Bürgerdialog:Die Qual der Standort-Wahl

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Beim letzten Themenabend zum Penzberger Hotel bleiben die Lager von Befürwortern und Gegnern gespalten

Von .Alexandra Vecchiato, Penzberg

Die Stadt Penzberg möchte in Zukunft am Geschäft mit dem Übernachten fernab von zu Hause partizipieren. Die Bürger entscheiden am Sonntag, 14. Oktober, über den Hotel-Standort. Doch wie das Haus, das zwischen 75 und 110 Zimmer haben soll, aussehen wird, ist völlig offen. Einen Einblick in zeitgenössische Hotel-Architektur gab Herwig Ronacher am Donnerstagabend in der Stadthalle. Gemeinsam mit seiner Ehefrau Andrea hat er ein Architektenbüro im österreichischen Hermagor. Sein Rat für die Penzberger: ein Wettbewerb, der zwar Rahmenbedingungen vorgibt, aber auch den Planern viele Freiheiten lässt. Nur so bestünde die Chance, Außergewöhnliches zu erhalten, sagte Ronacher. Die Grundvoraussetzung sei jedoch, einen Bauherrn zu finden, der bereit ist, in "gute Architektur" zu investieren.

Es war der letzte Themenabend im Dialog-Verfahren vor der Abschlussveranstaltung am Montag, 1. Oktober, (19.30 Uhr, Stadthalle). Auf Einladung von Moderator Daniel Schreyer war das Ehepaar Ronacher nach Penzberg gekommen. Schreyer war auf den Architekten aufmerksam geworden, da er im Urlaub in einem Hotel aus dem Büro Ronacher übernachtete. Immer wieder seinen Bürger während des Dialog-Verfahrens zu ihm gekommen, weil sie wissen wollten, wie das künftige Hotel an der Zufahrt zu Gut Hub aussehen werde. Das rege Interesse habe ihn veranlasst, den Themenabend "Architektur und Planung" anzubieten, sagte der Moderator. Die Anzahl der Zuhörer an diesem Abend spiegelte dieses Interesse nicht wider. Knapp 40 Bürger waten gekommen einschließlich Stadträte und Rathaus-Mitarbeiter. Ronacher verwendet Holz als Baustoff und hat bereits viele Hotelprojekte in Österreich realisiert. Einen Querschnitt seines Schaffens präsentierte er den Zuhörern im kleinen Saal.

Das erinnerte indes einige Anwesende an eine Werbeveranstaltung. Sie fühlten sich an Kaffeefahrten erinnert. Das Gros der Zuhörer goutierte indes den Vortrag Ronachers. Tatjana Patermann von "Pro Innenstadt" etwa meinte, sie könne sich nun vorstellen, wie das Hotel möglicherweise aussehen könnte. "Lasst es uns machen", warb sie für das Projekt.

Stadtbaumeister Justus Klement erläuterte, welche Einflussmöglichkeiten die Stadt habe, um eine Betonburg beim Kirnbergsee zu verhindern. Über einen vorhabenbezogenen Bebauungsplan in Kombination mit einem Durchführungsvertrag könne die Stadt vieles festlegen. Der Stadtrat müsse sich Gedanken machen, was das neue Hotel mitbringen solle. Klement hob ebenfalls hervor, dass die Qualität der Architektur eng verknüpft mit den Vorstellungen des Investors sei. Denn die Stadt werde das Hotel nicht bauen.

Der Abend machte deutlich, dass sich Standort-Gegner und -Befürworter unversöhnlich gegenüberstehen. Hannelore Jaresch wurde angegangen, als sie den Schutz der alten Bäume am Rande des 9000 Quadratmeter großen Baugrundstücks einforderte. Dieser ist aus ihrer Sicht nicht gegeben. Jaresch wiederum provozierte einen Eklat, als Architekt Ronacher sie ansprach und Jaresch währenddessen die Veranstaltung verlassen wollte. Der Österreicher warb für den Hotelneubau, weil er und seine Frau überrascht gewesen seien, in Penzberg kein Zimmer gefunden zu haben. "Hier ist nichts", meinte er. In seiner Region hätten die Hotel-Bauten dazu geführt, den saften Tourismus anzukurbeln und Arbeitsplätze zu schaffen. "Sie können Ihre Region doch nicht mit Penzberg vergleichen", erwiderte Jaresch und ging

© SZ vom 29.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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