Bei Egling:Heimatlose Huskys

Lesezeit: 3 min

Thomas Prestele hat seit kurzem seine 21 Hunde auf einer Lichtung zwischen Egling und Ascholding untergebracht. Ob sie dort bleiben dürfen, ist offen: Der Jäger fürchtet ums Wild, und für den Bau von Zwingern braucht Prestele eine Sondergenehmigung.

Von Chiara Ettl

Thomas Prestele kümmert sich mittlerweile um 21 Huskys. Die Namen und Charaktereigenschaften seiner Hunde kennt er aus dem Effeff. "Sie sind wie meine Schulklasse", sagt er. (Foto: Hartmut Pöstges)

Dicke Schneeflocken legen sich auf das weiße, braune und schwarze Fell. Eisblaue Augen und eine rosa Schnauze schauen durch den Zaun. Im Wald versteckt, zwischen Egling und Ascholding, leben die zahmen Mitarbeiter von Thomas Prestele: 21 Huskys. Die Vierbeiner seien ungeeignet als Wachhunde, da sie zu freundlich zu den Menschen sind, erklärt er. Das sei auch der Grund, warum sie die Menschen faszinieren.

Prestele kennt alle Namen und auch deren Charaktereigenschaften. "Sie sind wie meine Schulklasse", sagt er. Einige von ihnen sind sehr aktiv und springen durch das Gehege, andere dagegen ruhig, sie bleiben lieber in den Hütten. Husky-Touren sind sein Hauptgeschäft. Neben einem Schlitten besitzt der 53-Jährige auch einen Trainingswagen mit Rollen. "Wenn man auf den Schnee warten müsste, könnte man dieses Geschäft nicht machen." Vor den Wagen werden zwar acht Hunde gespannt, den Schlitten ziehen aber nur vier. Zu der Laufstrecke fährt er mit einem Hänger, auf dem Boxen mit Aussichtsluken für die Hunde angebracht sind. Kunden können dann eine Tour von siebeneinhalb Kilometern Länge fahren.

Bevor er die Liebe zu den Huskys entdeckte, machte er eine Ausbildung zum Technischen Zeichner, war lange bei der Bundeswehr und arbeitete anschließend für verschiedene Jugendprogramme. Vor zwölf Jahren besaß Thomas Prestele zwei Schäferhunde. Nachdem sie gestorben waren, las er ein Angebot von einem Augsburger, der einen Husky abzugeben hatte. Die menschenfreundliche Art der Hunde überzeugte ihn. "Wenn ein Husky merkt, dass er in etwas beißt, an dem kein Fell ist, dann lässt er sofort wieder los", erklärt er.

Nach kurzer Zeit kamen mehr Polarhunde dazu. Aus unterschiedlichen Gründen gaben Fremde die Hunde bei ihm ab. Rex, ein 15 Jahre alter Husky mit schwarzem Deckhaar, der immer noch bei Prestele lebt, etwa gaben seine früheren Besitzer ab, weil sie umgezogen waren. Eine andere Hündin riss in der Nachbarschaft ihrer ehemaligen Halter Hühner und wurde daraufhin abgeschoben. Thomas Prestele nahm die Hunde auf und gab ihnen ein neues Zuhause.

Einen Ausflug auf dem Schlitten kostet 120 Euro. "Früher konnte man von dem Geschäft gut leben", erzählt Prestele. Im Moment laufe es aber schlecht. Seit drei Jahren nimmt die Zahl der Kunden ab. Ein Tiefpunkt erreichte das Geschäft im Winter 2011/12. Woran das liege, kann sich der Hundebesitzer nicht erklären. Jeden Monat benötigte er 210 Euro für Futter, dazu kommen Hundesteuer, Pacht für das Grundstück, Ersatzleistungen für Equipment sowie Impfungen und Sicherheitschips.

Die Schlittentouren könne er aber nur von Oktober bis Mai anbieten, denn im Sommer sollten die Hunde nicht angestrengt werden. Maximal 15 Grad Außentemperatur dürfe es haben, wenn die Huskys vor den Schlitten oder Rollwagen gespannt werden, sagt Prestele. Denn Hunde könnten nicht schwitzen und korrigierten erhöhte Körpertemperaturen durch das Hecheln. Wenn es zu warm ist, können die Huskys überhitzen. Im Sommer bräuchten sie deshalb weniger Auslauf.

Mindestens zwei Stunden täglich brauche Thomas Prestele, um die Hunde zu versorgen. Viel Zeit koste auch die Pflege, denn die Rasse besitzt äußerst viel Fell, das sie vor der Kälte schützt und schnell verfilzt. Weitere Hunde wird Prestele deshalb nicht aufnehmen, denn das Geld ist knapp und die Wohnsituation kritisch. Erst vor Kurzem musste er unfreiwillig mit seinen Hunden umziehen. Das Grundstück am Riedhof, auf dem die Hunde lebten, wurde versteigert und der neue Besitzer will es selbst nutzen.

Durch Bekannte entdeckte er die kleine Lichtung im Wald zwischen Egling und Ascholding. Die Besitzer waren mit den vielen Hunden einverstanden, und kurz darauf baute er die Unterkünfte für die Hunde an der alten Wohnstätte ab und auf der Lichtung alleine wieder auf. Doch lange könne er auch hier nicht bleiben. Um Zwinger im Freien bauen zu dürfen, braucht er eine Genehmigung. Die zu bekommen sei aber fast nicht möglich, denn nur Imker oder Landwirte seien dazu berechtigt. Die Lichtung wird nicht genutzt und die Hunde leben etwa 100 Meter von der Straße entfernt, umgeben von Wald. Doch der hiesige Jäger habe Bedenken, die Hunde würden durch das Heulen am Morgen Wild vertreiben, das sich in dem Moorgebiet angesiedelt hat.

Hundeliebhaber Thomas Prestele hofft, dass er dennoch nicht in ein paar Wochen erneut umziehen muss und auf der Lichtung im Wald bei Egling bleiben kann. Denn eigentlich, glaubt er, "störe ich hier niemanden".

© SZ vom 21.01.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: