Ende einer schwulen Liebe:Sie küssten sich, dann schlug er ihn

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Die Beziehung zwischen zwei Männern endet vor Gericht - weil einer den anderen mit einer Frau betrogen haben soll

Von Benjamin Engel, Wolfratshausen

Dramatisches Ende einer schwulen Beziehung: Ein 32-jähriger Logistiker aus Wolfratshausen und ein 40-jähriger Arbeiter aus Penzberg sind über Jahre mehr als nur gute Freunde. Doch plötzlich fühlt sich der Jüngere von seinem Freund betrogen - mit einer Frau. Sie streiten, der angeblich Gehörnte watscht seinen Freund ab, nennt ihn "Lügner" und noch Schlimmeres. Das Opfer zeigt ihn an, am Mittwoch sahen sich die beiden Männer vor dem Amtsgericht zum ersten Mal wieder. Der 32-jährige Angeklagte räumte die Ohrfeige und die Beleidigung ein. Das Gericht verurteilte ihn wegen vorsätzlicher Körperverletzung und Beleidigung zu einer Geldstrafe.

Wie eng die Beziehung war, und wo sie zu streiten begannen, schilderten beide unterschiedlich: Der angeklagte Logistiker gab an, mit seinem Freund im Auto von Penzberg nach Wolfratshausen gefahren zu sein - er auf dem Beifahrersitz, sein Freund am Steuer. Sie seien schon drei Jahre lang ein Paar gewesen. Im Auto habe er auf dem Handy seines Freundes plötzlich intime Bilder von sich und seinem Partner entdeckt - und noch dazu von seinem Freund mit einer Frau. "Das hat mich sehr gestört." Deshalb hätten sie gestritten. Dabei habe er den 40-Jährigen mit den Händen leicht im Gesicht getroffen. Das sei aber nichts Schlimmes gewesen, sagte er.

Damit wich er von seiner eigenen Aussage vor der Polizei im Mai 2014 ab, was ihm Richter Helmut Berger vorhielt. Dort habe er noch von einer Ohrfeige ins Gesicht gesprochen und ausgesagt, den Freund als "Lügner" und Betrüger" bezeichnet zu haben. Daraufhin räumte der Angeklagte dies ein. Es stimme alles, was der Richter vorgelesen habe, sagte er. Zudem habe er vergeblich versucht, sich bei seinem Freund zu entschuldigen. Doch dieser habe bei seinen wiederholten Anrufen, jedes Mal den Hörer aufgelegt.

Der damalige Freund bestritt jedoch, eine wirklich feste Beziehung mit dem Angeklagten geführt zu haben. Sie seien nie wirklich zusammen gewesen, hätten nur sexuelle Kontakte gehabt, sagte der Arbeiter aus Penzberg. Er habe die Beziehung, die er selbst als Fehler ansah, beenden wollen. "Ich wollte ihm sagen, er soll mich in Ruhe lassen." Deshalb sei er allein mit dem Auto von Penzberg zur Wohnung des Logistikers nach Wolfratshausen gefahren. Dort hätten sie sich auf einem Parkplatz im Auto getroffen. Noch im Fahrzeug habe ihn der Logistiker geohrfeigt. Nachdem beide ausgestiegen seien, habe ihn dieser mit dem Kopf gegen den Autotürrahmen gedrückt. Und an das Handy hätte er im Auto gar nicht kommen können. Vielmehr habe er es ihm später einfach weggenommen. Daraufhin habe er die Polizei geholt.

Der Rechtsanwalt forderte, seinen Mandanten freizusprechen. Dieser habe eine leichte Ohrfeige und die Beleidigungen zugegeben. Doch äußere Verletzungen seien nicht zu sehen gewesen. Das Gericht müsse die Vorgeschichte betrachten. Denn sein Mandant sei betrogen worden. Die Staatsanwältin forderte den Angeklagten dagegen zu verurteilen. Sie hielt eine Geldstrafe von 60 Tagessätzen à 45 Euro für angemessen. Dieser Forderung schloss sich Richter Berger an und verurteilte ihn zu einer Geldstrafe von 2700 Euro.

Doch es gibt noch ein Nachspiel: Die beiden werden sich womöglich am 21. Oktober in vertauschten Rollen nochmals vor dem Amtsgericht begegnen. Der Penzberger ist wegen falscher Verdächtigung angezeigt. Bei der Polizei hatte er angegeben , dass sein ehemaliger Freund sein Handy entwendet habe. Das stimmt laut Polizei nicht.

© SZ vom 13.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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