Dietramszell:"Ppppp, zzzzz, kkkkk, zzzzz"

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Immer im Takt bleiben: Der Beatboxer Robert Wolf gibt den Schülern eine erste Einführung ins Beatboxen. (Foto: Manfred Neubauer)

Der klingt wie ein Schlagzeug: Robert Wolf alias Robeat lehrt in der Dietramszeller Mittelschule das Beatboxen. Die Achtklässler bleiben zunächst etwas skeptisch

Von Pia Ratzesberger, Dietramszell

Die rechte Hand schlägt in die Luft, mit der linken umfasst Robert Wolf das Mikrofon, das er sich gegen den Mund presst. Laut atmet er ein, ein Klopfen aus seinem Mund, ein Pusten. Ein Schnalzen, ein Zischen. Geräusche, die kaum auseinanderzuhalten sind und sich doch zu einem Rhythmus fügen. "Das war eine kleine Kostprobe, damit ihr so wisst, was abgeht", sagt Wolf und presst noch einmal Luft durch seine Lippen. Wie ein Vogel zirpt er durch den Raum D2 in der Dietramszeller Mittelschule, sein Publikum sind heute Schüler aus der achten Klasse - vor acht Jahren war es noch Dieter Bohlen in der RTL-Show "Das Supertalent".

Die Fernsehshow hat den 26-jährigen Beatboxer damals bekannt gemacht, seitdem ist Robeat, wie er sich selbst nennt, mit den Bayerischen Symphonikern aufgetreten, hat gemeinsam mit dem deutschen Team die Europameisterschaft im Beatboxen gewonnen, gibt vor Bankmanagern Kurse und in Schulen, wie hier in Dietramszell.

"Wer das Abc kann, der kann auch Beatboxen", sagt Wolf, während er vor Beginn des Workshops mit den Achtklässlern im Lehrerzimmer noch eine Tasse Kaffee trinkt. Zehn Uhr am Vormittag, da gehe er normalerweise ins Bett, witzelt Wolf und schiebt nach "Beatboxen ist ein gutes Konsonantentraining, pädagogisch wertvoll". Später, zurück im Klassenzimmer, wird er sich etwas anders ausdrücken. "Beatboxen sind eigentlich immer Sätze, echt geil", sagt Wolf, schwarzer Hut und schwarze Turnschuhe. An die Tafel schreibt er: PZKZ. Wie früher in der ersten Klasse, als man einzelne Buchstaben erst einmal so aussprach wie sie im Zusammenhang, in einem Wort, gesprochen werden, bewegen nun die meisten Schüler die Lippen: "Ppppp, zzzzz, kkkkk, zzzzz". Ohne dass der Lehrer es angeordnet hätte, haben sich die Jungs und Mädchen nach Geschlechtern getrennt auf ihre Stühle im Kreis gesetzt, manche wollen nicht gleich mitzumachen, blicken belächelnd zum Stuhlnachbarn. Einige haben die Hände in den Schoß gelegt und flüstern für sich: "Ppppp, zzzz."

Noch sind die Achtklässler dem Beatboxing gegenüber etwas skeptisch, dieser Klangkunst, die Hip-Hopper im Amerika der 80er-Jahre entwickelten, weil ihnen das Geld für Drumcomputer fehlte. "Der klingt wie ein Schlagzeug" wird einer der Schüler später über den Auftritt von Robeat sagen. Verstanden hat er, worum es beim Beatboxing geht.

"Atmet einmal die Luft ein, während ihr das Z spricht", sagt Wolf, kneift die Augen zusammen und verzieht das Gesicht, während er in den Raum zischt. Die anderen machen es ihm nach, die Lippen werden breit, das Zischen lauter. Würde der 26-Jährige nicht Sätze sagen wie "ich habe vom Beatboxen schon gekotzt" könnte man fast meinen er mache mit den Schülern logopädische Übungen. Während die sich noch in der grundlegenden Beatboxsprache üben, beeindruckt Wolf sie vor allem mit seinem Geräusche-Potpourri, das abseits des gängigen Schlagens und Schnalzens aus seinem Mund kommt: ein startendes Auto, ein Wassergurgeln, das Vogelzwitschern. "Wie machst du das?", fragt einer der Schüler am Ende. Wolf sagt dazu, ganz im Pädagogen-Jargon: "Viel, viel üben. Das ist noch wichtiger als Talent." Und dann kann er es doch nicht lassen: "Checkt's mal aus und schreibt mir auf Facebook, wie es läuft." Dass er aber doch schon einige Jahre älter ist als seine Zuhörer, erkennt man an der Nachfrage: "Wie heißen Sie auf Facebook?"

© SZ vom 28.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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