Reden wir über:Modellregionen für Cannabis

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Der Kreisvorsitzende der FDP Bad Tölz-Wolfratshausen Simon Roloff. (Foto: Privat/oh)

Simon Roloff von den Jungen Liberalen im Oberland spricht sich dafür aus, dass in Bayern eine frühzeitige Legalisierung getestet wird.

Interview von Jana Daur, Bad Tölz-Wolfratshausen

"Legalize it" soll nun von der Forderung zumindest schrittweise zur Realität werden: Vergangene Woche legte das Bundesgesundheitsministerium seine Pläne zur Cannabis-Legalisierung vor, wonach eine Freigabe frühzeitig in bestimmten Regionen getestet werden soll. Die Jungen Liberalen Bayern fordern, auch im Freistaat solche Modellregionen zu schaffen. Wie das im Landkreis aussehen könnte, erklärt Simon Roloff, stellvertretender Kreisvorsitzender der Julis Oberland.

SZ: Herr Roloff, sollte man als guter Politiker schon einmal gekifft haben, bevor man die Legalisierung von Cannabis fordern kann?

Roloff: Würde ich nicht sagen. Ich glaube, in der Politik geht es nicht darum, alles selbst ausprobiert zu haben, sondern den Menschen etwas zu ermöglichen. Vor allem wir Liberale wollen das. Dann können wir Menschen auch den Cannabis-Konsum ermöglichen, denn Cannabis-Konsumenten sind keine unmündigen Bürger, die vor sich selbst geschützt werden müssen. Aber ich denke, wenn die Legalisierung durch ist, empfehle ich, mal auf einem Landeskongress der Jungen Liberalen vorbeizukommen. Ich glaube, das könnte ein guter Abend werden.

Unterstützen Sie die Forderung der Julis in Bayern nach Modellregionen auch hier im Oberland? Soll es im Landkreis Coffee-Shops und Kiffstuben geben?

Ja, wir gehen das mit. Wir wollen bewusst Schritt für Schritt legalisieren und da auch die medizinischen Indikatoren mitnehmen. Und in München, aber auch im ländlichen Raum Bayerns, haben wir einfach die Infrastruktur dafür, um die Legalisierung eben auch wissenschaftlich zu begleiten. Dabei muss man schauen, dass es einen Ausgleich gibt zwischen Städten und ländlichem Raum, wie sich das jeweils entwickelt. Wenn Markus Söder gerne vom "freien Süden" spricht, dann bitte auch bei diesem Thema ergebnisoffen sein. Es geht darum, dass man lizensierte Abgabeorte schafft, also quasi kleine Geschäfte, in denen man die entsprechende Menge kaufen kann. (Erlaubt werden soll der Besitz von maximal 25 Gramm, Anm. d. Red.) Und ich denke, das wäre auch durchaus bei uns im Landkreis möglich, da was auszuprobieren und zu begleiten.

Haben Sie als Vertreter einer Jugendorganisation keine Sorge, dass durch die Forderungen Jugendliche zum Drogenkonsum verleitet werden?

Nein, ich denke, das Gegenteil ist der Fall. Es geht ja darum, den Dealer arbeitslos zu machen. So schaffen wir es, dass man sich eben nicht irgendwo das Zeug besorgen muss, das vielleicht gestreckt ist, was schlecht ist, was krank macht. Es geht darum, wirklich auf Qualität zu setzen, auf Gesundheitsschutz und vor allem auf Prävention. Ich glaube, wenn etwas legal ist - wie bei Alkohol -, kann man in die Prävention viel besser investieren.

Das rigide Bayern als Vorreiter bei der Cannabis-Legalisierung - wie wollen Sie hier im Landkreis zur Entstigmatisierung beitragen?

Wichtig ist dabei, die Community vor Ort einzubinden, sollten wir Modellregion werden. Sowohl das Gesundheitsministerium als auch zum Beispiel die Schulen vor Ort können mit Aufklärungskampagnen über die Legalisierung informieren. Sie können Präventionsmaßnahmen gestalten, in die Schulen gehen, Projekte finanzieren und ermöglichen, so dass Jugendliche über das Thema Drogen generell aufgeklärt werden - Alkohol und Nikotin zählen auch dazu.

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