Beim Rotary Club:Himmlische Hochzeit und irdische Freuden

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"Geistliche und weltliche Duette und Arien" mit Mirjam von Kirschten (Klavier), Birgit Schmidbauer (Sopran) und Thomas Gropper (Bariton). (Foto: Harry Wolfsbauer)

Bariton Thomas Gropper und Sopranistin Birgit Schmidbauer gestalten ein Benefizkonzert in Sankt Michael

Von Paul Schäufele, Wolfratshausen

"Mein Freund ist mein": Dieses Duett aus Johann Sebastian Bachs Kantate "Wachet auf, ruft uns die Stimme" hat am Samstag im Mittelpunkt des Konzertprogramms in der Wolfratshauser Kirche Sankt Michael gestanden. Damit wurde die Brücke geschlagen zum Anlass, aus dem der Münchner Bariton Thomas Gropper gemeinsam mit der Sopranistin Birgit Schmidbauer, begleitet von Mirjam von Kirschten, Duette und Arien des klassischen Repertoires aufführten: Der Rotary Club Wolfratshausen-Isartal veranstaltete das Benefizkonzert zugunsten sozialer Projekte, etwa zur Unterstützung der Schulbildung von Nomadenkindern in Kenia oder zur Förderung der Jugendarbeit in Bosnien-Herzegowina. Eines der Ziele, für die der Rotary Club sich einsetze, sei die Entwicklung von Freundschaft und Völkerverständigung, sagte Stefan Schmidbauer, Vorsitzender des Wolfratshauser Clubs, in seiner Begrüßung.

Mit Gropper konnte eine im deutschsprachigen Raum als Sänger, Chorleiter und Pädagoge gefragte Musikerpersönlichkeit gewonnen werden. Ihm zur Seite stand eine seiner Schülerinnen; Sängerin in dem von ihm geleiteten Ensemble Arcis-Vocalisten München. Dass die hauptberufliche Ärztin und der Sänger sich schon seit einigen Jahren kennen, wurde im eröffnenden Duett deutlich. In "Herr, Dein Mitleid" - dem einzigen Duett in Bachs Weihnachtsoratorium - nahm Gropper seinen warmen, kräftig-vollen Bariton zurück, um Schmidbauers sicher geführten, aber nicht sehr klangstarken Sopran nicht zu überdecken. Auf diese Weise ergänzten sich die gerade in der Höhe sichere Frauen- und die tiefenstarke Männerstimme auf angenehmste Weise. Das galt auch für das folgende Duett "Komm, mein Jesu, und erquicke" aus BWV 21, in dem Gropper und Schmidbauer mit Blick für die lange Linie den Dialog zwischen der Stimme der zerknirschten Gläubigen ("Ja, ach ja, ich bin verloren!") und der Vox Christi ("Nein, ach nein, du bist erkoren!") gestalteten: Am Ende steht die göttliche Gnadenzusage.

Die Erlösungsgewissheit stand auch im Zentrum der folgenden Werke. Mit "Herr Gott Abrahams" aus Felix Mendelssohn Bartholdys Oratorium "Elias" zeigte Gropper solistisch, dass seine Stimme bei metallischer Festigkeit durchaus flexibel ist und zur dramatischen Gestaltung fähig, ohne Effekte billig auszukosten. In diesem Punkt wurde auch hörbar, bei wem Schmidbauer ihre sängerischen Fähigkeiten verfeinert hatte. Mit der ruhigen Sicherheit der erlösten Seele sang sie Händels "I know that my redeemer liveth". Mit einem - wohlgemerkt geistlichen - Liebesduett endete der erste Teil: "Holde Gattin" aus Joseph Haydns "Schöpfung", das immer wieder daran erinnert, zu welcher Abstraktion Komponisten fähig sein können: "Mit dir ist Seligkeit das Leben", Verse wie dieser, von Gropper und Schmidbauer harmonisch abgestimmt vorgetragen, wirken frappierend, wenn man weiß, wie desaströs sich Haydns Eheleben gestaltete.

Der zweite Programmteil war der weltlichen Musik vom Barock bis zur Romantik gewidmet: Nach der himmlischen Hochzeit nun die ganz irdischen Freuden, so in Henry Purcells "My dearest, my fairest". Hier trauten sich Gropper und Schmidbauer, die schmachtenden Seufzerfiguren des Orpheus Britannicus einmal expressiv auszusingen - "I languish for you".

Mit zwei ursprünglich für Hausmusiken komponierten Duetten Mendelssohns wurde die Brücke geschlagen zum humorvollen Gipfelpunkt des Abends. "Heiterkeit und Fröhlichkeit", die Geburtstags-Arie des liebestollen Grafen aus Albert Lortzings Oper "Der Wildschütz", wird man nicht allzu oft in einer Kirche gehört haben. Gropper genießt es, hier einmal seine Stimme voll ausnutzen zu können - die Rolle des vergnügungssüchtigen Genussmenschen nimmt man ihm gerne ab.

Humor bewies der Musikhochschulprofessor auch durch seine pointierten Anmerkungen zu einzelnen Werken des Abends: "Bei Männern, welche Liebe fühlen" aus Mozarts "Zauberflöte" etwa kündigte er mit der Überlegung an, dass das Duett doch an einer merkwürdigen Stelle stehe - Pamina und Tamino sollten fliehen, aber was tun sie? Singen. Und das taten Gropper und Schmidbauer auch nach dem eigentlichen Programmende noch (Mozarts "Là ci darem la mano") und wiederholten eines der Mendelssohn-Duette als Zugabe. Langer Beifall.

© SZ vom 15.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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