Frühschoppen zum Nachdenken:Die CSU ohne das C

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Ein Mann mit vielen Gesichtern: Ecco Meineke macht neben der Musik auch Kabarett. In der Loisachhalle präsentierte er einen Mix. (Foto: Hartmut Pöstges)

In der Loisachhalle knöpft sich der Kabarettist Ecco Meineke nicht nur das Thema Ernährung vor

Von Julian Erbersdobler, Wolfratshausen

Gleich zu Beginn geht es um die Wurst, die Veggie-Wurst. Ecco Meineke steht auf der Bühne in der Loisachhalle und spricht über die politische Relevanz einer veganen Currywurst. Und über einen Mann namens Christian Schmidt, den ehemaligen Minister für Ernährung und Landwirtschaft. Der war der Ansicht, dass man Wurst nur so nennen darf, wenn denn auch Wurst drin ist. Der Münchner Kabarettist und Jazzmusiker Meineke folgt dieser Logik. Deshalb nennt er die CSU auch nur noch SU. "Das C für Christlich lasse ich weg", sagt er. "Da halte ich es wie Christian Schmidt."

Sieben Jahre lang war Ecco Meineke Mitglied und Autor der "Münchner Lach- und Schießgesellschaft". In der Loisachhalle präsentiert er einen Mix aus seinem Kabarettprogramm "Das Thema ist gegessen", seinem Chansons-Arrangement und einigen Jazz-Nummern. Die musikalische Begleitung übernimmt der Pianist Andy Lutter, der das Münchner Jazzfest leitet. Dass auffallend viele Stühle in der Loisachhalle freibleiben, liegt weniger an den beiden Künstlern, sondern wohl mehr am Termin: Kabarettistischer Frühshoppen an einem heißen Sonntagvormittag.

Meineke bezeichnet sich selbst als "multiple Persönlichkeit". Auf der Bühne beweist er, dass die Diagnose zumindest nicht aus der Luft gegriffen ist. Immer wieder verkörpert er andere Menschen. Den Rentner mit Schiebermütze, der mit seinem Gebiss kämpft. Den Schwaben, der das wunderbar schwachsinnige Wort "Coffee-Cup-Cleaning-Exekutive" erfindet. Die PR-Frau aus Österreich, die Fleisch aus Petri-Schalen an den Mann bringt.

Zwischendrin wird Musik gemacht. Unter anderem spielen Meineke und Lutter auch einen Song über Pastinaken, der nichts mit Pastinaken zu tun hat. Das Lied bezieht sich auf eine politische Kunstaktion im Gasteig und den Münchner Kammerspielen. Die Pastinake als Sinnbild für das Fremde, eng verknüpft mit all den Ressentiments. "Sie nehmen unseren Kindern die Studienplätze weg", singt Ecco Meineke. Es ist eine eingängige Nummer mit einer klaren Haltung zur Flüchtlingsthematik. Charmant, aber dennoch mit der nötigen Wucht.

Im Kabarett-Part des Programms dreht sich in der Loisachhalle alles um das Thema Essen. Besonders die langwierige Vor- und Nachbereitung beschäftigt den Münchner, die Rezept-Recherche, das Einkaufen, das Kochen, das Abspülen. "In der Zeit habe ich ein Start-up-Unternehmen gegründet und an die Börse gebracht", sagt er.

Besonders amüsant schildert Meineke, wie eine seiner Figuren im Supermarkt daran scheitert, bestimmte Lebensmittel zu finden. Statt Zitronengras und Kokosmilch landet er schließlich bei Wodka und Tequila. Am Ende ist die Verzweiflung seiner Figur so groß, dass er Kontakt zum Allmächtigen aufnimmt: "Herr, warum prüfst du mich?"

© SZ vom 03.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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