Energiewende im Landkreis:Enttäuschung für Umweltbewusste

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Autohäuser gibt es in Wolfratshausen zu genüge. Aber ein Elektroauto? Wer das kaufen möchte, erlebt eine Enttäuschung.

Benjamin Engel

Die Autoverkäufer sind auf die Frage durchaus vorbereitet. Sie wissen bestens Bescheid über Elektroautos, über alternative Antriebstechniken und was es mit dem großen Versprechen der Ingenieure auf sich hat, dass bald Autos ohne Kohlendioxid-Ausstoß auf den Straßen verkehren.

Doch die Verkäufer in den vielen Autohäusern des Wolfratshauser Gewerbegebiets haben ein großes, für sie essenzielles Problem. Sie haben kein solches Elektroauto in ihrem Sortiment. Sie müssen die Kunden vertrösten. Demnächst soll es zumindest Probefahrzeuge geben.

Ein Elektroauto könne man bei Mercedes nicht kaufen. Das stellt Josef Steiner, Kundennetzleiter der Mercedes-Benz-Niederlassung Auto Henne GmbH in Wolfratshausen, von Anfang an klar. Stattdessen setze sein Unternehmen auf Wasserstofffahrzeuge, sagt Steiner mit Blick auf einen Wagen der B-Klasse. Die B-Klasse "F-Cell" sei der erste Brennstoffzellen-Pkw, der serienmäßig produziert worden sei.

Für alle, die mit solchen Fahrzeugen unterwegs sein wollen, gibt es allerdings einen Haken: Ein funktionierendes Tankstellennetz für wasserstoffbetriebene Autos existiert in Deutschland praktisch nicht. Und auch der nicht ganz unerhebliche Preis von weit mehr als 100 000 Euro sei nicht gerade verkaufsfördernd, räumt Steiner ein. Deswegen nutzen bis hauptsächlich Großfirmen diese Fahrzeuge. 2012, immerhin, bringe die Mercedes-Tochter Smart den "eDrive" als Elektroauto auf den Markt.

Es mangelt in Wolfratshausen nicht an Autohäusern. Von Mercedes über BMW, Audi, Opel und VW sind alle deutschen Hersteller vertreten. Wer mag, kann sich auch einen Subaru, Skoda, Chevrolet und Volvo anschauen. Aber ein Elektroauto? Fehlanzeige.

Auch die Verkäufer beim Auto Center Berner mit den Marken Volkswagen, Audi und Skoda winken ab. In Serienproduktion solle das erste Elektroauto aus dem Hause Volkswagen, ein Kleinwagen, erst 2013 gehen, sagt Falk Engelhardt. Auch bei den zum VW-Konzern gehörenden Marken Audi und Skoda sei die Entwicklung noch nicht weiter fortgeschritten.

Heuer kann man in Wolfratshausen also kein Elektroauto kaufen. Glücklich können sich immerhin ausgewählte Personen, Unternehmen und Behörden in Wolfsburg, Berlin und Hannover schätzen. Sie fahren den Golf blue-e-motion zur Erprobung - eine entsprechende Pressemitteilung hält Engelhardt parat.

Ähnlich sieht es beim BMW-Autohaus Michael Schmidt aus. Das 1-er Coupé werde zur Zeit als Elektrofahrzeug getestet, sagt Verkäufer Florian Lanzner. Das Gleiche gelte für den BMW Mini, den es sicher bald als Elektrofahrzeug zu kaufen geben werde. Unverrichteter Dinge geht es weiter zum Autohaus Wickenhäuser mit den Marken Opel, Subaru und Chevrolet. Und dort hat Filialleiter Andreas Jaeger eine Überraschung: Ende des Jahres werde der Opel Ampera als Elektromodell zu kaufen sein, sagt er.

Außer dem Akku gibt es nach Angaben von Jaeger aber noch einen kleinen Verbrennungsmotor und einen "Reichweitenverlängerer". Auch der Chevrolet Volt soll bald im Verkaufsraum stehen. Spätestens 2015 sollen bei Opel Elektromodelle von Kleinwagen folgen.

© SZ vom 31.05.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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