Der neue Direktor am GymGer:Der Jongleur

Lesezeit: 2 min

Christoph Strödecke wird ins Amt eingeführt. Er sieht sich als einer, der zwischen den Interessen balanciert.

Von Felicitas Amler, Geretsried

Der neue Direktor am Gymnasium Geretsried will Balance halten - und demonstriert auch gleich, wie's geht: Zu seiner Amtseinführung hat Christoph Strödecke am Donnerstag unter tosendem Beifall der Lehrer, Eltern und Schüler eine Jonglage mit drei Bällen auf die Bühne gelegt. Der 46-jährige Fachmann für Mathematik und Physik, der das "GymGer" offiziell seit 1. August leitet, wählte dies als Metapher für den Führungsstil, den er bevorzuge: Er wolle "in einem komplexen System für Gleichgewicht sorgen", sagte er. Dabei seien Rhythmus und Taktgefühl - wie beim Werfen und Fangen - wichtig, um zwischen Freiheit und Einflussnahme zu balancieren. Die drei Bälle wählte er symbolisch für Eltern, Schüler- und Lehrerschaft.

Strödecke wurde als Nachfolger von Hermann Deger begrüßt, der in den Ruhestand gegangen ist. Vertreter von Kultusministerium, Landkreis und Stadt sprachen zur Amtseinführung. Und zur ausdrücklichen Freude des neuen Direktors, der selbst Klavier spielt und gern klassische Musik hört, zeigte das Gymnasium auch wieder, was es musikalisch drauf hat. Unter Leitung von Musiklehrer Benedikt Jilek untermalten das Jugend-Symphonie-Orchester, das Kollegium der Fachschaft Musik und der Große Chor die mittägliche Feier in der Aula der Schule.

An Metaphern mangelte es in den Reden nicht. So wählte der Ministerialbeauftragte Christoph Henzler das Bild des Heiligen Christophorus - in Anspielung auf Strödeckes Vornamen. Der Legende nach habe dieser Christophorus beim Überqueren eines Flusses mit dem Jesus-Kind auf den Schultern gesagt, er fühle sich, als habe er "die Last der ganzen Welt zu tragen". Dies gelte gelegentlich auch für Schulleiter, sagte Henzler, die "Beratungsinstanz, Lehrkräfteversteher, Schülerflüsterer, Dompteur, Motor, Motivator, Antreiber" und vieles mehr sein müssten. Schließlich kehrte er zu seinem Ausgangsbild zurück: Wie Christophorus müsse der Schulleiter "sozusagen eine lebende Brücke" sein.

Der neue Direktor hat zuletzt als stellvertretender Leiter am Münchner Gisela-Gymnasium gearbeitet. Seine fachliche Leidenschaft gilt der Mathematik, als Hobbys nennt er Wandern in den Bergen und Mountainbike-Fahren. Zur Amtseinführung begleiteten ihn seine Ehefrau, die Deutschlehrerin an der FOS in Giesing ist, und seine beiden Töchter, acht und zehn Jahre alt.

In mehreren Ansprachen klang an, dass das Gymnasium Geretsried, das generalsaniert wird, gerade eine Großbaustelle ist. Der Zweite Landrat Thomas Holz (CSU) beglückwünschte den neuen Direktor dazu, weil er so doch noch die Möglichkeit habe, bei dem mehr als 50 Millionen Euro teuren Projekt mitzugestalten. Als Sprecherin des Personalrats wandte sich Gudrun Schuber an Strödecke: "Es ist schön, dass Sie sich für GymGer-Hoch- und Tiefbau entschieden haben." Sie selbst sei seit elf Jahren da: "Und seit elf Jahren ist diese Schule eine Baustelle." Sie wünschte dem Neuen Übersicht und Ruhe, wenn mal wieder plötzlich eine Tür verschwinde oder eine Mauer den Weg versperre. Außerdem empfahl sie ihm - auch dies natürlich metaphorisch -, im Schulalltag ganz besonders auf tragende Wände zu achten.

Die stellvertretende Schulleiterin Christine Kolbeck sagte, Strödecke wisse "sehr genau, was er will, und noch genauer, was er nicht will", das habe das Kollegium gleich in der ersten Konferenz erfahren, als er über Datenschutz sprach. Vor eben dieser Konferenz, so gab Strödecke zu, habe er genauso Lampenfieber gehabt, wie manche Schüler es vor Schulaufgaben hätten.

Am Ende der Feier bewies der Direktor freilich, dass er keine Angst hat, sich zu blamieren. Er ließ sich von Christian Zingler, dem Leiter der benachbarten Realschule, Keulen zuwerfen, mit denen er noch mühsam jongliert: "Ich kann's noch nicht", sagte er, "aber ich bin dran."

© SZ vom 14.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: