Bürgerladen:Geld fürs Geschäft

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Ob nun ein Bürgerladen realisiert wird oder nicht, saniert werden muss das Haus am Untermarkt auf jeden Fall. (Foto: Hartmut Pöstges)

Wolfratshausens Bürgermeister Klaus Heilinglechner nennt mit der Städtebauförderung ein neues Finanzierungsmodell für den Bürgerladen. Doch die Skepsis bei manchen Stadträten bleibt

Von Matthias Köpf, Wolfratshausen

In der anhaltenden Kostendebatte über einen künftigen Wolfratshauser Bürgerladen hat Bürgermeister Klaus Heilinglechner (BVW) am Dienstag eine neue Finanzierungsmöglichkeit genannt: Die Stadt könnte demnach für die Sanierung und den Umbau ihres Eckhauses im Untermarkt 10 mit hohen Summen aus der Städtebauförderung rechnen. In diesem Programm übernimmt der Staat üblicherweise 60 Prozent der "förderfähigen Kosten" eines Projekts, was sich in der Praxis meist etwa bei der Hälfte der Gesamtkosten einpendelt. Bei den Sprechern der Stadtratsfraktionen ist Heilinglechner am Montag damit nach eigener Darstellung aber nicht auf die erhoffte einhellige Begeisterung gestoßen.

Einige Stadträte beharrten auf alternativen Planungen, einige lehnten den ganzen Bürgerladen ab, berichtete Heilinglechner aus dem Fraktionssprecher-Treffen, das zur Vorbereitung der Stadtrats-Sondersitzung vom Dienstagabend diente. Nötig wurde diese Sondersitzung, weil der Bauausschuss im Mai eine Kostenschätzung über mehr als 820 000 Euro für die Sanierung des Hauses nicht genehmigen wollte. Mit diesen Zahlen hatte Heilinglechner die Räte überrascht, nachdem zuvor stets von niedrigeren Summen die Rede gewesen war. Im Zuge der Haushaltsberatungen für das laufende Jahr hatten die Stadträte für die Sanierung und den Umbau im Erdgeschoss 460 000 Euro genehmigt.

Inzwischen hat die Bürgerladen-Initiative auf den geplanten Bistro-Bereich verzichtet, was alleine 150 000 Euro für die nun nicht mehr notwendigen Installationen einsparen soll. Angesichts dessen betont der Bürgermeister, das der allergrößte Teil der verbleibenden Kosten gar nicht durch den Umbau für den Bürgerladen entstehe, sondern durch die seit Langem überfällige gründliche Sanierung der städtischen Immobilie. Mit dem Antrag zur Städtebauförderung habe man der Regierung von Oberbayern Belege über alle Investitionen in das Haus seit 1989 vorgelegt und sei auf eine Gesamtsumme von nur 25 000 Euro gekommen, sagte Heilinglechner. Deswegen werde die Regierung die "förderfähigen Kosten" in diesem Fall wohl etwas niedriger ansetzen, denn die Städtebauförderung solle zukunftsorientierten Projekten dienen und nicht einen über Jahrzehnte aufgehäuften Investitionskostenstau auflösen, sagte Heilinglechner.

Demnach könnte der Bürgerladen auch in finanzieller Hinsicht zum Schlüssel für die gründliche Sanierung des Haues werden, denn die Städtebauförderung honoriert laut Heilinglechner ausdrücklich das Bemühen der Stadt, die Nahversorgung im Zentrum zu verbessern. "Es ist ein glücklicher Umstand, dass der Bürgerladen da reingeht", sagte der 2014 erstmals ins Amt gewählte Bürgermeister. Heilinglechner hatte die Gründung eines solchen Ladens im Wahlkampf selbst vorgeschlagen, was aber ebenso für seinen damaligen Stichwahl-Gegner Fritz Meixner (SPD) gilt.

Die Ratsfraktionen haben sich bisher zwar vergleichsweise einhellig, aber mit erkennbar unterschiedlicher Begeisterung für den Bürgerladen im Untermarkt ausgesprochen. Die größten Skeptiker lassen sich wohl auch mit den nun in Aussicht gestellten Zuschüssen nicht restlos überzeugen. Denn einen Antrag an die Städtebauförderung kann nicht die Bürgerladen-Initiative selbst, sondern nur die Stadt stellen. Die würde sich das Vorhaben damit gleichsam zu eigen machen und müsste bei einem Scheitern des Ladens womöglich die Förderung zurückzahlen. Ähnliche Bedenken hatten das vom Verein "Bürger fürs Badehaus Waldram-Föhrenwald" getragene Museumsprojekt im geschichtsträchtigen Gebäude am Kolpingplatz um viele Monate verzögert, bis eine für alle Seiten akzeptable Vereinbarung für den Fall einer Vereinspleite getroffen war.

Die Sondersitzung des Stadtrats zum Thema Bürgerladen war bis zum Redaktionsschluss dieser Ausgabe nicht beendet.

© SZ vom 08.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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