"Bürger haben wie verrückt gespendet":Sozialreferentin würdigt Engagement für Flüchtlinge

Lesezeit: 2 min

"Ich bin wahnsinnig enttäuscht", erklärte die Integrationsreferentin im Stadtrat, Sabine Lorenz (CSU). (Foto: Harry Wolfsbauer)

Sabine Lorenz erinnert im Geretsrieder Stadtrat an die Ankunft afghanischer Ortskräfte und ukrainischer Geflüchteter.

Von Susanne Hauck, Geretsried

Die große Zahl an Flüchtlingen habe die Stadt Geretsried und die Helfenden in diesem Jahr an den Rand ihrer Kräfte gebracht, aber der Zusammenhalt sei einmalig gewesen. Das berichtete Sabine Lorenz (CSU), Referentin für Soziales, Inklusion und Integration, am Dienstag im Geretsrieder Stadtrat. Gleich Anfang des Jahres seien 150 afghanische Ortskräfte angekommen, die mitten im Winter untergebracht und versorgt werden mussten. Darunter seien 50 Kinder aller Altersstufen gewesen, "die uns zum Teil barfuß entgegenkamen", so Lorenz. Die Verständigung sei schwierig gewesen, da die Neuankömmlinge kaum Deutsch oder Englisch sprachen. Mittlerweile aber gebe es viele Sprachkurse.

Während Lorenz mit Kritik an der Bundesregierung nicht sparte, die das Problem durchreiche, hatte sie für die lokalen Helfer und Vereine nur Lob. "Alle haben ohne Zögern geholfen, und die Bürger haben warme Sachen wie verrückt gespendet." Der AWO-Kleidermarkt habe seine Pforten für die Bedürftigen aufgemacht, "und war hinterher leer". Auch den Behörden bescheinigte sie eine unbürokratische Zusammenarbeit, so seien die Zuständigen im Landratsamt sofort bereit gewesen, für den notwendigen Papierkram nach Geretsried zu fahren, anstatt alle 150 Ortskräfte nach Bad Tölz zu beordern.

Die kulturellen Unterschiede aber seien nicht einfach. "Es gibt sehr viele Ethnien, darunter sehr weltliche, aber auch sehr konservative Muslime." Was Lorenz ebenfalls bedauert, ist der mangelnde Kontakt zu den Ortskräften aufgrund des Zutrittsverbots zur Unterkunft. Die dafür zuständige Regierung von Oberbayern hatte eines der beiden Wohngebäude der Gemeinschaftsunterkunft neben dem Schulzentrum, zwischen Adalbert-Stifter- und Jahnstraße, in ein sogenanntes Übergangswohnheim umgewandelt.

Im April kamen vor dem Krieg geflüchtete Ukrainer, wieder musste die Turnhalle hergerichtet werden. In diesem Fall sprangen aber laut der Sozialreferentin viele ukrainischstämmige Geretsrieder ihren Landsleuten zur Seite: "Sie haben alles organisiert, von der Kleidung bis zum Sprachkurs, das war der Wahnsinn." Und auch jetzt sei der Druck groß und die Turnhalle nicht leer, da wieder mehr Geflüchtete aus dem Irak und anderen Ländern kämen.

Lorenz warf auch einen Blick auf die Situation der Behinderten. Alles in allem stehe Geretsried nicht schlecht da. Kleine Hindernisse wie schwierig zu öffnende Türen im Hallenbad seien beseitigt worden, es werde an barrierefreien Bushaltestellen gearbeitet und eine Liste mit behindertengerechten öffentlichen WCs im Stadtgebiet erstellt, zudem sollen die Ampelanlagen in den nächsten Jahren mit akustischen Signalen ausgestattet werden.

Wolfgang Werner (SPD) erkundigte sich nach der Situation der Obdachlosen. Es lebe niemand direkt auf der Straße, antwortete Lorenz, aber die Notunterkunft sei voll. Angesichts der Energiekrise und der winterlichen Temperaturen hält sie es für notwendig, sich Gedanken über eine Wärmestube zu machen, auch wenn die Wohnungslosen derzeit in die Einrichtung nach Wolfratshausen fahren, um der Kälte zu entkommen.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: