Feiern am Fluss:Isar, Loisach, Jenissei und Sambesi

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Leuchtende Tradition in der Loisachstadt: Die Johanni-Floßprozession in Wolfratshausen ist auch Thema beim ersten Flussfilmfestival. (Foto: Harry Wolfsbauer)

In Wolfratshausen findet im November das erste "Flussfilmfestival" statt - mit zehn prämierten Dokumentationen über das Leben am Wasser

Von Konstantin Kaip, Wolfratshausen

In Wolfratshausen wird es in diesem Jahr zum ersten Mal ein "Flussfilmfestival" geben: In der Loisachhalle und im Wolfratshauser Kino werden am Wochenende von Freitag, 9., bis Sonntag, 11. November, Dokumentarfilme gezeigt, die vom Leben am Fluss erzählen. Veranstalter ist der Verein "Flößerstraße", der dem Festival das Motto "Lebensader Fluss" gegeben hat. Für die Filmauswahl ist der Filmemacher und ehemalige BR-Mitarbeiter Sigi Menzel zuständig, der mehr als zehn Jahre lang das "Bergfilmfestival" in Tegernsee betreut hat.

Die Idee für das besondere Filmfestival in Wolfratshausen habe der Verein schon vor etwa drei Jahren entwickelt, erzählt Gabriele Rüth. Schließlich vereinigten sich Isar und Loisach in der Stadt, sagt die Vereinsvorsitzende. "Wo kann man so etwas besser veranstalten als an einem Ort, der mit zwei Flüssen lebt?" Menzel, der auch Mitglied im Verein ist, habe seine Expertise zur Verfügung gestellt und sich bereit erklärt, das Festival zu kuratieren. Er hat insgesamt zehn Filme ausgewählt, die am Freitag und Samstag in der Loisachhalle, sowie am Sonntag als Matinée im Wolfratshauser Kino an der Bahnhofstraße gezeigt werden.

Durch seine jahrelange Tätigkeit als Programmverantwortlicher des Bergfilmfestivals habe er Bezug zum Thema und auch zu den Filmemachern, erzählt Menzel. Deshalb habe er schnell die nötigen Kontakte knüpfen und die Filme auswählen können. "Grundsätzlich habe ich nach sehr guten Filmen gesucht, die prämiert wurden." Einige habe er auf Naturfilmfestivals gesehen. Bei seiner Auswahl habe er sich auf den deutschsprachigen Raum konzentriert, sagt Menzel - auch wenn es Flussfilme in aller Welt gebe. Außerdem sollten sie "halbwegs aktuell und noch im Gespräch" sein - und von den Inhalten zum Motto des Flussfilmfestivals passen.

Das Programm, das der Wolfratshauser erstellt hat, ist thematisch gegliedert: Der Eröffnungstag steht unter dem Motto "lebendige Vergangenheit - der Tradition verpflichtet" und stellt die Flößerei in den Mittelpunkt. "Zur Einführung gibt es uralte Filme der Holzdrift in den Bergen", erzählt Menzel. Danach werden Dokumentationen über die Tara in Montenegro, wo die Tradition der Flößerei weiterlebt, und über die Riesenflöße zum Holztransport auf dem Jenissei in Sibirien gezeigt. Den Abschluss des Abends bildet eine etwa zehnminütige Dokumentation, die Sigi Menzel über die Johanni-Floßprozession in Wolfratshausen gedreht hat.

Der Samstag ist dann in zwei unterschiedliche Blöcke geteilt: Der Vormittag gilt den "Flusslandschaften" und soll, wie Menzel sagt, die Problematik der Aulandschaften verdeutlichen, mit Bedrohung der Lebensräume und menschengemachten Gefahren wie Hochwasser. Beim Flussfilmfestival dürfe es schließlich "nicht nur heile Welt geben". Gezeigt werden drei Filme: über die Pegnitzauen, über die Donau und die obere Isar. Abends kommt dann unter dem Motto "vom Bewahren und Nutzen" der Freizeitaspekt von Flüssen ins Spiel: "Eyes of God" begleitet eine Gruppe Extremkajakfahrer auf dem Sarjaz-Strom zwischen Kirgistan und China, "Stikine" folgt Paddlern auf dem gleichnamigen Fluss in den USA, der als größte Herausforderung weltweit gilt. Beide Dokumentationen stammen vom bekanntesten deutschen Wildwasserfilmer Olaf Obsommer. Anschließend gibt es einen Film von Jürgen Eichinger, der eine Wanderung zum Isarursprung verfolgt.

Am Sonntag klingt das Festival dann mit einer Matinée im Wolfratshauser Kino aus: Im kleineren Saal wird eine zweiteilige Dokumentation über den Sambesi gezeigt, im größeren Saal kommen dann die Kinder auf ihre Kosten: bei drei Filmen aus den beliebten BR-Reihen "Willi will's wissen" und "Karin in Action", die Flüsse thematisieren. In einer der Folgen steht die Wolfratshauser Flößerfamilie Seitner im Mittelpunkt. "Wir wollten ganz bewusst auch etwas für die Kinder bringen", sagt Rüth. Zum Flussfilmfestival hat der Verein auch einen Kindermalwettbewerb mit dem Thema "Flusslandschaften" initiiert, der Ende Juni abläuft. Die prämierten Bilder sollen gedruckt in einem Heft erscheinen, das am Abschlusstag des Festivals verteilt wird.

Das Filmflussfestival soll die Vielfalt des Lebens am Fluss aufzeigen. "Die Filme sollen das Spektrum der Beziehung zwischen Mensch und Fluss im weitesten Sinne darstellen", erklärt Menzel. Er bemühe sich, möglichst viele Autoren zu den Vorführungen zu bringen, um den Zuschauern Filmgespräche in direktem Kontakt mit den Machern zu ermöglichen.

Gefördert wird das Flussfilmfestival bislang vom Bezirk Oberbayern und von der Sparkasse. Der Verein hat zudem bei der Stadt Hilfe aus dem Innenstadtfonds beantragt, der Projekte zur Belebung der Altstadt mit 50 Prozent sponsert. Der Zeitpunkt des Festivals ist absichtlich gewählt, wie Rüth sagt: Schließlich sei im November sonst wenig geboten, "und wir wollen den Leuten die schönen Bilder der Flüsse auch in der grauen Zeit wieder in Erinnerung rufen". Zwar habe der Verein auch über ein Open-Air-Kino im Sommer nachgedacht, bei dem man die Flussfilme direkt an der Loisach zeigen könnte. Allerdings sei man im November in der Loisachhalle und im Kino "unabhängig vom Wetter". Karten soll es vom 30. September an geben. Sie können dann entweder im Paket oder als Einzelkarten gekauft werden.

Geht es nach dem Verein, soll das besondere Filmfest künftig regelmäßig stattfinden. "Wie sich das entwickelt, hängt davon ab, wie das Flussfilmfestival in Wolfratshausen und der Region angenommen wird", sagt Menzel.

Das gesamte Programm und alle Informationen zum Flussfilmfestival gibt es online unter www.flussfilmfestival.de

© SZ vom 21.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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