Kommunale Finanzen:Nicht ohne Kredit

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Der Dietramszeller Bürgermeister Josef Hauser geht das Jahr "frohen Mutes" an, was die Finanzen der Gemeinde betrifft, auch wenn die Rücklagen schmelzen. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Dietramszell investiert heuer in Infrastruktur und kommunale Wohnungen. Zur Finanzierung muss die Gemeinde neue Darlehen aufnehmen.

Von Petra Schneider, Dietramszell

Einige Investitionen, die die Gemeinde Dietramszell im vorigen Jahr verschoben hat, sollen heuer angepackt werden. Ohne neue Kreditaufnahme geht das nicht, auch die Rücklagen werden auf einen Tiefststand abgeschmolzen. Was hilft, sind gestiegene Steuereinnahmen, die insgesamt um 424 300 Euro höher ausfallen als im Vorjahr. Allen voran bei der Einkommensteuer, die Kämmerin Katharina Laß mit 4,7 Millionen Euro eingeplant hat. Bei der Gewerbesteuer, die mit 2,3 Millionen "zurückhaltend" angesetzt wurde, hat sich der Finanzausschuss in zweimaligen Vorberatungen gegen eine Erhöhung des Hebesatzes von 320 Prozentpunkten ausgesprochen, um Betriebe nicht stärker zu belasten. Für Investitionen steht auch ein Überschuss aus dem Verwaltungshaushalt zur Verfügung, der mit knapp 682 000 Euro zwar gering, aber über der erforderlichen Mindestzuführung liegt.

Bürgermeister Josef Hauser (FW) äußerte sich zufrieden. Dietramszell habe in den vergangenen Jahren kräftig in die Zukunft investiert, etwa in die Generalsanierung der Schule, in Straßen und den Breitbandausbau. "Wir sind dran an der Gestaltung unserer Gemeinde". Fertig sei man nie, aber man könne das neue Haushaltsjahr "frohen Mutes" angehen, sagte Hauser. Der Gemeinderat billigte den Entwurf mit einem Gesamtvolumen von 25,5 Millionen Euro kürzlich einstimmig, ebenso den Finanzplan.

Baumaßnahmen machen heuer knapp 70 Prozent des Vermögenshaushalts aus, der rund 9,2 Millionen umfasst: Die Generalsanierung der Schule, bei der heuer der Austausch der Heizungsanlage geplant ist (2,2 Millionen Euro), Straßenbau, Brücken- und Straßensanierung (577 000 Euro). Die Abwasserentsorgung im Dietramszeller Ortsteil Thankirchen, sowie in Baiernrain, Berg, Erlach, Linden, Lochen und Steingau sind mit jeweils rund 240 000 Euro eingeplant, neue Wasserleitungen mit 720 000 Euro. Außerdem werden jedes Jahr 100 000 Euro für Investitionen in die "ökologische Nachhaltigkeit" eingestellt.

Damit all das finanziert werden kann, muss die Gemeinde ans Ersparte: Rund 410 000 Euro werden entnommen, was die allgemeinen Rücklagen bis zum Jahresende auf knapp 224 000 Euro senkt; erst 2026 ist wieder eine größere Zuführung geplant. Auch aus Grundstücksverkäufen, vor allem für die Einheimischenmodelle "Lochen-West" und "Pfarrer-Koller-Weg", sind Einnahmen von 1,5 Millionen Euro eingeplant.

Trotzdem geht es nicht ohne neue Schulden. Ein allgemeiner Kredit über zwei Millionen Euro ist heuer eingeplant, um den weiteren Ausbau der Infrastruktur zu finanzieren. Zudem nimmt die Gemeinde zwei Darlehen für den Umbau des ehemaligen Kindergartens in Ascholding und der alten Schule in Linden auf. Insgesamt sind das 672 400 Euro im Rahmen des Kommunalen Wohnraumförderprogramms. Weil die jährlichen Aufwendungen aber künftig durch Mietzahlungen gedeckt würden, handle es sich um "rentierliche Schulden", sagte Laß.

Mit den neuen Krediten liegt der Schuldenstand zum Jahresende bei 3,3 Millionen und erreicht 2025 einen Höchststand, weil dann noch einmal 900 000 Euro aufgenommen werden sollen. Aber selbst dann liegt die Pro-Kopf-Verschuldung von 680 Euro unter dem Landesdurchschnitt von 751 Euro vergleichbarer Kommunen. Die größten Ausgabeposten im Verwaltungshaushalt macht der Unterhalt und die Bewirtschaftung gemeindlicher Grundstücke und Anlagen aus, der wegen der allgemeinen Kostensteigerung auf sechs Millionen Euro gestiegen ist. Die Personalausgaben haben sich, nicht zuletzt wegen der Tariferhöhung im öffentlichen Dienst, auf 4,8 Millionen Euro erhöht.

Die Kreisumlage macht mit 3,9 Millionen Euro den drittgrößten Ausgabeposten aus. Denn obwohl der Hebesatz gesenkt wurde, muss Dietramszell wegen seiner höheren Steuerkraft im Jahr 2022, die als Berechnungsgrundlage gilt, rund 276 000 Euro mehr an den Landkreis abführen. Aus demselben Grund reduzieren sich die Schlüsselzuweisungen um rund 108 000 Euro auf knapp 750 000 Euro.

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