Besonderheit in Münsing:Zum Mond gespielt

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Die Musikkapelle Münsing übt derzeit für ein großes Freiluft-Konzert in einem Stadel, um die Hygieneregeln einzuhalten. (Foto: N/A)

Die Musikkapelle Münsing hat ihre Proben in einen offenen Stadl bei Weipertshausen verlegt. Wieder groß auftreten will die Formation Open Air im September.

Von .Benjamin Engel, Münsing

Mit Publikumserwartungen weiß die Musikkapelle Münsing zu spielen. Das hat die traditionsreiche Formation aus dem Landkreis-Norden gezeigt, als sie mit der Hip-Hop-Band Blumentopf den Rap "Fenster zum Berg" aufnahm. Insofern ist exemplarisch, was an einem Dienstagabend im September auf einem Bauernhof zwischen Münsing und Weipertshausen geschieht. Von der schwarzen Nacht hebt sich das hell leuchtende Rechteck des angrenzenden nach Süden offenen Stadels deutlich ab. Zu erwarten wäre, dort auf schwere Landmaschinen zu treffen. Stattdessen sitzen etwa drei Dutzend Musiker mit Instrumenten auf Stühlen unter dem Schein der Deckenstrahler.

Für die Blaskapelle Münsing ist das ein ungewöhnlicher Ort und doch ein wichtiges Element an Normalität. Denn das erste große Konzert seit fast zwei Jahren steht am 24. September im Garten der Münsinger Grundschule unmittelbar bevor. Unter den Bestimmungen der Pandemie ließ sich der Probenraum im Vereinszentrum am Hartlweg nicht mehr nutzen, um gemeinsam zu spielen. Also war dringender Ersatz gefragt.

Wie gerufen kam daher Anton Grafs Idee, im Stadel seines Bauernhofs nördlich von Münsing zu proben. "Das war die einzige Möglichkeit", sagt der Landwirt und Tubist der Münsinger Formation. Denn der im Winter als Lagerraum für Futter und Maschinen genutzte Stadel hat genügend Raum, um die erforderlichen Sicherheitsabstände einzuhalten. Dort trifft sich die Musikkapelle seit Ende Mai immer dienstags zum Proben. Wie gut das anfangs funktionierte, habe ihn selbst überrascht, sagt deren Vorsitzender Michael Bruckmeir. "Aber alle waren so motiviert", sagt er. Schließlich hätten sie lange nicht mehr gemeinsam spielen können. Seit Pandemiebeginn seien nur wenige kleinere Auftritte - einer im Vorjahr, zwei heuer - möglich gewesen. Zu Weihnachten 2019 spielte die Musikkapelle Münsing ihre bis dato jüngsten großen Konzerte. Umso spannender sind die Vorbereitungen auf das Open-Air-Konzert in wenigen Tagen im Münsinger Schulgarten - wenn auch vor allem in organisatorischer Hinsicht, wie Bruckmeir betont. Knapp 350 Besucher können zuhören. Alle Karten sind personalisiert, die Sicherheitsabstände von 1,50 Meter zwischen den Plätzen gilt es genauso zu beachten wie die Laufwege des Publikums. Die Musiker müssen die überdachte Bühne aufbauen und den Getränkeverkauf organisieren. "Wir müssen bloß noch hoffen, dass das Wetter einigermaßen ist", sagt Bruckmeir.

Nur viel weniger Zeit zum Proben als für die klassischen Weihnachtskonzerte ist geblieben. Daher konnten die Musiker auch keine größeren, klassischen symphonischen Stücke einstudieren. Dafür verspricht Bruckmeir viel unterhaltsame Leichtigkeit. "Wir wollen kein schweres Konzert." Polkas wie die "Späte Liebe" oder der Boarische "Für'n Voda" stehen genauso auf dem Programm wie der "Montana-Marsch", das rockige "Proud Mary" oder eine Bearbeitung des New-Wave-Songs "1980-F". Das könnte insbesondere die lebensreifere Generation als Titelstück von Thomas Gottschalks Fernsehsendung "Na sowas!" der 1980er-Jahre wiedererkennen. Wer sich fragt, wie sich die stakkatohaften Synthesizerklänge auf ein Blasorchester übertragen lassen, muss nur den Dirigenten Michael Kavelar fragen. Er teilt sich mit dem zweiten Dirigenten Laurenz Eschenlohr die Leitung des kommenden Open-Air-Konzerts.

"Blasinstrumente haben eine eigene Power", sagt Kavelar. Je mehr davon, desto mehr übertrage sich auch auf das Publikum. "Als Trompeter will man auch einmal richtig reinhauen dürfen, das macht Spaß." Und wie das "fetzt", um im Wortlaut Kavelars zu bleiben, ist bei der Probe im zu einer Seite offenen Stadel deutlich zu hören. "Cool", sagt der in den Beinen leichtfüßig im Rhythmus mitfedernde Kavelar, nachdem der letzte Ton von "1980-F" verklungen ist. Nur mit den Vier-Achtel-Noten-Übergängen zu F ist er noch nicht ganz zufrieden.

"Ein paar Schrauben müssen schon noch gestellt werden", sagt Kavelar im Hinblick auf das kommende Konzert. Da hilft den Münsinger Musikern letztlich nur, möglichst viel zu üben, um die richtige Mischung aus Ausdruck und Dynamik, aber auch leisen Tönen möglichst gut zu finden. Und daran gilt es eben jetzt zu arbeiten. Bei den leisen Tönen sei ihm manches in der heutigen Probe noch zu viel Dahingeplänkel, erklärt er seinen Musikern. Gerade die leiseren Stellen müssten aber musikalisch-technisch ganz sicher gespielt werden, um perfekt zu wirken.

Die Stimmung unter den Musikern ist trotzdem freudig-gelöst. Einen schöneren Platz um gemeinsam Musik zu machen, könnten sie wohl mit Blick auf den halb-vollen Mond an diesem Dienstag kaum finden. Das scheint auch die durchs Dunkel herumschleichende Katze anzuziehen

Jahreskonzert "Blasmusik is a Lebensgfui", Musikkapelle Münsing, 24. September, Schulgarten Münsing, Beginn: 20 Uhr, Ticketpreis acht Euro, Vorverkauf Hairgstylt, Hauptstraße 41, Münsing

© SZ vom 20.09.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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