Corona-Einschränkungen:Positives Fazit an der Glentleiten

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Digitaler Fokus, neue Führungen, verkürzte Saison: Das Freilichtmuseum blickt auf einen außergewöhnlichen Sommer zurück

Von Felix Haselsteiner, Großweil

Am 2. November, und damit einen Monat früher als geplant, musste das Freilichtmuseum Glentleiten in diesem Jahr bereits schließen. Nicht nur die Innenmuseen waren von den Corona-Maßnahmen betroffen, auch an der freien Luft sollten die Leute sich nicht mehr treffen können - zum Zweck des Infektionsschutzes.

"Außergewöhnlich" sei die Saison im Museum gewesen, heißt es in einer Pressemitteilung nun. Denn Glentleiten musste in diesem Jahr nicht nur früher schließen, sondern hatte ja auch erst am 19. Mai - zwei Monate später als normalerweise - die Tore öffnen können. Es brauchte daher vor allem alternative Wege, um die Menschen in Bayerns größtes Freilichtmuseum zu bringen, wenn schon nicht in Person, dann zumindest in digitaler Form.

"Das Museum für alle - Museen für Vielfalt und Inklusion" war etwa das Thema des diesjährigen Internationalen Museumstages gewesen, an dem sich Glentleiten digital beteiligt und dazu Videos in Deutscher Gebärdensprache ins Netz gestellt hat. Auch sonst beschäftigte sich das traditionelle Heimatmuseum ausführlich mit der Frage, wie man auf digitalen Wegen das Publikum erreichen kann. Am Europäischen Tag der Restaurierung präsentierte Glentleiten eine siebenteilige Videoserie über die Wiederaufbereitung des Schiebl-Hofs aus Tyrlbrunn. Die Stärken dieser digitalen Umsetzung liegen auf der Hand: Die Kurzfilme sind nach wie vor auf dem Youtube-Kanal von Glentleiten zu sehen, trotz Museumsschließung.

Aber auch für Besucher vor Ort wurde das Erlebnis digitaler: Direkt im Museum konnte man sich über die App "Actionbound" jeweils ein Smartphone-Quiz im Mühlental und in der Baugruppe Almwirtschaft runterladen, das vor allem bei Familien für große Begeisterung gesorgt habe, so das Museum. Und in den sozialen Medien, bei Facebook und Instagram, baute das Freilichtmuseum seine Präsenz aus und konnte auf beiden Kanälen einen "erfreulichen Zuwachs an Followern" feststellen. Auf der Website gab es zudem die Möglichkeit, mit einem Fotorundgang die Sonderausstellungen "Utopie Landwirtschaft" und "Eine Neue Zeit" zu besichtigen.

Doch auch wenn die Saison verkürzt war: Ein analoges Museumserlebnis gab es an der Glentleiten natürlich auch in diesem Jahr. Der Fokus lag dabei auf dem Angebot für Familien mit Kindern ab dem Vorschulalter, für die das Pädagogik-Team des Museums Fotosafaris und Rätselrallyes entwickelte. Das funktionierte zumindest in Teilen als Ausgleich zu den aufgrund der Corona-Regelungen abgesagten Ferienkurse. Führungen gab es im Freilichtmuseum trotz Abstandsvorschriften, zumindest in abgewandelter Form: An Sonntagen wurde in einem neuen Format, den Museumsgesprächen, ein Austausch zwischen Besuchern und drei Kunstvermittlerinnen ermöglicht, die an festen Orten am Gelände für Fragen zur Verfügung standen und so unter Einhaltung der Schutzmaßnahmen den Besuchern das Museum näherbringen konnten.

An der Weiterentwicklung wird bereits gearbeitet. (Foto: Glentleiten/oh)

Unterstützt wurde die Einrichtung des Bezirks Oberbayern bei all diesen Projekten vom Verein Freundeskreis Freilichtmuseum Südbayern und seinen etwa 3700 Mitgliedern. Die Beschaffung einer neuen Biergartenbestuhlung nach historischem Vorbild am Salettl übernahm der Freundeskreis genauso wie die Museumsgespräche. Im kommenden Jahr soll zudem der neu beschaffte Köhlerwagen zum Einsatz kommen, den der Freundeskreisverein finanziert hat.

Denn die Planungen für die kommende Saison haben bereits begonnen: Am 19. März 2021 will das Museumsteam wieder in die neue Saison starten, traditionell am Josefitag also. Die Erfahrungen aus der vergangenen Saison mitsamt der Veranstaltungen auf Abstand und dem Digital-Fokus sollen dann eine wichtige Rolle spielen, genauso wie die neuen Aufbauprojekte vor Ort, wie etwa dem Marosenlehen aus dem Berchtesgadener Land, das ab dem Frühjahr zur Verfügung stehen soll und einer Tankstelle aus den 50er-Jahren (von Herbst an, siehe Text unten). Daneben hofft man an der Glentleiten aber vor allem auf eines: Eine normalere Saison, ohne verkürzte Öffnungszeiten am Anfang und am Ende.

© SZ vom 16.11.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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