Bissiges Kabarett:Da hilft nur Stechapfel-Tee

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Den Kabarettisten Max Uthoff kennt man aus der Satire-Sendung "Die Anstalt". (Foto: Hartmut Pöstges)

Bei Max Uthoff bekommen alle ihr Fett weg

Von Thekla Krausseneck, Wolfratshausen

Wer dem Kabarettisten Max Uthoff einen Abend lang zuhört, der möchte am liebsten Briefe schreiben. An alle. An Minister, an Parteien, an Wähler. Oder an Kohl, über dessen Todesursache er noch immer grübele, sagt Uthoff: Als der Altkanzler erfahren habe, dass ihm eine Million Euro Schmerzensgeld zustünden, weil "jemand in einem Buch, das niemand kennt und niemand lesen wird, etwas Falsches über ihn geschrieben hat", da müsse es ihn vor Lachen zerrissen haben. Bissig und pointiert, so kennt man den Kabarettisten, der einmal im Monat in der Satire-Sendung "Die Anstalt" über die aktuelle politische Lage reflektiert. Und weil man ihn so kennt, dürfte auch niemand damit gerechnet haben, dass der Samstagabend auf dem Flussfestival leichte Kost sein würde. Es gibt einiges zu schlucken.

Die Bundestagswahl gehört abgesagt, erklärt Uthoff - "aus ästhetischen Gründen", aber auch aus finanziellen. Rausgeschmissenes Geld, wer glaube denn nicht daran, dass Merkel es noch mal mache? Außerdem verspreche die Wahl ekelhaft zu werden, "weil sich alle Parteien im Fundus der AfD bedienen, um ihre potenziell rechtsextremen Wähler am Abdriften zu hindern". Christian Lindner habe sich bereits beschwert, dass zu bestimmten Themen immer nur die AfD befragt werde - schließlich vertrete seine FDP "exakt dieselben Positionen". Zwischen Neoliberalismus und Rechtsextremismus - "also Ursache und Wirkung" - durften nach Uthoff kürzlich die Franzosen wählen: "Sie haben dem Fabrikarbeiter das Messer auf die Brust gesetzt und gesagt: Du wählst jetzt weiter deine eigene Ausbeutung, sonst bist du ein Nazi." So wurde Emmanuel Macron neuer Präsident. Uthoff verbessert sich mit einer Entschuldigung: "Sagte ich Ausbeutung? Ich meine natürlich Flexibilität."

Auch nicht besser: die SPD. Die bekomme derzeit Zulauf durch junge Mitglieder, "in deren DNS noch nicht eingebrannt ist, wie sehr die SPD die Arbeiter in den vergangenen Jahrzehnten verraten hat". Eine ganze Menge Stechapfeltee müsse man morgens zu sich nehmen, sagt Uthoff, "um die SPD auch nur annähernd als links zu bezeichnen". Dem Publikum, das Uthoff ansonsten feiert, als säße es nicht in einem pechschwarzen Landkreis, bleibt bisweilen das Lachen im Hals stecken - etwa als er Kanzlerin Merkel als Spielfigur des Bertelsmann-Konzerns beschreibt. Uthoff feuert atemlos und auf unnachahmliche Weise - trocken, eloquent, ein bisschen apodiktisch - mit bitterbösen Wahrheiten. Kaum einer bleibt verschont. Anders als viele andere Kabarettisten spricht er dabei nie über sich selbst - und so bleibt Max Uthoff am Ende das einzige ungelöste Geheimnis des Abends.

© SZ vom 10.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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