Ein Traum ist geplatzt:Rupprecht muss Konzerte absagen

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Plan des frühere Musikschulleiter scheitert am Geld

Von Reinhard Szyszka, Wolfratshausen

Zeichen wollte er setzen. Für die Freude im unfrohen Alltag, für den Frieden in friedloser Zeit, für die Freiheit in einer Welt, die immer unfreier wird. Doch der Alltag zumindest hat den ehemaligen Wolfratshauser Musikschulleiter Erich Rupprecht eingeholt. Die beiden Konzerte in der Loisachhalle, die Rupprecht am 17. und 18. November dirigieren wollte, sind abgesagt. Schade eigentlich, denn Rupprechts Vision war wirklich großartig. Mit großen Chor-Orchesterwerken wollte er in beiden Konzerten seine Zuhörer im Innersten erreichen. Der "Lobgesang" von Mendelssohn und "Freude, schöner Götterfunken", also das Finale der Neunten von Beethoven, hätten auf dem Programm stehen sollen. Für Rupprecht war Musik schon immer mehr als eine Abfolge von Tönen, sondern etwas, was die Welt bewegen und zum Besseren verändern kann.

Doch nicht aus jeder noch so großartigen Vision entwickelt sich auch ein tragfähiges Konzept. Die Stadt Wolfratshausen hatte Rupprecht zugesagt, Miete und Nebenkosten der Loisachhalle für einen Veranstaltungstag zu übernehmen. Für das zweite Konzert hätte Rupprecht diese Kosten selbst tragen müssen. Hinzu kamen die Ausgaben für die Künstler. Ein ukrainisches Orchester hätte spielen sollen, und ganz unabhängig von Gagenforderungen benötigen diese Musiker natürlich Kost und Logis. An all diesen Geldfragen ist Rupprechts Traum letztlich zerbrochen. Die Stadt stand zu ihrer ursprünglichen Zusage, war aber nicht bereit, finanziell darüber hinauszugehen. So wäre zunächst einmal alles an Rupprecht hängen geblieben, und wie viel davon durch den Kartenverkauf wieder hereingekommen wäre, ist fraglich.

"Es ist nur noch traurig, wie die Menschen miteinander umgehen", meint Rupprecht zum Scheitern seiner Idee. Doch bei allem Bedauern darüber, dass aus den Rupprecht-Konzerten nichts geworden ist, bleibt festzuhalten, dass die Region mit dieser Art Musik ja nicht gerade unterversorgt ist. Das Philharmonische Orchester Isartal, die Neue Philharmonie München innerhalb der Musikwerkstatt Jugend, der Ickinger Konzertzyklus - sie alle bieten Orchestermusik mit und ohne Chor, aber ganz im Stil und im Sinne dessen, was Rupprecht beabsichtigt hat. Die potenziellen Zuhörer mögen sich damit trösten, dass es Alternativen in Hülle und Fülle gibt. Und Rupprecht selbst wird vielleicht nach einiger Zeit mit einem kostengünstigeren Vorschlag zurückkommen, der sich dann auch verwirklichen lässt. Es ist ihm zu wünschen.

© SZ vom 13.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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