Streichquartette in Bad Tölz:258 Seiten Gipfel-Lektüre

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Susanne und Christoph Kessler haben sich intensiv auf den "Tölzer Preisträger-Gipfel" vorbereitet und ihr Wissen in einem "Almanach" zusammengetragen. (Foto: Manfred Neubauer)

Mit einem "Almanach" können sich Musikenthusiasten auf die anstehenden sechs Streichquartett-Konzerte in Bad Tölz vorbereiten.

Von Paul Schäufele, Bad Tölz

Bad Tölz läutet das neue Jahr musikalisch ein. Sechs Konzerte im Tölzer Kurhaus dürften für einen optimistischen Jahresbeginn sorgen. Denn von Dienstag, 16. Januar, bis Montag, 29. Januar, sind junge, vielversprechende Streichquartette zu erleben. Zusätzlich haben die Veranstalter ein papiernes Begleitprogramm entworfen: Mit dem 258 Seiten starken "Festival-Almanach" können sich Interessierte jetzt schon auf die Konzerte vorbereiten.

In den Einführungen, die gewöhnlich vor den Konzerten des "Klangerlebnis"-Vereins stattfinden, so etwa vor den Konzerten der etablierten "quartettissimo!"-Reihe, versammeln sich stets bis zu 60 Musikenthusiasten. "Das Interesse ist also da", sagt Vereinsvorsitzender Christoph Kessler. Doch bei sechs dicht aufeinander folgenden Konzerten seien Einführungen kaum vorzubereiten gewesen. So entstand die Idee des Almanachs, der Informationen zu den Ensembles mit Werkdiskussionen verbindet. Die Aufarbeitung der jeweiligen (musik-)historischen Kontexte und der Komponisten-Biografien sind ein Schwerpunkt. Spannend liest sich etwa die Darstellung der amourösen Episode zwischen Alban Berg und Hanna Fuchs-Robettin, die den Hintergrund bildet zu Bergs "Lyrischer Suite". Sorgfältig ausgewähltes Bildmaterial und viele Notenbeispiele runden die Einführungen ab.

Der "Festival-Almanach" stellt die Ensembles und die Werke vor, die in Tölz auf dem Programm stehen. (Foto: Privat/OH)
Viele Notenbeispiele runden die Einführungen ab. (Foto: Privat/oh)

Der Zweck dieser bisweilen recht kleinteiligen Beschreibungen der Kompositionen lässt sich klar definieren: "Man hört aufmerksamer zu, wenn man etwas wiedererkennen kann", sagt Susanne Kessler. "Und Wiedererkennen macht Freude!" Sie muss es wissen, schließlich hat sie sämtliche der Programmeinführungen geschrieben, mit Sachkenntnis und Leidenschaft fürs Genre. Das kommt nicht von ungefähr, Susanne Kessler lauschte schon im Kinderbett, wenn in ihrem Elternhaus Streichquartett musiziert wurde. Und die Examensarbeit, mit der sie ihr musikwissenschaftlich ausgerichtetes Schulmusik-Studium beendete, behandelte Streichquartette von Debussy und Ravel.

Das Ehepaar verbindet die Leidenschaft zur Quartett-Musik. Die mehr als ein halbes Jahr dauernde Arbeit am Almanach haben die beiden gerne auf sich genommen, auch wenn dabei Urlaubszeit verlorenging. "Einige der Werkbeschreibungen sind in Norwegen entstanden, am Nordkap im Wohnmobil", sagt Christoph Kessler. Insbesondere bei Alban Bergs Opus leistete Susanne Kessler Pionierarbeit, viel Literatur ist zu dem Werk noch nicht verfasst worden.

Doch eine so gewichtige Publikation steht auch für einen gewachsenen Anspruch an das Festival-Niveau. Bestätigt wird er etwa in den Grußworten von Staatsminister Markus Blume und Günter Pichler, dem langjährigen Primarius des Alban Berg Quartetts.

Erhältlich ist das Buch in der Tölzer Tourist-Information und vor den Konzerten zum Preis von 8 Euro. Die Druckkosten werden damit nicht ansatzweise gedeckt, so Christoph Kessler. Doch die Konzerte sollen, sagt er, keine "Eintagsfliegen" sein, sondern vorbereitet, genossen und nachbereitet werden. Durch den Festival-Almanach ist das möglich.

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