Eigenverantwortung statt Vorsorge:Bauausschuss lehnt Geländer ab

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Am Loisachufer gibt es schon ein Geländer, aber es hat Lücken. (Foto: Hartmut Pöstges)

Wolfratshauser Stadträte fühlen sich für Sicherung des Loisachufers nicht zuständig.

Von Wolfgang Schäl, Wolfratshausen

"Wenn man damit mal anfängt, dann muss man das überall machen" - mit diesem Argument hat der Wolfratshauser Bau- und Umweltausschuss einen Antrag der Grünen abgewiesen, am westlichen Loisachufer die steil abfallende Flussböschung zwischen dem Japanischen Garten und dem Sebastianisteg durchgehend mit einem Holzgeländer zu sichern.

Stadtrat Hans Schmidt hatte den Vorstoß seiner Fraktion damit begründet, dass es bereits drei Unfälle mit Kindern im Alter von vier bis acht Jahren gegeben habe, die mit ihren Fahrrädern in den Fluss gefallen seien, ebenso wie ein Betrunkener. Dies habe er sogar mit eigenen Augen gesehen. Zum Glück seien alle Vorfälle dank schnell reagierender Helfer glimpflich ausgegangen, was die Stadt aus Sicht der Grünen aber nicht von der Verpflichtung befreit, eine drohende Gefahr abzuwenden, wo immer ihr dies möglich ist.

Denn Kinder seien oft einfach unberechenbar. Die ungesicherten 35 Meter bis zum Sebastianisteg aber ließen sich ohne großen Aufwand mit einer hölzernen Balustrade sichern. Damit mochte sich Manfred Fleischer (CSU) indessen nicht anfreunden. Er verwies auf die Aufsichtspflicht, die Eltern nun einmal gegenüber ihren Kindern hätten, und ein Fluss stelle nun einmal generell ein Gefahrenpotenzial dar. Dieser Sichtweise schlossen sich außer Schmidt und Peter Plößl (CSU) alle Ausschussmitglieder an, wenngleich Ulrike Krischke (BVW) bekannte, in dieser Frage "hin- und hergerissen" zu sein. Sie stehe letztlich aber auch "für die Verantwortlichkeit der Eltern". Für Bürgermeister Klaus Heilinglechner (BVW) stellte sich die Frage: "Wo fangen wir an, wo hören wir auf". So tragisch es sei, wenn etwas passiere: Letztlich hätten die Eltern den Auftrag, ihre Kinder abzusichern. Zweiter Bürgermeister Fritz Schnaller (SPD) verwahrte sich insbesondere dagegen, nun auch noch für Betrunkene zuständig zu sein. Es sei nun wirklich nicht Sache der Stadt, "wenn sich da einer zusäuft und dann hackedicht ins Wasser fällt". Wenn man damit einmal anfange, dann werde dies "eine unendliche Geschichte". Gerlinde Berchtold (SPD) gab schließlich zu bedenken, dass die Feuerwehr freien Zugang zum Wasser haben müsse, und Peter Ley (BVW) riet von einer Investition am Loisachufer mit dem Argument ab, dass hier doch Umbaumaßnahmen geplant seien. In diesem Fall müsse man das Geländer dann ja wieder abreißen. Allgemein bedauert wurde, dass der Bewuchs des Flussufers an der fraglichen Stelle so stark ausgelichtet wurde.

Die Gebüsche hätten zuvor einen natürlichen Schutz dargestellt und verhindert, dass jemand über die steil abfallende Böschung ungebremst ins Wasser stürzt. In diesem Sinne will man jetzt mit dem Wasserwirtschaftsamt in Kontakt treten und für einen dichteren Uferbewuchs plädieren, der dann vielleicht auch eine optische Barriere darstelle.

© SZ vom 16.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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