Mit seinem ländlichen Charme punktet die 5000-Einwohner-Gemeinde Egling bei Einheimischen wie Zuzüglern und Ausflüglern. Doch inmitten des Idylls zwischen Kirchtürmen und Wirtshäusern im Grünen bricht sich eine digitale Revolution bahn: Als erste Kommune im Landkreis hat die Flächengemeinde seine Räte mit Tabletcomputern ausgestattet. Von nun an können sie durch ihre Sitzungsunterlagen scrollen und wischen statt über Papier zu brüten und darin zu blättern.
Am neuen Arbeitsgerät wurde nicht gespart: Rund 12 000 Euro investiert Egling in die Neuanschaffungen von insgesamt 21 iPads Air2 mit WLan und 64 Gigabyte Speicherkapazität. Das sei Bürgermeister Hubert Oberhauser (FW) zufolge "das Basismodell", das die Gemeinde ihren Räten zur Verfügung stellt. Zwölf Gremiumsmitglieder hatten indes im Vorfeld Sonderwünsche geäußert, etwa einen höheren Speicher oder die Möglichkeit, zusätzlich auch per SIM-Karte ins Internet gehen zu können. Die Wünsche wurden erfüllt, den Aufpreis mussten die Räte übernehmen.
"Der Grund für die Umstellung von Papier auf Tablet ist simpel", sagte Oberhauser, als er am Dienstag vor der Sitzung die Geräte übergab: "Es ist ein einfacheres Arbeiten und zudem sparen wir eine enorme Menge Papier." Vor jeder der zwei bis drei Sitzungen pro Monat sei es keine Seltenheit, dass die Verwaltung für einen Gemeinderat alleine zwischen 60 und 70 Seiten Papier kopiere. "Das für alle zu machen, damit ist ein Mitarbeiter schon mal einen Tag beschäftigt", sagte Oberhauser. Zudem verursache die Papiermenge hohe Kosten, was aber nicht entscheidend gewesen wäre: "Vielmehr war es der Umweltgedanke", erklärte Oberhauser. Er selbst sei "kein Computerexperte, aber ein Anwender". Als Mitglied im Kreistag habe er selbst Erfahrung mit Laptop und später Tablet gesammelt, um damit auf das Informationssystem Allris zuzugreifen. Seit einigen Monaten nutzt auch Egling das webbasierte Informationssystem, auf das die Räte nun per App auf ihren iPads und dem rathausinternen Wlan zugreifen können.
Doch auch privat dürfen die Eglinger Gemeindevertreter damit surfen. Abgeben müssen sie ihre Tablets erst dann, wenn sie nicht mehr im Gremium sitzen. Lange haben sich die Eglinger zudem mit der Frage befasst, welches Tablet es denn sein soll. "Letztlich haben wir uns für iPads entschieden, weil diese am einfachsten in der Handhabung sind", sagte Oberhauser. Denn nicht jeder hatte bislang bereits privat Erfahrung mit Touchpad und mobilem Internet. "Aber gewehrt hat sich keiner, nur ein bisschen geflachst und gescherzt haben manche, dass sie nun doch noch den Umgang mit so was lernen müssen", lachte Oberhauser.
Resi Bauer (CSU) etwa quittierte den Erhalt ihres neuen Arbeitsgerätes am Dienstag mit den Worten: "Hoffentlich geht das gut." Ihr Fraktionskollege und Sitznachbar Heiko Arndt aber versicherte: "Das haben andere auch schon überlebt." Die erfahreneren Kollegen sowie Bauamtsleiter und Breitbandpate Franz Foitzik standen am Dienstag bei den ersten Schritten mit Rat und Tat zur Seite. Sollten die Geräte allerdings doch irgendwann kaputt gehen, sind sie versichert, sagte Oberhauser. Und sollte der eine oder andere wider Erwarten Schwierigkeiten mit dem Tablet haben, hält die Verwaltung in Zukunft noch mindestens zwei Pakete Sitzungsunterlagen in Papierform vor.
Im Rathaus zudem ein öffentliches Wlan einzurichten, ist laut Oberhauser jedoch nicht angedacht. Denkbare wäre indes, freies Internet am Dorfplatz einzurichten. Damit ist der Schritt ins digitale Zeitalter noch nicht abgeschlossen. Die Gemeinde-Webseite wird überarbeitet, und demnächst sollen drei Computerstationen an den Gemeindeeingängen einen Lageplan anzeigen und auf Veranstaltungen, Ärzte, Gasthäuser und Unterkünfte hinweisen.