Folgen des Hochwassers:Isar hat sich neue Wege gesucht

Lesezeit: 2 min

Das Hochwasser der letzten Wochen ist nicht ohne Folgen geblieben. Bei Weidach ist ein neuer Hauptarm entstanden - zur Freude der Flussregenpfeifer.

Marlene Weiss

Beim Hochwasser in der vergangenen Woche hat die Isar ihren Lauf teils stark verändert. Bei Weidach ist ein neuer westlicher Hauptarm entstanden. Zwischen Geretsried und Ascholding hat sich die Isar zurück auf die Geretsrieder Seite verlagert. Der Ascholdinger Arm sei für ungeübte Kanufahrer lebensgefährlich, warnt Isarranger Bernhard März.

 Isarranger Andreas Huber begutachtet den neuen Flusslauf bei Weidach.  (Foto: Hartmut Pöstges)

Am Isarspitz bei Weidach haben die Wassermassen, die seit dem Hochwasser der vergangenen Woche flussabwärts rauschen, die Landschaft völlig neu gestaltet. Westlich des alten Verlaufs strömt die Isar jetzt mitten durch einen Weiden- und Erlenhain. Dort floss die Isar zuletzt vor drei Jahrzehnten. Beim erneuten Durchbruch hat sie ein Stück des Wanderwegs mitgerissen und eine mächtige Erle zu Fall gebracht. Weiter flussabwärts hat sich ein zweiter Hauptarm gebildet, durch den nach Einschätzung von Isarranger Andreas Huber mindestens ein Drittel des Wassers fließt.

Die beiden Flussarme erzeugen mehrere Inseln von jeweils einigen hundert Quadratmetern Fläche. Vor dem Hochwasser nistete dort der seltene Flussregenpfeifer (wir berichteten). Die Nester habe vermutlich die Flut mitgerissen, sagt Huber. Für den Flussregenpfeifer sei das Hochwasser trotzdem eher positiv: Auf der neu entstandenen Insel sei er ungestört, und die Brutzeit dauere ohnehin noch an. "Ich habe schon Balzrufe gehört", sagt der Isarranger. Die Schilder, die das Brutgebiet absperrten, hat er in letzter Sekunde vor dem Hochwasser gerettet, jetzt sind sie überflüssig.

Auch weiter südlich, zwischen Tattenkofener Brücke und Wolfratshausen, hat sich der Flusslauf verändert. Nachdem ein Großteil des Isarwassers seit dem vergangenen Jahr durch einen neuen Arm auf der Ascholdinger Seite floss, hat sich der Fluss jetzt wieder stärker auf die Geretsrieder Seite verlagert. Heribert Zintl vom Bund Naturschutz ist die Strecke mit dem Kajak abgefahren. Oberhalb der Stelle, wo der Ascholdinger Arm abzweigt, gebe es einen neuen Durchbruch auf der Geretsrieder Seite, sagt er. Der sei zwar noch die beste Wahl für Kajaks. "Aber wo er wieder in den Mittelarm mündet, gibt es Wirbel und schwierige Wellen von der Seite", sagt der versierte Kanufahrer.

Isarranger Bernhard März warnt Laien davor, das Gebiet dieser Tage zu befahren: "Der Ascholdinger Arm ist noch verwinkelter geworden, für ungeübte Fahrer ist er effektiv lebensgefährlich", sagt er. Das trübe Wasser verberge mehr Hindernisse denn je. Schon im letzten Jahr hätten mehrmals Freizeitfahrer gerettet werden müssen.

Insgesamt scheint die Natur eher profitiert zu haben. "Wenn das Hochwasser wie heuer ein bis zwei Wochen anhält, hat der Fluss Zeit, sich neu einzugraben", sagt Bernhard März. Auch Andreas Huber freut sich. Die Deutsche Tamariske etwa, ein seltener Strauch, sei auf Kiesumlagerungen angewiesen. Und in der neuen Flusslandschaft gebe es Lebensraum für Zaunkönige, Eisvögel und Fische.

© SZ vom 11.06.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: