Gelting:Ponyhof steht vor dem Aus

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Das Verwaltungsgericht sieht keine Chance, den schwarz gebauten therapeutischen Reitplatz nachträglich zu genehmigen. Auf einen Kompromissvorschlag geht das Landratsamt nicht ein.

Ingrid Hügenell und Lenka Jaloviecova

Die Tage des therapeutischen Reitens in Gelting scheinen gezählt. Aus Angst vor Bezugsfällen wollen Stadt Geretsried und Landratsamt den Sandplatz des Ponyhofs Ziegelei in Geretsried nicht dulden. Barbara Vorsteher, die die Einrichtung aufgebaut hat und betreibt, würde den Ponyhof auflösen, wenn es den Platz nicht mehr gäbe.

Beim Augenscheintermin am Reitplatz des Ponyhofs Lauterbach in Gelting: Barbara Vorsteher hofft, dass der Reitplatz bleiben darf. Richter Volker Berberich schlägt eine Duldung vor, doch die Behördenvertreter lehnen ab. (Foto: Hartmut Pöstges)

Die Ponys und Pferde müssten auf festem Untergrund ruhig laufen können, damit sie nicht umknickten, erklärt die Therapeutin. "Ich kann die Kinder die Ponys nicht auf einer Wiese führen lassen." Wenn die Tiere fressen wollten, würden sie die Kinder mitziehen und eventuell sogar umreißen, das sei viel zu gefährlich. Mehr als hundert Kinder reiten dort.

Ein Neuanfang koste sie zu viel Kraft, sagt Vorsteher. Sie ist 62 Jahre alt und hat in ihr heilpädagogisches und psychotherapeutisches Projekt viel investiert - auch finanziell. Etwa 20 000 Euro habe der Reitplatz gekostet, sagt sie.

Die Angelegenheit wurde am gestrigen Donnerstag vom Verwaltungsgericht an Ort und Stelle verhandelt. Der Platz ist etwa 20 auf 40 Meter groß und liegt inmitten von Wiesen neben einem Schuppen, etwa 400 Meter vom Ponyhof entfernt. Dass der Platz ohne Genehmigung und mithin als Schwarzbau errichtet wurde, ist unstrittig. Aufgefallen ist das aber nur, weil ein Nachbar die Stadt darauf aufmerksam machte.

Stadt und Landratsamt verlangen, dass der Reitplatz entfernt wird. Walter Neumann, der Landwirt, dem das Grundstück gehört, hat beim Verwaltungsgericht auf Genehmigung geklagt. Bei der mündlichen Verhandlung im Anschluss an den Ortstermin machte Verwaltungsrichter Richter Volker Berberich deutlich, dass er keine Chance sieht, den Platz zu genehmigen. Denn er liegt eindeutig im Außenbereich. Dort dürfen nur Landwirte bauen. Neumann hat seinen Bauernhof aber vor Jahren ins Ostallgäu verlegt - er bekam bei dem Hof, der heute den Ponyhof beherbergt, kein Wohnhaus genehmigt. Die Tierhaltung und seine Flächen in Gelting, die er auch bewirtschaftet, reichen für eine Privilegierung nicht aus. Vorstehers Ponyhof gilt als gewerbliche Nutzung.

Richter Berberich schlug vor, die Stadt könne den Platz dulden, solange nicht etwas Größeres entstehe. "Therapeutisches Reiten ist wichtig. Man kann es nicht in einem Gewerbegebiet ansiedeln", sagte er. Auch stelle der von Wiesen umgebene Platz "keinen großen Eingriff" in die Natur dar. Er warnte die Kläger jedoch vor: "Erwarten Sie aber nicht zu viel, es sind Behördenvertreter." Der Richter behielt recht. Eine Duldung lehnten die Behörden ab. Stattdessen bot Korbinian Heinzeller, Prozessvertreter der Regierung von Oberbayern, eine verlängerte Frist bis Ende 2013 an. Bis dahin sollte der Reitplatz entfernt werden.

Christian Schellhorn vom Landratsamt bestand darauf, dass man eben keinen Bezugsfall wolle. "Der Druck nach Reitplätzen ist sehr groß", sagte er der SZ. Genehmige man diesen, würden "Tür und Tor geöffnet für alle". Den Platz als Sondergebiet auszuweisen und den Reitplatz so genehmigungsfähig zu machen, sei nicht gewünscht, sagte Raimund Stumpfhauser vom Geretsrieder Bauamt: "Der Stadtrat hat zu allem Nein gesagt." Nach kurzer Beratung mit ihrem Rechtsanwalt Stevan Krnjaic teilten Neumann und Vorsteher mit, sich auf die Auslauffrist nicht einlassen zu wollen. Neumann will nun den Weg durch die Instanzen beschreiten, sollte das Urteil der Verwaltungsgerichts negativ ausfallen. Es lag bei Redaktionsschluss nicht vor.

© SZ vom 15.06.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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