Denkmal für Loriot:Ist das hier Zimmer 107?

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Auf dem Münsinger Dorfplatz wurde die Brunnen-Replik des Sketches "Herren im Bad" eingeweiht, als Memento an den richtigen Ton.

Von Benjamin Engel, Münsing

Vor zu großem Trubel ist Vicco von Bülow alias Loriot gerne geflüchtet. Nur ungern hat sich der 2011 verstorbene Humorist und Münsinger Ehrenbürger zu Lebzeiten selbst laut feiern lassen.

Doch am vergangenen Sonntagvormittag herrscht am Dorfplatz Kontrastprogramm. Loriot und sein Werk stehen im Mittelpunkt. Die Gemeinde lässt das Denkmal - eine originalgetreue Replik des Sketchs "Herren im Bad" aus Granit und Bronze - feierlich einweihen. Die Münsinger Blaskapelle spielt - erst den Defiliermarsch, später "Preußens Gloria". Die zwei Alt-Landräte Otmar Huber und Manfred Nagler sind gekommen. Dritter Landrat Klaus Koch ist unter den Gästen, genauso wie die Familie von Loriot, die beiden Töchter und Witwe Romy. Keine der Angehörigen des Humoristen spricht offiziell. Zum Schutz vor der Hitze bleibt Witwe Romy unter dem eigens aufgestellten Schirm sitzen und hört zu.

So erinnert zunächst Bürgermeister Michael Grasl (FW) an Loriot, der sich stets in "feiner Zurückhaltung" geübt habe. Der Humorist habe von 1963 bis 2011 in Ammerland gelebt. "Loriot hat uns gezeigt, dass man sich nicht so wichtig nehmen muss", sagt Grasl. Zu Münsing hätte er eine besondere Beziehung gehabt, den Ort als Heimat bezeichnet. Unter anderem arbeitete Loriot in die Symbole des örtlichen Judo-Vereins und der Feuerwehr seine berühmten Knollenmännchen ein. Für die 2008 aus dem Gemeinderat Ausgeschiedenen fertigte er Karikaturen an. Und Loriot sei zu verdanken, dass Münsing durch die Sendung "Spiel ohne Grenzen" 1989 ins Fernsehen gekommen sei.

Als Symbol für den Austausch verschiedener Meinungen versteht Grasl das Brunnen-Denkmal mit den Bronzebüsten von Müller-Lüdenscheidt und Dr. Klöbner. Das Motiv greift Alt-Landrat Otmar Huber gerne auf. Sich selbst outet er als jahrzehntelangen Fan von Loriot. Dem Humoristen sei anlässlich seiner Verabschiedung als Landrat 1996 in fünf Minuten gelungen, was er in drei Jahrzehnten Amtszeit nie geschafft habe: "Er hat den gesamten Kreistag zum Lachen gebracht." Loriot habe mit seinem Humor immer den richtigen Ton getroffen, nie jemanden verletzt. Nur, dass nun zwei Preußen auf einem oberbayerischen Dorfplatz dargestellt würden, hätte es nicht gebraucht, sagt Huber scherzhaft.

An seinen ersten Besuch bei Loriot in Ammerland erinnert sich dessen früherer Lektor im Diogenes Verlag, Gerd Haffmans. Er sollte im Frühjahr 1973 die Ausstellung des Humoristen für das Hannoveraner Wilhelm-Busch-Museum zusammenstellen. Das Wetter sei schön, die Möpse und der Hirtenhund des Humoristen im Garten gewesen, erzählt er. "Ich saß allein bei blassem Birnenlicht im Keller und sortierte Originalzeichnungen." Zur Denkmalsenthüllung rezitiert Haffmans dagegen im Freien den Sketch "Herren im Bad."

Die sitzen am Sonntag als Bronzebüsten in der Granitbadewanne am Dorfplatz. Mit der Familie von Loriot hat Dritter Bürgermeister Ernst Grünwald jedes Detail bis zur Knollennase abgesprochen. Der Starnberger Bildhauer Max Wagner hat die in der Höhenrainer Bronzegießerei von Andreas Hofmeister gegossenen Büsten angefertigt. Die Badewanne stammt aus den Hötzendorfer Granitwerken. Das Wasserspiel von Pumpen Pauli.

Als Bürgermeister Grasl zwei Plastikentchen in die Wanne setzt, ist der Brunnen sofort von Kindern umringt. Der Platz ist belebt, so wie sich das der Bürgermeister künftig wünscht.

© SZ vom 31.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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