"BeneCulture" im Kloster Benediktbeuern:Festival beginnt holprig

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Das erste "BeneCulture" lockt etwa 2000 Besucher mit einem vielfältigen Programm an. Allerdings läuft die Veranstaltung schleppend an - und ihr interkultureller Anspruch kommt auch zu kurz.

Von Sabine Näher, Benediktbeuern

Mutig stehen Veronika und Magdalena auf der Bühne. Die beiden Neunjährigen zählen zur Jugendabteilung des Benediktbeurer Trachtenvereins und sind für den großen Auftritt fein herausgeputzt: im Dirndl mit rotem Rock, schwarzem Mieder und weißer Schürze, die Haare in kunstvollen Flechtfrisuren gebändigt. "Eigentlich sind es ja um die 30 Kinder. Aber wegen der Pfingstferien sind heute nur die beiden da", sagt Barbara Wüchner, bei der Trachtenjugend "für d'Musi" zuständig. Dann hebt das Trio allerliebst zu singen an: "Springt der Hirsch übern Bach". Es ist früher Samstagnachmittag bei diesem "BeneCulture - ein Festival der Begegnung", zu dem die Katholische Stiftungshochschule (KSH) Benediktbeuern in Kooperation mit dem Zentrum für Umwelt und Kultur (ZUK) in den Maierhof des Klosters eingeladen hat.

Beide Institutionen wollen mit dem Festival ein Zeichen gegen Ausgrenzung setzen und die Begegnung zwischen den Kulturen und Menschen ermöglichen. Doch singen Wüchner und ihre Mädchen vor einem sehr überschaubaren Publikum. Ihre Erklärung, warum heute nur zwei von 30 Kindern auf der Bühne stehen, dürfte auch für den geringen Publikumszuspruch verantwortlich sein: Offensichtlich sind viele Familien im Pfingsturlaub. Das sollte sich allerdings bis zum Abend ändern. Letztlich besuchten an die 2000 Interessierte die Veranstaltung im Kloster Benediktbeuern.

Zum ersten Mal hat das Festival "BeneCulture" im Kloster Benediktbeuern stattgefunden. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Das vielseitige Musik-, Sport-, Bildungs-, und Kulturprogramm bei freiem Eintritt wendet sich insbesondere an Familien. Doch nachmittags tobt niemand auf der Hüpfburg, liegt der Streetsoccercourt verwaist, lässt sich keiner auf die Herausforderungen der hohen Kletterwand ein.

Einzig die Biertische unter dem Sonnendach sind gut besucht. Denn an den Ständen ringsum bieten die lokalen Vereine von der Freiwilligen Feuerwehr über den "Beira Fasching" bis zum Trachtenverein Bier und Limo, allerlei vom Grill sowie ein verlockendes Kuchenbüffet.

Den Aspekt der interkulturellen Begegnung muss man ein wenig suchen. Am kleinsten Stand zwischen dem üppigen Kuchenbüffet und dem "Kartler-Eck" wird man schließlich fündig. Dort bieten Abeba Terefe und Luut Sultan Essen aus ihrer Heimat Eritrea: Salat, Fleisch, Soße und Reis werden gegen eine Spende auf Fladenbrot serviert. Terefe lebt seit drei Jahren in Bichl, Sultan ist seit zwei Jahren in Benediktbeuern. Die beiden sprechen sehr gut Deutsch und kommen mit etlichen Besuchern, die das köstliche Essen loben, in ein längeres Gespräch.

Das Programm war vielseitig: Es gab Stände, Vorführungen, etliche Konzerte und eine Feuershow. Organisiert wurde das Festival von der KSFH und dem ZUK. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Am Friseurstand neben dem Kartler-Eck kann man sich in der Kunst des Flechtens instruieren lassen, im benachbarten "Zauberstübl" einen Blick in die Zukunft werfen und in der Gesichtsmalerei "Firlefanz" entstehen abenteuerliche Maskeraden. Auf der Tanzfläche neben der Bühne drehen sich mittlerweile einige Paare der Trachtlerjugend im Kreis. Die Mädchen lassen die Röcke routiniert fliegen; die Buben wirken dagegen noch ein klein wenig desorientiert beim Schuhplatteln. Das mag auch daran liegen, dass sie der prallen Nachmittagssonne ausgesetzt sind. Aus diesem Grund haben sich auch die immer noch wenigen Zuschauer in den Schatten des Baumes verzogen, der die Mitte des Innenhofs geradezu majestätisch beherrscht. Vor seinem breiten Stamm lädt eine große Pinnwand mit Deutschlandkarte ein, mit bunten Stecknadeln zu markieren, wo man selber geboren und aufgewachsen ist und woher die Eltern und Großeltern stammen. Noch finden sich die allermeisten Nadelköpfe im Bayerischen; Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen sind mit einigen Markierungen versehen. In den anderen Bundesländern leuchten die Köpfe nur vereinzelt. Lediglich die Sachsen sind etwas zahlreicher vertreten.

Nach einer Auszeit in der Kühle und Stille des Kreuzgangs, den aufzusuchen wegen seiner wechselnden Ausstellungen immer lohnt, zeigt sich das Festivalgelände etwas belebter. Ein paar Jungs haben das vom TSV Benediktbeuern aufgebaute Fußballfeld gestürmt. Vor der Kletterwand warten einige Mutige darauf, von der Bergwacht Benediktbeuern mit Helm und Sicherungsgurt ausgestattet zu werden. Und auch die zuvor verwaiste "Wasser-Werte-Bar" des ZUK hat Zulauf. Aus einer Schale mit Seerosen aus Papier wählt man einige aus, legt sie ins Wasserbecken, um das man auf erhöhten Stühlen (wie beim "Running Sushi") sitzt. Wenn sich die Blüten öffnen, offenbaren sie Begriffe. Die Mitspieler sind aufgefordert, sich über deren Wertigkeit auszutauschen.

Die per Smartphone-App gesteuerte Rallye über das Klostergelände wird von wenigen Teilnehmern wahrgenommen. Das könnte daran liegen, dass der Altersdurchschnitt der Besucher am Nachmittag höher als erwartet ausgefallen ist. Die Infostände von A.L.M. (Alpen.Leben.Menschen - Integration von Flüchtlingen im bayerischen Alpenraum) und ZUK ziehen ebenfalls nur wenige Interessierte an.

Auf der Bühne entfaltet sich derweil neues Leben: Die Band Osumare Beats bereitet sich auf den Auftritt vor. Die Bandmitglieder stammen aus Ghana, Nigeria, Tobago und der Dominikanischen Republik. Sie leben seit mehr als 20 Jahren in München. Mit Gitarren, Keyboard und Schlagzeug rocken sie den Kloster-Innenhof. Die im Schatten liegende Chill-Area mit Hängematten, Sofagruppe und Sitzsäcken ist nun gut gefüllt. Vor der Bühne in der Sonne herrscht indes Leere. Zu warm ist es dort für das Publikum.

Die Kühle des Abends bringt dann doch noch mehr Leben. Fünf weitere Bands spielen auf der Bühne - von Hip Hop, Reggae, Funk und Rock bis hin zum Zither Manä. Ein Höhepunkt ist die Feuershow von Solomon Solgit. Er jongliert mit brennenden Stäben und wirbelt über den Platz.

Das Festival hätte über den ganzen Tag hinweg mehr Besucher verdient. Der interkulturelle Aspekt ist, auch weil kaum ausländische Besucher gekommen sind, ein wenig untergegangen.

© SZ vom 29.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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