Bad Tölz-Wolfratshausen:Corona-Fälle steigen wieder

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Corona-Schnelltests werden heute in der Regel nur noch bei Verdacht gemacht. Dadurch ist die Dunkelziffer groß. (Foto: Sebastian Gollnow/dpa)

Der Herbst bringt wieder mehr Infektionen auch im Landkreis.

Von Quirin Hacker, Bad Tölz-Wolfratshausen

Es geht wieder um. Sei es in der Arbeit, im Freundeskreis oder in der Familie: Krankheitsfälle kommen im Herbst so häufig vor wie bunte Blätter an den Bäumen. Auch die Coronafälle im Landkreis werden wieder mehr. Der Corona-Koordinator im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen Jörg Lohse schätzt den derzeitigen Anstieg der Fallzahlen ähnlich ein wie im Herbst vergangenen Jahres. Mit dem Unterschied, dass sich heuer kaum jemand dafür zu interessieren scheint.

"Corona ist zurzeit immer und überall," sagte Lohse. Schon seit August registriert er mehr Fälle in seiner Praxis, häufig ein Mitbringsel aus dem Urlaub. Den Anstieg bestätigen die Zahlen der vergangenen Monate. Das Gesundheitsamt hat im August dieses Jahres 20 Fälle im Landkreis registriert. Mehr als doppelt so viele waren es im September mit 44 Meldungen. Und in den ersten neun Oktobertagen gingen bereits 45 Meldungen ein.

Die Viruslast könnte ähnlich hoch sein wie im Herbst 2022

Nun ist die vom Robert-Koch-Institut veröffentlichte Sieben-Tage-Inzidenz für den Landkreis im Verleich zu der vom Vorjahr zwar verschwindend gering. Während sie am 11. Oktober dieses Jahres bei 36,7 lag, gab es am gleichen Datum vergangenen Jahres bei 1106,2 Neuansteckungen pro 100 000 Einwohner. Diese große Diskrepanz hat aber vermutlich viel damit zu tun, dass zahlreiche Infektionen nicht mehr erfasst werden, weil nicht mehr flächendeckend getestet wird. Corona-Koordinator Lohse jedenfalls empfindet das Infektionsgeschehen ähnlich wie im vergangenen Herbst und verweist auf die Messungen der Ludwigs-Maximilian-Universität zur Viruslast im Abwasser, die für München eine ähnlich hohe Konzentration an Covid-Viren zeige wie vor einem Jahr.

Auch Ingo Kühn spricht von "sehr vielen Infektionen, ähnlich wie im letzten Herbst". Die Erkrankungen verliefen jedoch meist mild und seien teilweise ein Zufallsbefund, so der Geschäftsführer der Kreisklinik Wolfratshausen. Aus dem Gesundheitsamt des Landratsamts hieß es, dass rund drei Viertel der seit September registrierten Infizierten keine Symptome zeigten. Und auch die Kreisklinik müsse derzeit keine Coronapatienten mit schweren Verläufen behandeln, sagt Kühn. Wer positiv getestet werde, den bringe die Klinik isoliert unter. Die Zimmer könnten deshalb zwar nicht wie üblich belegt werden, die Behandlung anderer Patienten sei dadurch jedoch nicht beeinträchtigt. Die Lage ist also eine andere als in den Pandemiewintern.

Viele ältere Patienten lassen sich gegen Corona und die Grippe impfen

Das Coronavirus ist nicht der einzige Erreger, der im Herbst umgeht. Die Grippewelle habe jedoch noch nicht richtig begonnen, sagt Lohse. Häufig trete ein weiterer Infekt in Folge einer Coronainfektion auf, beispielsweise eine Bronchitis zwei Wochen nach der Erkrankung. Er impfe in seiner Praxis in Münsing pro Woche etwa 30 bis 40 Personen gegen das Coronavirus, sagt Lohse.

Auch die Infektsprechstunde der Gemeinschaftspraxis Gaißach ist immer gut besucht, berichtet der dort praktizierende Hausarzt Johannes Hartmann. An manchen Tagen müssten zwei Ärzte die übernehmen, anstatt wie gewöhnlich einer. Manchmal seien auch gesonderte Sprechstunden am Nachmittag nötig, wenn viel Andrang herrsche. Das zeige, dass die Anzahl der Infekte steige. Oft sei jedoch nicht klar, ob es sich um eine Coronainfektion handle oder um eine andere Erkrankung. Für Hartmann macht das aber keinen großen Unterschied. "Infekt ist Infekt", sagt er. An Samstagen führe seine Praxis kombinierte Impfungen gegen Corona und die Grippe durch. Dieses Angebot werde sehr gut angenommen, besonders bei Patienten im Alter über 60.

Angebracht sind weder Panik, noch Leichtsinn

Das Gesundheitsamt geht davon aus, dass sich die Bewohner des Landkreises in ihrer Kontaktgestaltung ähnlich wie vor der Pandemie verhalten. Allerdings wenden sich einige Bürger auch mit dem Wunsch an das Amt, wieder mehr Testangebote und andere Vorsichtsmaßnahmen zu schaffen. Dieses gespaltene Verhältnis der Bevölkerung gegenüber Corona bestätigt auch Jörg Lohse. Einige meiden andere Menschen, weil sie sich vor den Folgen einer Coronainfektion fürchten. Besonders bei Patienten mit Vorerkrankungen sei das der Fall. Wer beispielsweise als Rheumapatient immunhemmende Mittel nimmt, oder bereits unter Long-Covid leidet, ist vorsichtig. Andererseits sehe er Patienten, die trotz positivem Test ohne Maske einkaufen gehen.

Beides ist laut Lohse nicht sinnvoll. Wer sich sozial isoliere, gefährde damit seine psychische Gesundheit. Eine FFP-2-Maske in Menschenmengen anzuziehen, biete ausreichend Schutz, sagt Lohse. Und wenn der Schnelltest, den der Arzt bei Symptomen empfiehlt, positiv ausfalle, solle man bitte zu Hause bleiben, so lange, bis er wieder nur einen Strich anzeigt.

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