Einkaufen:Mit dem Bus zur Konkurrenz

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Bald schließt der Edeka in Waldram: Die SPD diskutiert über die Nahversorgung in Wolfratshausen

Von Konstantin Kaip, Wolfratshausen

Was kann die Stadtpolitik tun, um die Nahversorgung ihrer Bürger zu sichern? Darüber hat die Wolfratshauser SPD am Sonntag bei ihrem Frühschoppen beim Griechen in Farchet diskutiert. Anlass war der Edeka-Markt in Waldram, den der Betreiber nach sieben Jahren in diesem Sommer schließt - weil die Konkurrenz der großen Märke an der Königsdorfer Straße einfach zu groß ist. Die SPD wolle sich auf jeden Fall an den Gesprächen mit dem Vermieter und der Ladenkette beteiligen, sagte Stadtrat Markus Menke, erinnerte jedoch auch an den Tengelmann in der Marktstraße. Das Problem sei nicht neu. "Es werden nur Waren gekauft, die man vergessen hat. Großeinkäufe werden woanders gemacht."

Ingrid Schnaller nahm hier vor allem die Bürger in die Pflicht. Nahversorgung in einem Stadtteil sei ein "solidarisches Projekt", sagte sie. Dafür müsse man besonders bei den jüngeren Leuten ein Bewusstsein schaffen. Nach einer lebhaften Debatte über die Möglichkeiten, wie kleinere Märkte mit Zusatzangeboten und persönlicher Kundenbindung attraktiver werden könnten, forderte Hans Gärtner, die politischen Möglichkeiten auszuschöpfen und die Supermarktketten in die Pflicht zu nehmen, um den "Flächenwettbewerb" zu begrenzen, der immer weniger und immer größere Märkte zur Folge habe. Der Zweite Bürgermeister Fritz Schnaller beendete die Überlegungen dann jedoch mit "der Bitte, in der Realität anzukommen". In einer freien Marktwirtschaft könne man nun einmal keiner Kette etwas vorschreiben, ohne die Verluste zu übernehmen. Sinnvoller sei es daher, Bürger die nachweislich nicht mehr in der Lage seien, ihre Einkäufe selbst zu tätigen, mit einer Art Taxi-Dienst zu unterstützen, wie das in anderen Kommunen geschehe.

Schnaller leitete damit auch zum zweiten Thema über: den Stadtbus, dessen Route und Takt geändert werden. Damit könnten auch die Waldramer ohne eigenes Auto zu den Discountern an der Königsdorfer Straße gelangen, sagte Menke, was zwar einerseits kontraproduktiv für die Nahversorgung im Stadtteil sei, andererseits aber für die Betroffenen "zumindest eine Option" darstelle. Für den Umbau der Kanalbrücke und den neuen Wendekreis an der Badstraße sind 260 000 Euro im Haushalt eingestellt, der Stadtrat beschäftigt sich am Dienstag mit den Kosten. Gerlinde Berchtold, die bereits im Stadtrat gegen die Änderung des Stadtbusses gestimmt hatte, wiederholte ihre Bedenken. Sie bezweifelte, dass die neue Route mehr Fahrgäste in den Stadtbus bringt. Schnaller aber erinnerte an den Stadtratsbeschluss, den alle unterstützen sollten. "Wir müssen den Bürgern klar machen: Der Stadtbus ist ein Gewinn, nutzt ihn auch."

Am Ende ging es um das Kulturleitbild der Stadt. Roswitha Beyer plädierte dafür, in Wolfratshausen mehr Feste zu veranstalten, die "durch ein Gemeinschaftsgefühl getragen werden". Die Stadt solle mehr Vereine ins Boot holen und die Kosten für große Festivals deckeln, ähnlich wie in Geretsried.

© SZ vom 14.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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