Gefährliche "Rennstrecke":Mehr Kontrollen am Kesselberg

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Zum Start in die Motorradsaison kündigt die Polizei verstärkte Tempomessungen an. Am Samstag gab es in der sogenannten "Schaukurve" den ersten Schwerverletzten des Jahres - einen Radfahrer.

Klaus Schieder

Sie legen sich fast bis zum Boden in die Kurve, verlieren die Kontrolle über ihre Maschine und rutschen auf die Gegenfahrbahn, wo sie dann gegen ein Auto prallen: Auf diese oder ähnliche Weise passieren jedes Jahr schwere Motorradunfälle auf dem Kesselberg von Kochel am See nach Walchensee. Voriges Jahr starb ein Biker auf der berühmten Serpentinenroute, 14 wurden verletzt - eine eher durchschnittliche Unfallbilanz auf dieser kurvenreichen Straße.

Zu Beginn der Motorradsaison kündigt die Polizei verstärkte Kontrollen an bekannten "Rennstrecken" wie dem Kesselberg an. (Foto: wor)

Zum Beginn der Motorradsaison kündigt das Polizeipräsidium Oberbayern nun verstärkte Kontrollen vor allem an bekannten "Rennstrecken" wie dem Kesselberg und dem Sudelfeld an. Man werde "vermehrt Geschwindigkeitsüberwachungen durchführen", teilt Pressesprecher Stefan Sonntag mit. "Der Einsatz von Lasermessgeräten werde "weiter forciert". Damit will die Polizei zum einen Tempoverstöße an Ort und Stelle ahnden, zum anderen mit den Zweiradfahrern auch gleich ins Gespräch kommen.

Dies dürfte ganz im Sinne von Kochels Bürgermeister Thomas Holz (CSU) sein, der voriges Jahr mehr Kontrollen auf dem Kesselberg gefordert hatte, auf dem Tempo 60 und ein Überholverbot gelten. Die Serpentinenstrecke "ist und bleibt ein Brennpunkt", meint auch der Leiter der Tölzer Polizeiinspektion, Bernhard Gigl. Neben der Überwachung setzt das Polizeipräsidium Oberbayern auf Prävention und grenzüberschreitende Kooperation.

So findet heuer ein Informationstag mit ökumenischem Gottesdienst am Samstag, 5. Mai, auf dem Sudelfeld statt. Außerdem werde "die bereits im letzten Jahr erfolgreiche Zusammenarbeit von Tiroler und bayerischer Polizei bei Motorradkontrollen fortgesetzt", avisiert Pressesprecher Sonntag. Auf den etwa 15 000 Straßenkilometern, für die das Polizeipräsidium in Rosenheim zuständig ist, kamen vergangenes Jahr 19 Kradfahrer ums Leben, 1019 erlitten Verletzungen.

Die Zahl der Unfälle, an denen Biker beteiligt waren, stieg um 9,2 Prozent, die Zahl der Verletzten unter ihnen gar um 11,8 Prozent. Die Unfallursache war meist zu hohes Tempo. Der Eindruck, dass viele Motorradfahrer nur Gas und Kupplung an ihrer Maschine kennen, ist jedoch falsch.

Dies bekräftigt zum Beispiel Messtechnikerin Wilma Böttinger im jüngsten Jahresbericht des Zweckverbands Kommunale Verkehrssicherheit Oberland. Dass Biker generell schneller unterwegs seien als andere, "trifft innerorts nicht zu", erklärt sie. Auch für die Tölzer Polizei ist das Rasen von Bikern ein Minderheitenproblem.

Zum Saisonbeginn gibt das Polizeipräsidium den Motorradfahrern einige Tipps: So sollten sie ihr Zweirad nach dem Winter technisch überprüfen, vor allem Bremsen, Reifen und Beleuchtung, ebenso auch die Schutzkleidung. Außerdem sollten sie sich vor einer längeren Tour "erst einmal mit Fahrübungen an die Maschine gewöhnen", so Sonntag. Und sie sollten einen "dosierten Umgang mit dem Gasgriff und eine vorausschauende Fahrweise" pflegen.

Am Kesselberg ist es am Samstag bereits zu einem schweren Unfall gekommen. Allerdings mit einem Radfahrer, nicht mit einem Biker. Ein 35-Jähriger aus Böhl-Iggelheim fuhr nachmittags auf der Bundesstraße 11 nach Kochel bergabwärts. Vor der sogenannten "Schaukurve" überholte er trotz Verbots drei Autos. Dabei touchierte er das mittlere der drei Fahrzeuge, das ein 31-jähriger Fahrer aus Tirol steuerte. Der Radler stürzte und erlitt trotz Sturzhelms schwere Kopfverletzungen.

© SZ vom 02.04.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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