Gemeinsames Hallenbad:Ausgebadet

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Die große Schwimmhalle in Geretsried ist Geschichte: Der Wolfratshauser Stadtrat lehnt das gemeinsame Projekt ab. Im Norden des Landkreises könnte es bald weit und breit kein Hallenbad mehr geben

Von Konstantin Kaip, Wolfratshausen

Das interkommunale Hallenbad in Geretsried ist gescheitert - wenn auch denkbar knapp. Für eine Beteiligung an den Betriebskosten, die Bedingung für ein gemeinsames Bad gewesen wäre, fand sich am Dienstag im Wolfratshauser Stadtrat keine Mehrheit. Mit zwölf zu zwölf Stimmen hat das Gremium einen entsprechenden Antrag von SPD, Grünen und den CSU-Stadträten Günther Eibl und Alfred Fraas abgelehnt.

Die Fraktionen von SPD und Grünen stimmten geschlossen für die Beteiligung, bei der CSU votierten neben Eibl und Fraas auch Peter Plößl und Claudia Drexl dafür. Die Hoffnung, dass sie die für die Mehrheit nötige weitere Stimme erhalten würden, bewahrheitete sich indes nicht: In der CSU lehnten Helmuth Holzheu, Manfred Fleischer und Renate Tilke den Antrag ab, Richard Kugler war im Ausland. Mit Nein stimmten zudem alle Stadträte der Bürgervereinigung (BVW) mit Bürgermeister Klaus Heilinglechner.

Vor der Abstimmung tauschten die Stadträte Appelle und Erklärungen aus. Die Stadt sei gesetzlich verpflichtet, Schwimmunterricht zu ermöglichen, sagte SPD-Fraktionssprecher Fritz Meixner. Für das interkommunale Bad gebe es keine Alternative. Ohne ein großes Bad in Geretsried würden sich "die Schwimmöglichkeiten im Nordlandkreis in absehbarer Zeit reduzieren", warnte er. Schließlich sind die bestehenden Hallenbäder in Ascholding und in Geretsried seit Jahren marode und von der Schließung bedroht. Und das Lehrschwimmbecken in Weidach ist bereits wegen eines Defekts geschlossen. Selbst wenn es saniert werde, könne es ein Schwimmbad mit großem Becken nicht ersetzen, sagte Meixner. Die geforderte Beteiligung sei "finanziell mehr als nur vertretbar". Günstiger sei ein Schwimmbad so bald nicht zu bekommen.

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(Foto: Hartmut Pöstges)

Das gemeinsame Projekt Hallenbad gilt wegen der fehlenden Mehrheit als abgelehnt.

Zwölf Wolfratshauser Stadträte heben die Hand zum Nein: Damit gibt es keine Mehrheit für das Hallenbad in Geretsried.

Das zwölf Millionen Euro teure interkommunale Bad hätte ein jährliches Betriebskostendefizit von zirka 750 000 Euro gehabt. Den Großteil hätte Geretsried getragen, Wolfratshausen hätte 105 000 Euro übernehmen müssen. Der Zweite Bürgermeister Fritz Schnaller (SPD) betonte die "zweite Dimension" der Entscheidung: ein Signal, dass die "stolze Stadt Wolfratshausen" zu einer fruchtbaren Kooperation mit der Nachbarstadt fähig sei, auf die man auch künftig angewiesen sei. "Wir beschließen heute, wie unsere städtische Reputation im Nordlandkreis weiter aussieht."

Davon ließ sich die Bürgervereinigung jedoch nicht beeindrucken. Es gehe nicht um das Schulschwimmen, zu dem man sich stets bekannt habe, erklärte Ulrike Krischke für die BVW. Sondern darüber, "ob wir über die bereits gemachten Zusagen hinaus einem weiteren Kostenblock zustimmen". Das Nein ihrer Fraktion sei eine "rein finanzielle, keine ideelle Entscheidung", sagte Krischke und erinnerte an die frühere einstimmige Ablehnung einer Betriebskostenübernahme. Für eine Beteiligung am öffentlichen Badebetrieb gebe es keine rechtliche Grundlage, sagte sie. Sonst müsse man sich auch an den Bädern in Pullach und Penzberg beteiligen.

Grünen-Sprecherin Annette Heinloth warf der BVW "Schofeligkeit" vor. Die Argumentation sei "rückwärts gewandt". Es gehe darum, ob man "Millionen von Planungskosten in den Sand setzen oder ein Problem lösen" wolle. "Wolfratshausen wird sich in den nächsten zehn, 15 Jahren kein Hallenbad leisten können", hatte CSU-Sprecher Eibl zuvor erklärt. "Jeder muss sich entscheiden, ob er auf der Seite der Chancen oder der Risiken steht." Am Ende siegten wie so oft die Bedenkenträger. Heilinglechner begrüßte den Entschluss: "Wir werden jetzt die Alternativen prüfen." Bevor er sich mit den anderen Gemeinden in Verbindung setze, wolle er "abwarten, was Geretsried macht".

© SZ vom 15.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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