Baustelle zwischen München und Dreieck Starnberg:Blitzer-Kontrollen an A 95 gestartet

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Weil 99 Prozent aller Autofahrer rasen, hat die Polizei jetzt ihre Radargeräte aufgestellt - absichtlich so, dass jeder sie sehen kann

Von Matthias Köpf, Schäftlarn

Ab sofort stehen Tausende Pendler aus dem Landkreis unter verschärfter Beobachtung. Die Polizei hat mit den Blitzer-Kontrollen auf der A 95 zwischen dem Dreieck Starnberg und München-Fürstenried begonnen, wo auf sieben Kilometern fünf Brücken saniert werden. Stichproben mit der Laserpistole hatten ergeben, dass sich an der Baustelle nur ein Prozent der Fahrer an die Höchstgeschwindigkeit von 60, beziehungsweise 80 Stundenkilometern hält. Ein Drittel hätte sogar zeitweise den Führerschein abgeben müssen. Darum macht die Polizei jetzt mit den Messungen ernst.

Vincenz Wirth von der Weilheimer Verkehrspolizei hat seine olivgrauen Blitzer-Kästen am Montagmittag am Beginn der Baustelle Richtung München platziert. Die Dreibeine hat er genau zu der elektronischen Anzeige gestellt, auf der gerade Tempo 80 eingeblendet ist. So schnell dürfen die Autos hier außerhalb der Stoßzeiten fahren, wenn es entlang der Baustelle für jede Richtung zwei Fahrspuren gibt. Während des Berufsverkehrs wird zusätzlich ein Fahrstreifen in der Mitte freigegeben, morgens Richtung München und abends wieder heraus. Am Wochenende, wenn die Ausflügler kommen, ist es andersherum. Mit der zusätzlichen Spur gilt wegen der Enge nur noch Tempo 60.

Direkt an der Autobahn hat Polizeihauptkommissar Vincenz Wirth sich und sein Radarmessgerät postiert. (Foto: Hartmut Pöstges)

Inzwischen sitzt Vincenz Wirth hinten in dem grauen VW-Bus, den er recht offensichtlich neben der Autobahn auf die Wiese gestellt hat. Die Fahrer sollen ihn sehen, denn ums Kassieren von Bußgeldern oder Führerscheinen gehe es hier nicht, sagt er. Sondern darum, schlimmere Unfälle zu verhindern. Seit Beginn der Arbeiten Anfang Juni seien sechs Autos auf den "Betongleiter" aufgefahren - eine massive Planke, die den Verkehr am Ende aller Hinweistafeln von drei auf zwei Spuren zusammenzwingt. Ende Juli ist ein Auto darauf noch 20 Meter dahingerutscht, mit zwei Reifen in der Luft. Der Fahrer aus Dubai war mit seiner Großfamilie im Konvoi unterwegs, doch Vincent Wirths typische Kunden sind die Pendler. Doch die sind jetzt am Mittag längst durch. Gerade halten sich viele an Tempo 80, mehr als 90 fährt kaum einer - schon wegen des grauen Busses.

Den bemerken die meisten, viele schauen herüber. Einer bremst seinen Passat fast auf Schrittgeschwindigkeit zusammen. Wirth schüttelt den Kopf, so etwas ist immer für einen Unfall gut. Prompt leuchtet die Anzeige rot: Mit glatten 100 rauscht der nächste, ein schwarzer Golf, rechts an dem Passat vorbei. Passiert ist nichts, aber die Daten des Golfs wird Wirth in ein paar Tagen aus dem Speicher auslesen - dann drohen Bußgeld und Punkte in Flensburg.

Für Donnerstag steht wieder ein Einsatz im Plan, aber vielleicht komme man schon eher wieder - tagsüber, zur Pendler-Zeit. Dass das etwas bringt, glaubt Wirth unbedingt. Denn auch im vergangenen Jahr war hier schon eine Baustelle. Am ersten Tag habe man 400 Raser erwischt. Am dritten Tag seien es halb so viele gewesen, und nach zwei Wochen nur noch eine Handvoll. "Und wenn bloß die Hälfte die Beschränkung akzeptiert, dann können auch die anderen gar nicht schneller fahren."

© SZ vom 11.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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