Flüchtlinge:Auf dem langen Dienstweg

Lesezeit: 2 min

Das Wolfratshauser Forstamt steht seit 2007 leer. Der Kreis will es abreißen und eine Flüchtlingsunterkunft bauen. Vor 2016 wird die aber kaum stehen. (Foto: Hartmut Pöstges)

Während die Anzahl der Flüchtlinge weiter steigt, bleiben staatliche Immobilien in Wolfratshausen ungenutzt

Von Matthias Köpf, Wolfratshausen

Im Landkreis steigt von Woche zu Woche nicht nur die Anzahl der Menschen, die ihre Heimatländer verlassen haben und hier Zuflucht finden. Auch die Prognosen steigen weiter, inzwischen erwartet Landkreis-Sprecher Hans-Ulrich Menrad eine Verdopplung auf 1400 Menschen bis Ende des Jahres. Während Kreis und Kommunen ihr Möglichstes tun, stelle sich der Freistaat seiner Aufgabe nicht, kritisiert der Wolfratshauser Bürgermeister Klaus Heilinglechner (BVW). Dass der Altbau des Vermessungsamts an der Heimgartenstraße einfach abgerissen werden soll, statt ihn für Flüchtlinge herzurichten, nennt der Bürgermeister "schon krass". Und auch der Verkauf des staatseigenen ehemaligen Forstamts in der Königsdorfer Straße an den Landkreis komme offenbar nicht voran.

Der Kreistag hat dieses Geschäft schon im vergangenen Oktober gebilligt, doch vollzogen ist es immer noch nicht. Das habe aber bis vor Kurzem am Landkreis selber gelegen, sagt Kreiskämmerer Ralf Zimmermann. Denn der vereinbarte Kaufpreis von 1,1 Millionen Euro müsse im Kreishaushalt für 2015 bereitstehen, und der sei erst im April von der Regierung als Aufsichtsbehörde genehmigt worden. Inzwischen habe man aber der Immobiliengesellschaft des Freistaats mitgeteilt, dass das Geld bereitstehe. Nun müsse die Angelegenheit wohl via Finanzministerium in den Haushaltsausschuss des Landtags. "Das geht jetzt seinen Gang", sagt Zimmermann, und selbst wenn das alles schnell ginge, würde es aus seiner Sicht nicht viel helfen, denn die Kreisräte wollen nach dem Kauf das alte Forstamt abreißen lassen und dort stattdessen ein massives Gebäude in Ständerbauweise für bis zu 75 Flüchtlinge errichten lassen, das im inneren flexible Grundrisse bietet und so irgendwann auch für andere Zwecke wie preisgünstige Wohnungen genutzt werden könnte. Diesen Neubau will sich der Kreis nach derzeitiger Beschlusslage etwa 3,5 Millionen Euro kosten lassen, die aber wiederum nicht im Haushalt für 2015 enthalten sind. Weil es nach einem Nachtragshaushalt für das laufende Jahr momentan nicht aussehe, werde es vor 2016 mit dem alten Forstamt also nichts, sagt Zimmermann, aus dessen Sicht "die Dringlichkeit nicht gegeben" ist.

Wolfratshausens Bürgermeister sieht das anders. Die Stadt hatte selbst viele Jahre lang vergebens über einen Kauf des Grundstücks verhandelt, aber dafür nur 800 000 Euro geboten, also 300 000 Euro weniger als der Kreis nun zu zahlen bereit ist. Dies spielte sich jedoch zu einer Zeit ab, in denen von dringend benötigten Flüchtlingsunterkünften nicht die Rede war. Jetzt aber drohe die Staatsregierung mit dem Aktivieren von Notfallplänen samt dem Requirieren von Turnhallen, während der Freistaat selbst aus Heilinglechners Sicht wenig beiträgt. So habe er zum angekündigten Abriss des Vermessungsamts in der Heimgartenstraße die Auskunft erhalten, dass ein Umbau zur Flüchtlingsunterkunft zu teuer wäre und ferner Parkplätze gebraucht würden, weil auf dem früheren Parkplatz inzwischen das neue Amtsgebäude steht.

© SZ vom 19.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: