Ihre erste Singstunde im Eurasburger Kinderheim Inselhaus wäre fast ein Desaster: Die Jugendlichen saßen mit verschränkten Armen vor ihr und sagten: "Wir singen nicht." Claudia Sommer ließ sich davon nicht aus der Ruhe bringen. Sie griff zur Gitarre und fragte einen nach dem anderen nach seinem Lieblingslied. Und dann sang sie Songs von Michael Jackson und ACDC - und am Ende der Stunde war das Eis gebrochen. Das ist sechs Jahre her. Seither hat die ausgebildete Sängerin unzählige Lieder ins Inselhaus gebracht, hat Ferienworkshops organisiert und sogar eine CD mit Inselhaus-Kindern aufgenommen. Am Samstag, 21. November, bekommt sie dafür den Dörte-Sambraus-Preis verliehen, eine Auszeichnung, mit der die Inselhaus Kinder- und Jugendhilfe jährlich Menschen, Firmen oder Organisationen ehrt, die sich, dem Vorbild von Dörte Sambraus folgend, außergewöhnlich für Kinder und Jugendliche engagieren.
"Claudia Sommer ist eine wunderbare Pädagogin, obwohl sie gar keine pädagosche Ausbildung hat", sagt Pressesprecherin Elke Burghardt. "Mit außergewöhnlichem Engagement und Durchhaltevermögen, vor allem aber mit viel Herzblut schafft sie es immer wieder, Kinder zum Singen zu bringen und sie trotz aller Widrigkeiten bei der Stange zu halten." Acht bis zehn Mädchen und Buben nehmen regelmäßig das Angebot zum gemeinsamen Musizieren an. Vor kurzem ist es Sommer gelungen, auch die fünf Flüchtlingsmädchen zu begeistern, die im Inselhaus Unterschlupf gefunden haben: "Das muss man erst einmal schaffen", sagt Burghardt.
Während Sommer die ersten beiden Jahre rein ehrenamtlich im Inselhaus tätig war, wird sie mittlerweile auf Spendenbasis entlohnt. 90 Prozent übernimmt die Castringius Kinder- und Jugendstiftung München. Über ihre Arbeit mit den Kindern sagt Sommer: "Singen geht in die Seele, wenn man es zulässt. Ich habe hier schon viele wunderbare Momente erlebt. Wenn diese Kinder sich öffnen, passiert Unglaubliches."
Dörte-Sambraus-Preis 2015, Samstag, 21. November, 17 Uhr, Krämmel-Forum, Hans-Urmiller-Ring 46 a, Wolfratshausen; musikalische Umrahmung durch Maria Well (Cello) und Matthias Well (Geige); der Eintritt ist frei