Geretsried:Anhaltende Verunsicherung

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Der Geretsrieder Stadtrat plagt sich eine Stunde lang mit dem anhaltenden Trinkwasser-Problem

Von Thekla Krausseneck

In der Geretsrieder Trinkwasser-Debatte bleibt der Druck hoch. (Foto: Hartmut Pöstges)

Es hat sich längst zum Dauerbrennerthema entwickelt, und daran wird sich wohl in absehbarer Zeit nichts ändern: Das Trinkwasser stand am Dienstagabend auf der Tagesordnung des Geretsrieder Stadtrats. Im Grunde ging es dabei nur um eine Sachstandsinformation. Doch in der einstündigen Diskussion zeigte sich, dass es Verunsicherung nicht nur innerhalb der Bevölkerung gibt, sondern auch in den Reihen der Stadträte.

Stadtwerkeleiter Jan Dühring nutzte deshalb erneut die Gelegenheit zu betonen, dass die Stadtwerke die Chlor- und Abkochanweisung des Gesundheitsamts nicht für gerechtfertigt halten, sich aber nicht grundsätzlich gegen den Einbau einer Ultrafiltrationsanlage stellen, sofern ein unabhängiges Gutachten diese Forderung unterstützt. Ein solches Gutachten erwartet die Stadt in der kommenden Woche, beauftragt wurde das Technologiezentrum Wasser. "Angenommen, die empfehlen auch die Filtration, dann ist ohnehin klar, wohin der Zug fährt", sagte Stadtwerkeleiter Jan Dühring. Sollte das Zentrum jedoch die Meinung der Stadt Geretsried teilen, wird das Gutachten als Argument zu der Klage miteingereicht, die die Stadt beim Verwaltungsgericht erhoben hat.

Die Idee, eine mobile Filtrationsanlage zu installieren, kann vermutlich nicht umgesetzt werden. Das Technische Hilfswerk besitze zwar 15 solcher Anlagen in Deutschland, die allerdings vorrangig in Krisengebieten und Flüchtlingslagern eingesetzt würden, sagte Jürgen Schmidt, Leiter der technischen Abteilung der Stadtwerke. "Die sind bei Weitem nicht groß genug, um eine Stadt wie Geretsried zu versorgen." Er hatte in den vergangenen Tagen in diese Richtung recherchiert, ein Anbieter habe bisher noch keine Rückmeldung gegeben. Dass dessen mobile Filtrationsanlage nutzbar ist, "kann ich mir aber nicht vorstellen", erklärte Schmidt.

Vor allem die CSU-Fraktion forderte eine schnellstmögliche Lösung des Problems. Deren Sprecher Volker Reeh, der hauptberuflich Lebensmittelhändler ist, kritisierte, er könne das Wasser derzeit nicht verwenden, da es nicht der Trinkwasserverordnung entspreche. "Das macht einen nachdenklich", sagte Reeh. "Wir müssen zeitnah was tun. Es ist unerträglich, als Unternehmer derzeit in Geretsried zu arbeiten, wenn man mit Lebensmitteln zu tun hat." Auch Seniorenreferentin Sabine Gus-Mayer bemängelte den aktuellen Missstand: "Die UV-Anlage ist nicht imstande, uns dauerhaft sauberes Wasser zu liefern." Die Biologin wählte ein Beispiel aus ihrem eigenen Fachbereich: Wer einmal totes, abgehangenes Fleisch unter dem Mikroskop betrachtet und gesehen habe, "was da alles rumwuselt", der esse für den Rest seines Lebens kein Steak mehr. "Wenn das in unserem Wasser ist, müssen wir das wissen."

© SZ vom 30.01.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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