Eine Stadt feiert dennoch:Stürmisch bis heiter

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Volksfeststreit, HAP-Schließung - in Penzberg war das Jahr nicht durchgängig zum Jubeln

Von Alexandra Vecchiato, Penzberg

Adieu, Welle - am 30. Juni war Schluss und das Wellenbad Penzberg an der Seeshaupter Straße alsbald Geschichte. Als im Herbst die Bagger anrollten, blieb nicht viel mehr übrig von der mehr als 40 Jahre alten städtischen Einrichtung als ein tiefes Loch. Doch das ist längst verfüllt, im November fand der Spatenstich statt. Im Dezember 2021 soll das neue Familienbad eröffnet werden. Zwar ohne Wellenbetrieb, aber mit einem neuen, großzügigen Saunabereich und vielem mehr.

Es war ein ereignisreiches Jahr für die Stadt, das geprägt war von kleineren und größeren Streitigkeiten. Da war zum einen die Auseinandersetzung zwischen der Novita und der Thomas-Wimmer-Stiftung um das Seniorenzentrum an der Gartenstraße. Als Betreiberin des Heims ließ Novita nicht zu, dass die Eigentümerin des Zentrums, eben die Wimmer-Stiftung aus München, die ehemals städtische Einrichtung gemäß den gesetzlichen Vorgaben umbaut und erweitert. Man traf sich also mehrmals vor Gericht. Letztlich strich Novita die Segel. Ob sie dafür eine Summe in Millionenhöhe kassiert hat, ist nicht verbrieft. Seit Oktober jedenfalls ist das Seniorenzentrum in der Hand der Arbeiterwohlfahrt München-Stadt, der Wunschpartnerin der Thomas-Wimmer-Stiftung. Ende gut, alles gut.

Dass es hiermit ein gutes Ende nimmt, danach sah es zunächst nicht aus: Volksfestwirt Christian Fahrenschon hatte einen richtigen Grant auf die Stadt. Ging es doch um die Öffnungszeiten des Festzelts, das nach einem Vorschlag der Penzberger Polizei an allen Tagen um 24 Uhr geschlossen werden sollte. Doch der Stadtrat entschied anders. Er genehmigte, dass das Zelt an den Freitagen und Samstagen, also an vier Abenden, bis 1 Uhr geöffnet bleiben dürfe. Als Festwirt Fahrenschon später von der Stadt seinen Vertrag erhielt, war darin von vier Abenden keine Rede mehr, sondern nur von zwei Abenden. Der Wirt zog daraufhin im Sommer vor das Verwaltungsgericht, um eine einstweilige Anordnung zu erreichen. Das Gericht empfahl indes beiden Parteien, sich in der Angelegenheit außergerichtlich zu einigen und die Betriebszeiten für das Volksfest für dieses Jahr an vier Wochenendtagen bis 1 Uhr zuzulassen.

Groß war der Schock, als bekannt wurde, dass Hörmann Automotive Penzberg (HAP) zum 30. Juni 2020 geschlossen werden soll. Etwa 700 Arbeitsplätze gehen verloren. Im April gingen an die 350 Mitarbeiter aus Protest auf die Straße. Bürgermeisterin Elke Zehetner (SPD) sicherte ihnen die Hilfe der Stadt zu. 20 Millionen Euro will der Mutterkonzern für die Abfindungen bereitstellen.

Es gebe noch an so einiges zu erinnern: etwa den lang ersehnten Start des Baugebiets Birkenstraße, die beiden Hütten-Brände im der Gartenanlage Breitfilz, den Streit um den Kinderhaus-Neubau oder den Besuch von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in der Islamischen Gemeinde, wo die Stadt Penzberg und ihre Bürger wieder einmal unter Beweis stellten, dass sie für Toleranz und Frieden stehen.

Doch eines bleibt wohl für das Jahr 2019 am meisten in Erinnerung: die Feier der Stadterhebung Penzbergs vor 100 Jahren. Ja, die Penzberger können feiern und tun dies gerne und ausgiebig. Nicht einmal ein gefühlter Weltuntergang im strömenden Regen kann sie davon abhalten. Es war alles in allem ein buntes Jahr, auch ein fröhliches - trotz diverser Dissonanzen.

© SZ vom 28.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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