Dietramszell:"Vor allem Frauen sind einer hohen Belastung ausgesetzt"

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Waltraud Bauhof und ihr Dietramszeller Verein "Miteinander - Füreinander" helfen Menschen in Not

Interview von Pia Ratzesberger, Dietramszell

Überall, wo es Not gibt, will der Verein helfen: Ob Menschen, die trotz mehrerer Jobs nicht genügend verdienen, Senioren, die nicht mehr alleine im Alltag zurecht kommen oder Kinder, die Unterstützung in der Schule brauchen. Die Mitglieder des "Miteinander - Füreinander" aus Dietramszell fokussieren sich nicht auf ein Problem, sondern unterstützen nach Bedarf. Die Vereinsvorsitzende Waltraud Bauhof über die Motivation im Ehrenamt und Armut, die kaum jemand wahrnimmt.

SZ: Warum braucht es einen Verein wie den Ihren?

Waltraud Bauhof: Weil es auch in den ländlichen Gemeinden viele Menschen gibt, denen es schlecht geht. Auch wenn man das auf den ersten Blick vielleicht nicht wahrnimmt und die Leute erst einmal nicht drüber reden wollen. Als ich den Verein 2009 mit gegründet habe, habe ich großen Bedarf gesehen. Vor allem in den landwirtschaftlichen Betrieben, auf den Höfen, sind zum Beispiel die Frauen einer hohen Belastung ausgesetzt.

Wieso?

Sie werden von allen Seiten gefordert, sie müssen Großeltern und Kinder pflegen, sich um den Stall kümmern und dann am besten auch noch den Mann umsorgen.

Aber die eigene Überlastung gibt kaum jemand zu?

So ist es. Ich allerdings bin keine geborene Dietramszellerin, ich bin in Köln geboren und aufgewachsen. In Dietramszell lebe ich nun seit 42 Jahren. Die Leute sagen oft zu mir: "Dir kann ich es ja erzählen, du bist ja nicht von hier." Das war von Anfang an ein großer Vorteil, dass ich hier in der Gemeinde keine Pfründe habe. Auch wenn ich mich hier sehr Zuhause fühle.

Wie hilft Ihr Verein konkret?

Ganz unterschiedlich, manchmal finanziell, wenn eine Familie zum Beispiel in Armut lebt. Dann schießen wir für dringende Anschaffungen Geld zu. Aber auch durch Zeit und persönliche Unterstützung, zum Beispiel sind unsere Lesepaten in der Schule für die Kinder tätig. Momentan sind wir auch von der Gemeinde beauftragt, uns um die Flüchtlinge im Ort zu kümmern. Da bin ich ständig im Einsatz.

Woher nehmen Sie das Geld für die finanzielle Unterstützung?

Wir veranstalten immer wieder Benefiz-Events, wie zum Beispiel Jazz-Frühschoppen oder Barockkonzerte in der Klosterkirche. Das letzte Ende November hat uns viele Spenden eingebracht, da hat einer unserer Unterstützer ungefähr 1000 Einladungen rausgeschickt, etwa auch an Mitglieder des Lions Clubs. Es gibt viele Menschen, die zwar keine Zeit haben, persönlich zu helfen aber stattdessen Geld geben.

Was ist Ihr nächstes großes Projekt?

Schon lange hat der Verein in Dietramszell eine Senioren-Wohngemeinschaft für Demenzkranke als auch normal Pflegebedürftige geplant, in der wir die soziale Betreuung unterstützen wollen. Der Gemeinderat hat dem Bauvorhaben zugestimmt.

© SZ vom 19.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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