2100 Beschäftigte im Landkreis:Streikgefahr im Baugewerbe

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2100 Beschäftigte in Bauunternehmen im Landkreis könnten bald ihre Arbeit niederlegen. (Foto: Manfred Neubauer)

Die Gewerkschaft droht mit Stillstand, sollten die Arbeitgeber den Schlichterspruch nicht annehmen.

Von Benjamin Engel, Bad Tölz-Wolfratshausen

Die Gewerkschaft IG Bau warnt vor einem Streik im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen. Die Branche befinde sich in einer "extrem heiklen Phase", sagt Harald Wulf, Bezirksvorsitzender der IG Bau Oberbayern. Auf den Baustellen im Landkreis könnten Bagger, Kräne und Betonmischer bald im "Ruhemodus" verharren, sollte die Tarifrunde im Bauhauptgewerbe platzen. "Drei Verhandlungsrunden haben die Arbeitgeber scheitern lassen", so Wulf. Zwar gebe es einen Schlichterspruch. Doch Bauhandwerk und Bauindustrie machten bislang keine Anstalten, den Kompromiss zu akzeptieren. "Wenn sie als Dauer-Nein-Sager weiter auf stur schalten, dann gibt es einen Bau-Streik. Und der wird auch im Kreis Bad Tölz-Wolfratshausen richtig weh tun", prophezeit der Bezirksvorsitzende.

Im Landkreis arbeiten laut Bundesagentur für Arbeit aktuell 2100 Beschäftigte in 215 Bauunternehmen. Sollte es nicht mehr Geld geben, würden aber gerade Fachkräfte in andere Branchen wechseln, fürchtet Wulf. "Wenn nicht mehr in die Lohntüten kommt, sind die Leute ruckzuck weg." Beschäftigte aus dem Baugewerbe fänden auch anderswo schnell einen neuen Arbeitsplatz. Das sei problematisch, weil jemand, der einmal gewechselt habe, nicht wieder in die Branche zurückkehre.

Die Branche stehe vor einer "Schicksalsstunde"

Deswegen steht das Baugewerbe aus Sicht der Gewerkschaft vor einer "Schicksalsstunde". Unternehmen aus dem Landkreis müssten den Verbänden von Bauhandwerk und -industrie jetzt "gehörig auf die Füße treten", mahnt Wulf. "Es steht Spitz auf Knopf. Entweder die Arbeitgeber nehmen den Schlichterspruch an oder der Bau steht still." Die Branche brauche ein schnelles Ja und damit das Signal, dass "der massive Lohnverlust, den die Inflation verursacht hat, endlich aufgefangen wird".

Laut dem Schlichterspruch sollen Bauarbeiter von Mai an mindestens 250 Euro monatlich mehr erhalten. In einem Jahr sollen die Löhne um weitere 4,15 Prozent steigen. Die Auszubildenden im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen sollen zudem anfangs schon 1080 Euro je Monat verdienen. Laut Wulf macht ein solches Paket die Baubranche attraktiver, insbesondere auch für Nachwuchskräfte.

Zudem verweist die Gewerkschaft darauf, dass Schlichter Rainer Schlegel - früherer Präsident des Bundessozialgerichts - erwarte, dass die Baukonjunktur anziehe. Denn Wohnungen würden dringend benötigt. Das werde Aufträge und Umsätze im Hochbau deutlich steigen lassen. Eine Trendwende im Wohnungsbau sei "sehr wahrscheinlich".

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