Einsatz am Berg:Etappenziele für die Höhenretter

Lesezeit: 2 min

Der Landesausschuss bewilligt die Neubaupläne der Bergwacht Bad Tölz am Sicherheitszentrum. Die Kollegen aus Lenggries haben ein Grundstück gefunden

Von Benjamin Engel, Bad Tölz/Lenggries

Der Blomberg zählt zu den Haupteinsatzgebieten der Tölzer Bergwacht. Dort rückten die Retter 2018, etwa wie hier zu einem Rodelunfall, mehrmals aus. (Foto: Bergwacht/oh)

Für die schnelle Hilfe rund um den Isarwinkel sind die Tölzer und Lenggrieser Bergwacht unverzichtbar. An beiden Standorten haben die ehrenamtlichen Einsatzkräfte jedoch Platzprobleme. Seit mehr als sieben Jahren sind die Tölzer in Containern untergebracht. Die Rettungswache in Lenggries ist zu klein und liegt ungünstig im Wohngebiet. Jetzt sind die beiden Bergwachtorganisationen ihren Wünschen nach Neubauten entscheidend nähergekommen. Beide hoffen, 2020 in neue Räume umziehen zu können. Denn dann werden die Bergwacht Lenggries und Bad Tölz jeweils 100 Jahre alt.

Für die Retter in der Kreisstadt hat der Landesausschuss der Bergwacht Bayern die Neubaupläne erst kürzlich genehmigt. "Das ist ein wichtiger Schritt", sagt Bereitschaftsleiter Horst Stahl. Denn in den Containern gebe es keine Umkleide-, Schulungs- und Hygieneräume. Die Hänger für Einsatzfahrzeuge müssten im Freien abgestellt werden. Der provisorische Standort am Zentrum für Sicherheit und Ausbildung (ZSA) der Bergwacht Bayern sei viel zu eng, sagt Stahl.

Mit ihrem eine Million Euro teuren Neubau will die Tölzer Bergwacht beim ZSA bleiben. Dafür muss die örtliche Organisation das Geld selbst zusammenbekommen. Staatliche Fördermittel gibt es nicht. Laut Stahl hat die Tölzer Bergwacht bisher 550 000 Euro an Spenden gesammelt. Mit einem Stand am Tölzer Christkindlmarkt oder dem Online-Verkauf von Christbäumen soll weiteres Geld hinzukommen. Wie Stahl berichtet, sollen auch die Kommunen Bad Tölz, Gaißach und Wackersberg um finanzielle Hilfe gebeten werden.

Die Anforderungen an die ehrenamtlichen Bergretter sind stark gestiegen. Mehrere hundert Ausbildungsstunden seien erforderlich, sagt Stahl. Lawinen- und Hubschraubereinsätze müssten genauso geübt werden wie die Bergung aus einer Seilbahn oder unwegsamem Gelände, etwa von abgestürzten Gleitschirmfliegern. Deswegen sei die Nähe zum ZSA so wichtig. "Wir dürfen immer in die Trainingshalle", schildert Stahl. Sämtliche Ausrüstungsgegenstände seien vorhanden, um sich auf komplexe Einsätze vorbereiten zu können.

Ebenso plant die Bergwacht Bayern am Standort neue Büros für die Landesgeschäftsstelle. Südlich daran anschließend will die Bergwacht Bad Tölz ihre zweigeschossige Zentrale bauen. Stahl hofft, mit den Arbeiten im Herbst 2019 beginnen zu können. Dann hätten die 50 Einsatzkräfte und 20 Anwärter pünktlich zum 100-jährigen Bestehen ein Jahr später zeitgemäße Räume. Im Gebäude soll es eine Garage für vier Fahrzeuge geben. Unter anderem sollen ein Mehrzweckraum zur Ausbildung und zum Aufhalten, Materialdepots, eine Werkstatt und Umkleiden in dem Bau unterkommen.

Im vergangenen Jahr ist die Tölzer Bergwacht mehr als 150 Mal ausgerückt. Haupteinsatzgebiete sind der Blomberg und das Brauneck. Im bekannten Skigebiet teilen sich die Ehrenamtlichen die Rettung mit den Lenggrieser Kollegen. Die dortige Bergwacht hat 300 Einsätze im Jahr. Damit zählt die Organisation zu den zehn meist geforderten Bergrettungswachen im Freistaat. Seit einem Jahr hatte die Bergwacht nach einem Grundstück für einen Neubau gesucht. Jetzt scheint ein passendes am Ortsausgang des Ortsteils Anger gefunden zu sein. Der Standort im Gewerbegebiet nördlich der Bretonenbrücke erfülle alle Kriterien, berichtet Florian Siegl vom Bauteam der Lenggrieser Bergwacht.

Die Lage des Grundstücks südlich vom Hauptort Lenggries bietet aus Sicht der Bergwacht Vorteile. 90 Prozent der Einsätze hätten die Bergretter im südlichen Gemeindegebiet, schildert Siegl. Für die Bevölkerung und die Bergwacht gefährliche Fahrten mitten durch den Ort wie bislang könnten damit weitgehend vermieden werden. Unter anderem daher sei die bisherige Zentrale mitten im Wohngebiet an der Karwendelstraße problematisch. Die Zufahrt kreuze auch noch ein Fußweg.

Selbst finanzieren kann die Lenggrieser Bergwacht das Grundstück nicht. Daher verhandelt die Kommune mit dem Eigentümer über einen Kauf, Erbpacht oder einen Tausch. Denn das bisherige, nur 900 Quadratmeter große Bergwacht-Grundstück gehört ebenfalls der Gemeinde. Aus Platzmangel sei eine Erweiterung am seit Ende der 1970er Jahre bestehenden Standort verworfen worden. "Schön wäre es, wenn wir den Neubau zum 100-jährigen Bestehen fertig hätten", sagt Siegl. Doch das sei bei geschätzten Kosten von rund 500 000 Euro für den Bau eher unrealistisch.

© SZ vom 11.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: