Zeitgenössische Kunst:Eine Sprache, die Peking und Tölz verbindet

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Dialog ohne Worte: Daniel Fuchs bringt Skulpturen des chinesischen Künstlers Wang Shaojun in Position. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Nour Nouri, Direktor der Pashmin Art Gallery, will mit der aktuellen Ausstellung einen Dialog zwischen Ost und West eröffnen. Auch Günther Uecker kommt dabei zu Wort.

Von Stephanie Schwaderer, Bad Tölz

Seit zwei Monaten ist Bad Tölz um eine interessante Adresse reicher. In der Säggasse 7 hat mit der Pashmin Art Gallery die internationale Kunstwelt Einzug gehalten - auf eine legere und unkomplizierte Art. Zu verdanken ist das vornehmlich Daniel Fuchs, dem die Hamburger Galerie eine Ausstellungsmöglichkeit in seiner Wahlheimat schaffen wollte. "Ich kenne mittlerweile richtig viele gute Leute hier", sagt Fuchs, und man glaubt es ihm aufs Wort - nicht nur, weil gerade zufällig ein Pärchen von der anderen Straßenseite freudig herübergrüßt. Die Resonanz auf die Eröffnungsausstellung mit seinen einzigartigen Holzreliefs sei sehr gut gewesen, sagt er. "Die Leute kamen neugierig rein und gingen staunend wieder hinaus." Ein Besuch dürfte sich auch in den kommenden Wochen lohnen. Bis 22. Oktober sind in der Säggasse Werke von Günther Uecker, Wang Shaojun und Natalja Nouri zu sehen. "Symbolic Art - From East to West" ist die Schau überschrieben.

Uecker, bekannt für seine Nagelbilder, zählt zu den berühmtesten deutschen Nachkriegskünstlern. Shaojun ist Präsident der ältesten Kunstakademie in China, der Central Academy of Fine Art in Peking, und hat große öffentliche Arbeiten für chinesische Städte geschaffen. Die Malerin Natalja Nouri kommt aus Lettland und ist mit dem Direktor der Pashmin Art Gallery, Nour Nouri, verheiratet. Was verbindet die drei? Wie kam die Auswahl zustande?

Nour Nouri, Direktor der Pashmin Art Gallery, und Künstlerin Natalja Nouri. (Foto: Privat/o.H.)

Ein Anruf in Hamburg. Der Direktor ist beschäftigt. "Zwei große Museumsprojekte in China", sagt er etwas atemlos, aber dann nimmt er sich alle Zeit, um über Bad Tölz, seinen Werdegang und natürlich über die neue Ausstellung zu sprechen. Der gemeinsame Nenner der drei Künstler sei, dass sie sich intensiv mit der Philosophie von Ost und West auseinandergesetzt hätten, erklärt er. "Ihre Kernarbeiten bauen Brücken zwischen Menschen und Nationalitäten." Und als Brückenbauer verstehe auch er sich.

Nour Nouri ist im Iran geboren und in den USA aufgewachsen. Seit 43 Jahren lebt er in Deutschland. Als junger Mann, so erzählt er, sei er in der Hamburger Kunsthalle zufällig dem renommierten Kunsthistoriker und Kunstkritiker Hans Theodor Flemming begegnet. Dieser hatte als erster über Paul Wunderlich und Horst Janssen geschrieben, war Gesprächspartner von Pablo Picasso, Henri Matisse und Joseph Beuys. "Er wurde mein großer Mentor", sagt Nouri. 18 Jahre lang habe er Flemmings Freundschaft genossen, bis zu dessen Tod im Jahr 2005. "Er hat mir ganz neue Perspektiven für die Kunst eröffnet, das war für mich das Glück meines Lebens."

Im Mittelpunkt der neuen Ausstellung steht für ihn das Symbol. "Symbole sind älter als Worte", sagt Nouri. Die ersten künstlerischen Symbole seien in Höhlen der Steinzeitmenschen zu finden. "Aber die Kraft der Symbole begleitet uns bis heute überall, sowohl in der realen als auch in der digitalen Welt." Ein prägnantes Firmenlogo etwa spreche den Intellekt und die Emotionen an. "Symbolische Kunst enthält tiefe Bedeutungsstränge, die immer einen individuellen und subjektiven Zugang ermöglichen."

Von Günther Uecker hat er drei Lithografien ausgewählt, die Blätter 6, 7 und 8 seiner "Friedensgebote VIII" aus dem Jahr 2016. Sie beziehen sich auf die drei monotheistischen Weltreligionen Judentum, Christentum und Islam und legen deren gemeinsame abrahamitische Wurzel offen. Der Künstler zitiert dazu in einer eigenwilligen Handschrift Passagen aus dem Midrasch, dem Neuen und Alten Testament sowie dem Koran. "Uecker hat viele Kulturreisen nach Iran und Ostasien gemacht, um das Leben der Orientalen zu verstehen", sagt Nouri. "Und er hat sich immer für den Weltfrieden eingesetzt."

Ein Hingucker sind die "Porträtskulpturen und visuellen Biografien" Wang Shaojuns. Protagonist ist ein kahlköpfiger Mann in grauer Kleidung, der sich in den vielfältigsten Situationen des Lebens wiederfindet. Mal trägt er ein dickes Huhn unter dem Arm, mal sieht er sich Auge in Auge einem Frosch gegenüber. "Wer guckt da wen an? Wer ist intelligenter?", fragt Nouri. "Der Mensch stellt sich in Frage: Wo stehe ich in diesem Universum? Was bin ich als Individuum? Warum lebe ich?"

(Foto: Harry Wolfsbauer)
Die Bilder der Malerin Natalja Nouri sind oft symmetrisch angelegt und spielen mit Dualitäten. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Natalja Nouri wiederum setzt in ihrer Malerei ganz auf die Kraft der Symbole und der Dualitäten: Ordnung und Chaos, Schwarz und Weiß. Ihr geht es um Naturmystik und die "Alchemie der Kulturen". "Jeder der drei kommt von einer anderen Ecke dieser Welt, aber alle sprechen die gleiche Sprache", sagt Nour Nouri, "die Sprache der Kunst." In sie setze er seine ganze Hoffnung, "damit die nächste Generation besser mit sich und der Welt umgeht".

Er habe die Menschen beobachtet. "Sie sind überall gleich." Aber man müsse miteinander reden - "in New York, Shanghai, Peking und Bad Tölz".

"Symbolic Art - From East to West", Pashmin Art Gallery, Säggasse 7, Bad Tölz, Vernissage am Samstag, 17. September, 19 Uhr, Moderation: Christine Adler, Grußwort: Direktor Nour Nouri, Eröffnungsrede: Marc Cremer-Thursby, Eintritt frei; Infos unter www.pashminart-gallery.com

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