Ehrenamtliches Engagement:Die Helfer nach dem neunten Leben

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Ihr Herz für Tiere begleitet Myriam Kohler schon ihr Leben lang. Nun ist sie Initiatorin einer Gruppe Freiwilliger, die Katzen nach Unfällen bergen.

Von Inga-Maria Glahn, Bad Tölz-Wolfratshausen

"Wir möchten etwas gegen diese Ungewissheit tun." Mit dieser Intention gründete Myriam Kohler im Mai 2020 die "Katzenbergung Wolfratshausen-Geretsried", die sich um die Sicherung von Tieren kümmert, wenn ihnen etwas zugestoßen ist.

Vor drei Jahren zog die Berlinerin der Liebe wegen nach Bayern. Sie selbst besitzt keine Katzen, dafür zwei Hunde, zu denen sich im Dezember noch ein dritter gesellen wird. Der Beweggrund für ihr ehrenamtliches Engagement in der Katzenbergung war ein Tier, das tagelang auf der B 11 lag und um das sich niemand kümmerte. Kohler bezeichnet es als "das Maskottchen, mit dem sich hier alles gefunden hat".

Kohler informierte sich nach dem Erlebnis online und suchte Kontakt zu freiwilligen Helfern in den sozialen Netzwerken. "Einfach mutig sein", lautet das Rezept für ihren Erfolg. Mittlerweile besteht das Kernteam der Katzenbergung aus fünf aktiven Helfern, die alle ehrenamtlich tätig sind. Jeder von ihnen trägt die Kosten für den Sprit und die Entsorgungsmaterialien selbst und ist für die eigene Sicherheit während eines Einsatzes verantwortlich. "Was ich den Leuten, die sich engagieren, immer sage: Denkt an eure eigene Sicherung", sagt Kohler. Sobald die Bergung eines Tieres eine Gefahr darstelle, riefen sie die Polizei, um den Platz genügend zu sichern. Die Initiative konzentriert sich darauf, Katzen zu bergen. Wenn Kohler jedoch einen Anruf über ein anderes Tier erhält, zögert sie nicht zu helfen. "Da schaut man nicht nach Federn, Fell oder Schuppen. Da wird dann geholfen, wenn Not am Mann ist. Ganz einfach."

Kohler ist Tag und Nacht sowohl per Telefon als auch per Whatsapp zu erreichen. Sobald sie einen Anruf oder eine Nachricht von einem "Finder" erhält, leitet sie die Nachricht an die Freiwilligengruppe weiter und sie kümmern sich um das tote Tier. Wichtig seien hier eine schnelle Reaktion und zeitliche Flexibilität, falls ein Tier verletzt aufgefunden wird, welches schnell Hilfe benötigt. Der Einsatzbereich ist nicht nur auf Geretsried festgelegt, sondern erstreckt sich von Icking über Wolfratshausen und Bad Tölz bis in die Jachenau. In Zusammenarbeit mit dem "Fellnasenmobil", der "Katzenhilfe Miesbach" und der "Tiertrauer Wolf" engagiert sich die Katzenbergung, sollte das Tier tot aufgefunden werden, für eine würdevolle Einäscherung. Über die Kooperation mit der Tiertrauer Wolf ist Kohler besonders froh, da sie sich um die Zwischenlagerung und um die kostenlose Feuerbestattung kümmern. Auch von der Polizei und zahlreichen Gemeinden erhalten sie viel Zuspruch und Unterstützung. "Seit dem 22. Mai 2020 haben wir jetzt zwölf Katzen eingesammelt und konnten elf zuordnen", sagt Kohler stolz.

Wenn eine Katze geborgen wird, steht zunächst die Identifizierung des Besitzers im Vordergrund. Heutzutage besitzen die meisten Katzen einen implantierten Chip, der eine 15-stellige Nummer hat. Mit einem Chiplesegeräts kann so der Besitzer herausgefunden und dann kontaktiert werden. Bei Tieren, die weder einen Chip noch eine Tätowierung besitzen, wird der Halter nur selten gefunden. Deswegen empfiehlt Kohler allen Haustierbesitzern die Registrierung bei Tasso, einem deutschen Tierregister. Die Anmeldung sei kostenlos und zahle sich aus, wenn das Haustier entwischen sollte. Kohler und die anderen Freiwilligen verfügen zwar schon über einige der benötigten Chiplesegeräte, brauchen jedoch weitere Unterstützung, also Geld- oder Gerätespenden. Finanziert wird der Einsatz der Ehrenamtlichen hauptsächlich durch Spenden. Sie arbeiten gerade an der Gründung eines Vereins, um den Spendern Transparenz zu bieten, wofür ihr Geld genutzt wird und um Spendenquittungen ausstellen zu können. Laut Kohler ist das Ziel, künftig jedem Helfer eine gute Ausrüstung und ein Chiplesegerät zur Verfügung stellen zu können.

Wer die Arbeit des Teams finanziell oder durch Mitarbeit unterstützen möchte, kann dies unter https://paypal.me/pools/c/8pqhpE79MV tun.

© SZ vom 19.08.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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