ist, dort das Herz anzusprechen." Dies sei "ein iterativer Erkenntnisprozess", - was so viel heißt wie, es muss Schritt für Schritt geleistet werden (Foto: Hartmut Pöstges)

Bürgermeister Michael Müller und Vize-Landrat Thomas Holz würdigen das Eavor-Projekt. Gesprächsangebot für die Bürger wird kaum genutzt.

Von Felicitas Amler, Geretsried

Genau genommen war die Geretsrieder Bürgerversammlung am Donnerstag eher eine Rathausversammlung. Denn die Stadt war bei dem Termin in der Galerie an der Elbestraße mit einer großen Zahl von Mitarbeitenden vieler Abteilungen präsent; aus der Bürgerschaft der 26 000-Einwohner-Stadt nahmen hingegen nur 13 Personen teil. Das neue Format, das Bürgermeister Michael Müller (CSU) zusammen mit dem Rathauspersonal anbietet, scheint auch nicht mehr Menschen anzulocken als die früheren traditionellen Bürgerversammlungen. So hatte der Bürgermeister doch am längsten das Wort. Nur wenige nutzten die Möglichkeit, sich über Energie, Bauen oder Verkehr in kleinen Runden mit den Fachleuten auszutauschen.

Müller erklärte, dass Geretsried als Kleinstadt durch die Geothermie eine große Chance habe. Sollte das Unternehmen Eavor mit seiner neuartigen Technik in Gelting erfolgreich sein, könne die Stadt 2025 mit einem Fernwärmenetz beginnen. Der Bürgermeister empfahl den Besuch des Bohrplatzes am Tag der offenen Tür diesen Samstag ( www.eavor-geretsried.de).

Nach wie vor gibt es für die Einrichtungen zur Kinderbetreuung in Geretsried eine Warteliste. Dies habe wie überall mit dem Problem zu tun, dass man kein Personal finde, so Müller. Derzeit fehlten 45 Plätze in Krippen, 53 in Kindergärten und 59 in Hort oder Mittagsbetreuung.

"Jammerspiel" Digitalisierung

Für die von Helge Balbiani geleitete Abteilung Personal im Rathaus gebe es eine Arbeitsgruppe "New Work", erklärte Müller. Der Bürgermeister hob die Vorteile eines Jobs im öffentlichen Dienst hervor, da dieser einen gesicherten Tarifvertrag biete - was Millionen anderer Menschen sich nur wünschen könnten. "Familienfreundlichkeit und Flexibilität müssen wir noch stärker herausarbeiten." Im Übrigen wolle die Stadt "die Digitalisierung aktiv begleiten". Die Stadt sei aber bei der Infrastruktur auf die Telekom angewiesen: "Unser Rathaus anzubinden ist ein Jammerspiel."

Der Verkehr ist für Geretsried ein Dauerbrenner. Zwar zeichnet sich nach Müllers Worten für Ausbau und Verlegung der B 11 ein Ergebnis ab. Die Pläne lägen beim Staatlichen Straßenbauamt. Auf die Anbindung an die S-Bahn wartet die Stadt hingegen seit Jahrzehnten vergeblich. Der Bürgermeister zeigte unter Gelächter des Saals auf den 20 Jahre alten Flächennutzungsplan: "Sie sehen hier gestrichelt eine S-Bahn eingezeichnet." Er habe das Thema gerade mit Verkehrsminister Christian Bernreiter besprochen. "Das kann's doch nicht sein, dass wir Jahre und Jahrzehnte diskutieren und nichts geht weiter!", rief er aus.

Ebenso energisch machte Müller jegliche Hoffnung auf einen Schnellbus von Geretsried zum Münchner Hauptbahnhof zunichte. Man müsse sich klar machen, sagte er, dass Buse in die Zuständigkeit der Landkreise fielen. Ein Bus nach München durchschneide mehrere Landkreise; es sei "Traumtänzerei" zu erwarten, dass sie die Aufgabe übernähmen.

Michael Kling hat einen Antrag auf eine Kneippanlage eingebracht, der im Stadtrat behandelt werden soll. (Foto: Hartmut Pöstges)

Ein einziger Antrag war zur Bürgerversammlung im Rathaus eingegangen. Michael Kling wünscht sich eine Kneippanlage für die Innenstadt. Dies werde er in den Stadtrat einbringen, sagte Müller.

Vize-Landrat Holz: "Wir sind überfordert"

Thomas Holz (CSU) sprach als Stellvertreter des Landrats zur Versammlung. Er würdigte die Geretsrieder Stadtentwicklung, das große Wohnbauprojekt an der Banater Straße, die Neue Mitte und die Geothermie-Pläne. Er sagte, für einen Familienstützpunkt in Geretsried gebe es zwei potenzielle Träger, die Auswahl erfolge demnächst. Auch der Radweg Geretsried-Bad Tölz sei in Arbeit.

Ausführlich ging Holz auf die Probleme der Unterbringung Geflüchteter ein. Derzeit lebten 2978 Asylsuchende und Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine im Landkreis. Nur die Städte Geretsried, Bad Tölz und Wolfratshausen sowie die Gemeinden Kochel am See und Jachenau erfüllten die Aufnahmequote. "Wir sind schlichtweg überfordert. Es geht nicht mehr", sagte er. Nach einer Auszeit wegen der Hagelkatastrophe in und um Benediktbeuern werde die Regierung von Januar an wieder Geflüchtete in den Landkreis schicken. Holz sagte mit Blick auf die Beschlüsse der Bund-Länder-Konferenz zu Asyl und Migration: "Eine Entlastung werden wir so schnell leider nicht spüren." Und er betonte: "Von der Integration rede ich gar nicht. Integration ist nicht mehr möglich."

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