Flüchtlinge:"Was die leisten, ist absolut großartig"

Lesezeit: 2 min

Andrea Grundhuber würdigt die 20 Ehrenamtlichen, die nunmehr 50 Asylbewerber in Bad Tölz betreuen, Hausaufgabenbetreuung für die Kinder organisieren und auch Analphabeten Sprachunterricht geben.

Von Johann Fährmann

Seit zwei Jahren betreuen Ehrenamtliche die Asylbewerber in Bad Tölz. "Wir sind gut aufgestellt und expandieren ständig. Aber unser Bedarf ist weiterhin groß", sagt Andrea Grundhuber. Sie ist die Integrationsbeauftragte des Tölzer Stadtrats und betreut den Helferkreis Asylbewerber.

Dessen Hilfe beruht auf Betreuung und Beratung. Neben dem Sprachunterricht in gemischten Klassen und der Hausaufgabenbetreuung für Schüler unterstützen Paten ganze Familien bei täglichen Aufgaben. Ziel sei es, eine echte Willkommenskultur zu etablieren, mit der die Integration gelingen könne.

Etwa 20 aktive Ehrenamtliche stemmen die ganze Arbeit. "Was die leisten, ist absolut großartig und muss gewürdigt werden", sagt Grundhuber. Die Ehrenamtlichen brächten allesamt viel Zeit und ihre unterschiedlichen Fähigkeiten ein. "Und es macht wirklich Spaß. Jeder Helfer lernt auch für sich etwas hinzu", sagt Rita Knollmann, die Leiterin des Mehrgenerationenhauses, das die Asylhelfer seit einem Jahr unterstützt.

Aber perfekt ist die Situation selbst mit dieser Hilfe noch nicht. Die Hausaufgabenbetreuung finde auch mal in Knollmanns Büro statt, "dann muss ich halt die Putzfrau heimschicken", sagt Knollmann lachend. "Und Beratungsgespräche halte ich auch mal beim Spazierengehen ab, weil der Raum oft einfach fehlt."

Die ehrenamtlichen Laien geben Deutschunterricht für die Asylbewerber, die überwiegend aus Syrien stammen. Deren Sprachniveau sei aber sehr unterschiedlich: "Es sind auch viele Analphabeten dabei", sagt Grundhuber. Sechs Helfer betreuen gemeinsam drei Termine pro Woche, an denen je zwei Stunden lang unterrichtet wird. "Die Klassen sind aber viel zu groß", gibt Grundhuber zu bedenken. Zehn bis 20 Asylbewerber verschiedenen Alters wollen pro Gruppe Deutsch lernen. Die Schulkinder, die bei ihren Hausaufgaben individuell betreut werden, sind zwischen acht und neun Jahre alt und müssen die Sprache sowie das Alphabet oft von Grund auf lernen.

Derzeit wohnen viele der etwa 50 Asylbewerber in der General-Patton-Straße. Es gebe mit ihnen nicht mehr oder weniger Probleme als unter deutschen Nachbarn, auch wenn viele verschiedene Ethnien, die in ihrer Heimat teils verfeindet seien, auf engem Raum zusammenleben. Die motivierten ehrenamtlichen Laien würden sich professionelle Unterstützung wünschen, etwa von Sozialpädagogen. "Wir wissen ja oft nicht, wie es denen geht, ob sie traumatisiert sind. Viele sind sehr verschlossen", sagt Grundhuber.

Das Geld, das der Helferkreis verwendet, komme aus Spenden. "Wir sind aber unglaublich sparsam", sagt Grundhuber. Dennoch werden neue Spenden jederzeit benötigt. Vor allem würde sich der Helferkreis aber über neue Mitglieder freuen. Akut suche man jemanden, der die mobile Radlwerkstatt betreut. Mit der werden die Fahrräder gepflegt, welche die Asylbewerber spendiert bekommen haben. Über das Internet kommunizieren die Asylbewerber mit Freunden und Familien, die noch in der Heimat oder in anderen Ländern sind. Dafür hat ihnen der Helferkreis Computer und Internetzugänge in der Stadtbibliothek und im Jugendcafé verschafft. Jetzt sucht man noch technikversierte Helfer sowie W-Lan-fähige Laptops und Bildschirme. Freiwillige können sich unter Telefon 08041/9937 bei Andrea Grundhuber melden.

© SZ vom 29.11.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: