Entwurf für Neubau:Aussichtsreicher Badespaß

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Penzberg stellt die ersten Pläne für die neue Schwimmhalle vor, die Ende 2021 fertiggestellt sein soll. Becken, Gastronomie und Sauna in vier Metern Höhe setzen im Entwurf die Umgebung mit ins rechte Licht - doch die Begeisterung will noch nicht auf die Bürger übergreifen

Von Alexandra Vecchiato, Penzberg

Im Wasser seine Bahnen ziehen mit Blick auf die Benediktenwand. Architekt Wolfgang Gollwitzer (studio gollwitzer architekten gmbH) hat in die Trickkiste gegriffen für seinen Entwurf des neuen Schwimmbads in Penzberg. Er verlegt Schwimmbecken, Gastronomie und Sauna in das Obergeschoss - vier Meter über Bodenniveau. Allerdings weckte die Vorstellung des Projekts, das unter "Familienbad Penzberg" firmiert, kaum das Interesse der Bürger. Etwa 25 Penzberger kamen zur Präsentation der sogenannten Vorabplanung in den Sitzungssaal der Stadtwerke. Dabei hatten fast alle Verwaltungsräte, Stadtwerke-Vertreter und Planer sich ein eigens kreiertes T-Shirt mit dem Slogan "Los geht's" übergezogen. Diese Begeisterung wollte nicht recht übergreifen.

"Wie können Sie sich Ihrer Sache ohne juristischen Beistand heute so sicher sein?", fragte ein Zuhörer Penzbergs Bürgermeisterin Elke Zehetner (parteifrei / SPD) und spielte auf die Initiative an, die gegen den Abriss des Wellenbads Unterschriften für ein Bürgerbegehren sammelt. Zehetner antwortete, man sei ja schon vor Gericht gewesen und gab wiederholt die Parole aus: "Wir planen weiter."

Der Entwurf von Wolfgang Gollwitzer und Landschaftsarchitektin Ingrid Liebald gefiel dem Plenum im Prinzip. Der Architekt präsentierte einen kompakten Baukörper mit geschwungenem Dach. Im Erdgeschoss finden sich das Foyer, die Verwaltung, die Technikräume, ein Bistro sowie der Zugang zu den Umkleiden. Vorgesehen sind Einzel- wie auch Sammelumkleiden. Daran schließt sich der Duschbereich an. Ein Treppenhaus sowie ein Aufzug - im gesamten Schwimmbad wird auf Barrierefreiheit geachtet - bringen die Besucher nach oben. Sie finden dort ein Sportbecken mit fünf 25-Meter-Bahnen, ein Ein-Meter-Sprungbrett sowie einen Sprungturm (drei Meter) vor. Mehrere Funktionen vereint das Lehrschwimmbecken samt Strömungskreisel mit Bänken vor Sprudeldüsen. In diesem Becken kann ebenso wie im großen Sportbecken Schwimmunterricht stattfinden, auch Kurse wie Aqua Jogging sind möglich. Zudem gibt es ein Kinderschwimmbecken. Durch die Fensterfronten erhellt die Westsonne das Bad. Das und die hell gestalteten Akustikdecken sorgen dafür, dass das Hallenbad freundlich daherkommt. Außenterrassen sind ebenso geplant wie eine Rutschenanlage, die ausgebaut werden kann. Zunächst soll es eine Familienrutsche geben. Der Planungsauftrag für die 100 Meter lange Rutsche wurde kürzlich an das Starnberger Unternehmen "Wiegand.Maelzer" vergeben.

Bade- und Saunaspaß im Obergeschoss mit Bergpanorama. So sieht der Entwurf für das neue Familienbad in Penzberg aus. (Foto: Manfred Neubauer)

Die Sauna mit Dampfbad und einer großen sowie einer kleinen Bio-Sauna gruppiert sich um einen Innenhof, der als Ruhezone dient. Über eine Terrassenanlage gelangen die Besucher in den Außenbereich. Dort sollen ein Rundgang über Holzstege sowie Kneippbecken und Barfußpfad angelegt werden. Weitere Themensaunen könnten folgen, sagte Landschaftsarchitektin Liebald. Das gilt auch für den Badebereich. Ohne das neue Bad schließen zu müssen, könnte außen ein Freibecken zusätzlich gebaut werden.

Mitte 2019 soll das alte Wellenbad abgerissen werden. Laut Berater Jens-Wilhelm Brand von der Firma Constrata werde man mit dem Abriss nicht früher als notwendig, aber eben so früh wie nötig beginnen. Zeit wollen Verwaltungsrat und Planer keine mehr verlieren, denn die Preise im Baugewerbe würden in Oberbayern enorm steigen, so Brand. Zeitlich hinke man es hinterher, ergänzte Elke Zehetner mit Blick auf das erste Bürgerbegehren der Abrissgegner, das vor dem Verwaltungsgericht München scheiterte. "Dabei wollten wir im Wahljahr 2020 den Bürgern ein neues Bad schenken", sagte sie. Nun wird die Fertigstellung auf Ende 2021 datiert.

Architekt Wolfgang Gollwitzer und Landschaftsarchitektin Ingrid Liebald haben nach eigenem Bekunden lange an einem Plan getüftelt. (Foto: Manfred Neubauer)

Nach den Kosten gefragt, erklärte die Bürgermeisterin, dass man versuche, den Kostenrahmen von 17,4 Millionen Euro einzuhalten. Was Brand korrigierte: Das Bad könne auch bei 19 Millionen liegen. Nach der Finanzierung gefragt, blieb Zehetner eine klare Aussage schuldig: "Die Aufteilung in Eigen- und Fremdkapital sollten wir besser am kleinen Tisch besprechen."

Andrea Brandl, die Schwimmkurse im Wellenbad anbietet, fragte nach, ob noch Reparaturen vorgesehen seien. Sie verwies auf Löcher im Dach. Geplant seien Minimalmaßnahmen, keine großen Dachrenovierungen, sagte Ulrike Franz, bei den Stadtwerken zuständig fürs Wellenbad. Verwaltungsrat Adrian Leinweber fügte hinzu: "Wenn es morgen einfällt, werden wir kein neues Dach mehr draufmachen" - was im Plenum nicht gut ankam. So schien Bürgermeisterin Zehetner mit dem verhaltenen Zuspruch denn auch wenig glücklich: "Wenn die Bürger Nein sagen, tut das fast schon ein bisschen weh."

© SZ vom 07.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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