Geglückter Versuch in Waldram:Die Sprache lebt - es lebe die Sprache

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Pausenplausch in Sankt Matthias: Der erste Poetry Slam der Waldramer Schulen war, wie das Moderatorenduo hieß: ein "Reimrausch". (Foto: privat)

Die Schulen von Sankt Matthias haben viel Freude an ihrem ersten Poetry Slam

Smartphone und Kurznachrichten lassen den Sinn der Jugendlichen für Sprache und Schreiben verkümmern, so wird oft vermutet. Dass an dieser Befürchtung wenig dran ist, konnte man, so berichtet die Schulleitung, bei einem Poetry Slam beobachten, der zum ersten Mal von den Schulen Sankt Matthias in Waldram in Zusammenarbeit mit dem Moderatorenduo Reimrausch veranstaltet wurde. Mic Mehler und Christoph Hebenstreit führten die rund 130 Zuhörerinnen und Zuhörer als Slam-Master durch den Abend. Mit selbstgeschriebenen Songs stimmte Valérie Schlott, Schülerin der Klasse 12 am Gymnasium Sankt Matthias, auf den Abend ein.

Sieben professionelle Poetry-Slammerinnen und -Slammer traten in zwei Runden gegeneinander an. Im ersten Durchgang bewertete eine sechsköpfige, zufällig aus dem Publikum ausgewählte Jury die einzelnen Beiträge. Wie es sich für eine Schule gehört, wurde die Wertung auf einer Kreidetafel angezeigt. Die Poetinnen und Poeten präsentierten mit ihren Texten die gesamte Bandbreite ihrer Kunst. Christian, alias CSL, eröffnete mit einem selbstironischen und rasanten Text über AD(H)S. Julia Landes schlug nach ihm viel leisere Töne an, als sie mit ihrem Beitrag über Menschen im Park ihre Beobachtungsgabe bewies. Verena Richter bot eine wortgewandte Reflexion über den russischen Eintopf "Borschtsch", und Johanna Büntig berührte wohl alle Zuhörer mit ihrem emotionalen Liebesgedicht.

Letztlich erhielten Max Osswald ("Gott ist ein Kuchen", gewagt in einer katholischen Schule und vielleicht auch deswegen so ein großer Erfolg), Bert Uschner (mit kritischen und daher sehr unterhaltsamen Überlegungen zu Weihnachtsliedern für Kinder) und Georg Kehrer (mit einem aufwühlenden und bewegenden Text über rumänische Kinderprostituierte) die höchsten Bewertungen in der ersten Runde und sicherten sich so einen Platz im Finale. Dort stellten sie sich mit einem zweiten Text der Bewertung durch das gesamte Publikum. Max Osswald erhielt für seinen bissigen und humorvollen Beitrag über die schöne Scheinwelt auf Instagram, Kryptowährungen und Erfolgscoaches den meisten Applaus und war somit der Sieger des Abends.

Damit zwischen Mensaessen, Borschtsch und Kuchen niemand hungrig blieb, sorgte die Klasse 12 für die Verpflegung der Gäste. Für Schulleiter Ralf Wiechmann und die Religionspädagogische Leiterin Sabrina Niehenke steht fest: "Es war ein von der ersten bis zur letzten Minute gelungener und vor allem spannender Abend. Doch welches spektakuläre Aufgebot sorgte hier eigentlich für Spannung? Allein die Sprache. Selbstgeschrieben, vorgetragen und belauscht. Verkümmerung des Sprachsinnes durch das Smartphone - wo ist sie?"

© SZ vom 15.12.2018 / SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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