Erinnerung:Zu schade zum Wegschmeißen

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Emanuel Rüff (Mitte) übergibt das Schild an Matthias Ruhdorfer und Josef Darchinger (rechts). (Foto: privat)

Historisches Zahnarztschild an Schäftlarner Archivar übergeben

Von Katharina Schmid, Schäftlarn

Über ein altes Zahnarztpraxisschild freut sich der Archivar der Gemeinde Schäftlarn, Josef Darchinger. Es schmückte in den 1950er und 1960er Jahren die Praxis der Zahnärztin Lucie Anna Erras-Strauss. Die 1900 in Staßfurt in Sachsen-Anhalt geborene Frau lebte von 1946 an in der Zechstraße 37 im Schäftlarner Ortsteil Ebenhausen, wo sie auch ihre Praxis führte. Erras-Strauss hatte 1924 im Alter von 24 Jahren an der Ludwig-Maximilians-Universität in München promoviert und war dort, so vermutet der Gemeindearchivar, seit Mitte der 1920er Jahre bis Kriegsende als Zahnärztin tätig. Zusammen mit ihrem Mann Alois, ebenfalls Zahnarzt, zog sie nach dem Krieg nach Schäftlarn. Die Lage ihrer Praxis in Ebenhausen dürfte laut Gemeindearchivar Darchinger "einigermaßen ertragreich" gewesen sein, da unweit davon das damalige Sanatorium und heutige evangelische Alten- und Pflegeheim angesiedelt war. Das dürfte Erras-Strauss eine "umfangreiche Patientenschaft" beschert haben, sagt Darchinger.

Per Zufall stieß Emanuel Rüff, der Enkelsohn des früheren Apothekers aus Hohenschäftlarn, vor ein paar Jahren auf das alte Praxisschild, das er am Freitag der Gemeinde übergeben hat. Als das Haus in der Zechstraße 37, in welches die Großeltern des Finders gezogen waren, verkauft wurde, fand dieser das Praxisschild auf dem Speicher und befand es als "zu schade zum Wegschmeißen". Gemeindearchivar Darchinger ist glücklich über das neue Stück im Archiv und appelliert an die Sensibilität aller Bürger. Briefe, Dokumente, Urkunden oder zeitgeschichtlich interessante Gegenstände sollten bei Haushaltsauflösungen nicht einfach "in den großen Container wandern", sondern dem Gemeindearchiv angeboten werden.

Das Praxisschild beispielsweise sei besonders hinsichtlich des Aspekts der Sprechstundenzeiten interessant, sagt Darchinger. Diese bot die Zahnärztin an den Wochentagen von 9 bis 12 und von "3 bis 6 Uhr", wie auf dem Schild geschrieben steht, an. Der Samstag war der einzige Tag in der Woche, an dem Sprechstunden am Nachmittag "nur nach Vereinbarung" stattfanden. Lediglich am Sonntag hatte Erras-Strauss frei.

© SZ vom 14.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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