Campendonk-Sammlung in Penzberg:Ein Stadtmuseum, das nicht mehr so heißen darf

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Der "Mann mit Ziege" von Heinrich Campendonk. (Foto: Manfred Neubauer)

Die Campendonk-Ausstellung soll internationaler klingen. Die neuen Namen sind im Penzberger Stadtrat umstritten - am Ende kommt es sogar zu einer Kampfabstimmung.

Von Alexandra Vecchiato, Penzberg

Es ist immer gut, einen Experten zur Entscheidungsfindung zur Hand zu haben. Also hat sich die Stadt Penzberg kurzerhand den Museumsdirektor der Partnerstadt eingeladen: Burkhard Leismann vom Kunstmuseum Ahlen, einen Kenner des Expressionismus. Leismann sollte im Stadtrat jene überzeugen, die sich nicht von ihrem "Stadtmuseum" trennen wollen oder besser gesagt: vom "Stadt-" vor dem "-museum".

Es geht um die Umbenennung des kleinen Musentempels. Für gut drei Millionen hat sich Penzberg einen Anbau an das alte Stadtmuseum an der Karlstraße geleistet. In dem schicken Neubau mit schwarzer Klinkerfassade sollen die Werke des Künstlers Heinrich Campendonk (1889-1957), die der Stadt gehören oder als Leihgaben zur Verfügung gestellt wurden, von Anfang Juni an endlich adäquat präsentiert werden. Da passt der Name "Stadtmuseum" nicht mehr, weil eben "Stadt" nach zu viel Provinz klingt, man aber in Zukunft international daherkommen möchte.

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Das scheint dem Stadtrat bis vor Kurzem noch nicht in Gänze bewusst gewesen zu sein. So manch einer staunte nicht schlecht ob der Lobeshymnen Leismanns über die Penzberger Sammlung von Campendonk-Werken. "Ein Sechser im Lotto", schwärmte er, sprach von einem "Glücksgriff", einem "Juwel von großer Strahlkraft" und dass mit "heftigen Reaktionen" unter Kunstliebhabern zu rechnen sei. Überhaupt hätte er die Bilder auch gerne bei sich in Ahlen.

"Stadtmuseum Penzberg Sammlung Campendonk"? Oder lieber "Museum Penzberg Werke Campendonk"?

All dies müsse sich im Namen des Museums widerspiegeln, müsse man doch an die künftigen Besucher aus New York und aller Welt denken. New York? Oha. Oder wie Ludwig Schmuck es formulierte: "Da werd' mir ganz schwindlig, wo die Leut' alle herkommen sollen. So groß is unser Museum fei gar nicht."

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Jedenfalls kam es zu einer gefühlt mehrstündigen Debatte, ob es nun "Stadtmuseum Penzberg Sammlung Campendonk" oder "Museum Penzberg Sammlung Campendonk" oder "Museum Penzberg Werke Campendonk" oder "Museum Penzberg Heinrich Campendonk" heißen solle. Einige Räte befürchteten, das Museum, oder besser gesagt: die Leitung, werde irgendwann einmal vergessen, dass in dem Haus auch die Penzberger Stadtgeschichte gezeigt werden soll.

Andere pochten darauf, dass unbedingt "Penzberg" im Namen auftauchen müsse. "Sammlung" gefiel unter anderem Adrian Leinweber (SPD) nicht, weil normalerweise nach "Sammlung" der Name des Sammlers und nicht des Künstlers stehe. Worauf Markus Kleinen (SPD) entgegnete, "Sammlung" ließe sich gut ins Englische übersetzen. Und "Collection" sei ja wohl wirklich international. Kerstin Engel (Grüne) bat darum, in großer Schrift "Museum Penzberg" und etwas kleiner "Heinrich Campendonk" zu verwenden.

Das Wort "Stadt" im Namen sei zu lokal, findet Burkhard Leismann

Mit Engelszungen bat Leismann die Runde, sich doch vorzustellen, wie man sich im Internet und ähnlichen Werbebannern für das Museum, das seiner Ansicht nach mit richtigem Marketing zum Selbstläufer werde wie das Franz-Marc-Museum in Kochel oder das Schlossmuseum in Murnau, präsentiere, bleibe das "Stadt" im Namen. Ein viel zu lokaler Bezug, sagte der Museumsdirektor, den niemand außerhalb Penzbergs verstehen werde.

Es kam zur Abstimmung zwischen "Museum Penzberg Heinrich Campendonk" und "Museum Penzberg Sammlung Campendonk". Letztere Variante fand eine Mehrheit mit 13 zu acht Stimmen.

Bleibt noch zu berichten, dass zwischen "Museum Penzberg" und "Sammlung Campendonk" kein störendes Satzzeichen stehen soll; und dass auf der Fassade an der Karlstraße lediglich ein "Museum Penzberg" den internationalen Kunstliebhabern den Weg weisen wird.

© SZ vom 02.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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