Wiedemann in Bad Tölz:Parfüm soll nicht mehr in die Tüte

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Peter Wiedemann und Mitarbeiterin Renate Schieg präsentieren die Tüten, für die Kunden künftig mindestens zehn Cent zahlen müssen. (Foto: Manfred Neubauer)

In den 21 Filialen kosten Tragetaschen jetzt zehn bis 35 Cent. Der Erlös geht in den Umweltschutz.

Von Thekla Krausseneck, Bad Tölz

Wer künftig bei Wiedemann ein Parfüm kauft, sollte zugunsten der Umwelt entweder auf die Tüte verzichten oder ein paar Cent mehr bereithalten: Der Einzelhändler verlangt von nun an eine Gebühr für Papier- und Kunststofftragetaschen, um seine Kunden zum Umdenken zu bringen. Damit kommt Wiedemann nicht nur der Selbstverpflichtung nach, die der Einzelhandel abgegeben hat, um ein Gesetz abzuwenden. Der Tölzer Traditionsbetrieb geht noch weiter: Obwohl sich die Erklärung nur auf Plastiktüten bezieht, wird es auch Taschen aus Papier nicht mehr kostenlos geben, weil diese nach Wiedemanns Ansicht keine wesentlich bessere Ökobilanz haben.

Zwischen zehn und 35 Cent sollen für eine Tragetasche verlangt werden, je nach Größe. 10 000 Euro des Ertrags will Wiedemann an ein nachhaltiges Umweltprojekt spenden - Vorschläge nimmt das Unternehmen bis 10. Juni von ausgewählten Organisationen an, die eigens dafür angeschrieben wurden.

"Eigentlich schneiden wir uns damit ins eigene Fleisch", sagt Geschäftsführer Peter Wiedemann. Denn so eine Tragetasche erfüllt nicht nur den Zweck, Waren zu transportieren, sie ist auch mit dem Namen des Händlers bedruckt und dient damit in den Händen bummelnder Kunden als wandelnde Werbetafel. Entsprechend geschult seien auch die Mitarbeiter, die eigentlich möglichst viele Tüten an den Mann bringen sollten. Bei Wiedemann müssen sie umdenken. "Unsere Mitarbeiter sind dazu angehalten, die Kunden zu fragen, ob sie ihre Artikel selbst unterbringen", sagt der Geschäftsführer. Das habe bereits dazu geführt, dass der Tragetaschen-Verbrauch zurückgegangen sei.

Schon jetzt würden in den Läden zu 80 Prozent Papier- und nur zu 20 Prozent Plastiktragetaschen ausgegeben, sagt Wiedemann - denn der seit 160 Jahren bestehende und mit dem Wirtschaftspreis des Landkreises ausgezeichnete Familienbetrieb zähle schon länger "Umwelt- und Naturschutz sowie Ressourcen sparendes Wirtschaften" zu seinen Grundsätzen. Dass manche Parfüms etwa die als krebserregend verdächtigten synthetischen, polyzyklischen Moschusverbindungen enthalten, stehe dem nicht entgegen. Das sei etwas, das er lokal nicht beeinflussen könne, so Wiedemann: "Mir wäre es auch lieber, wenn ich sagen könnte, das ist alles biologisch." Auch seien die Inhaltsstoffe alle zugelassen - und Parfüm werde ohnehin "meist auf die Kleidung aufgetragen", sagt Wiedemann.

21 Wiedemann-Filialen gibt es in Oberbayern, zwei davon im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen, wo die Spendenaktion beginnt. Im kommenden Jahr darf sich ein anderer Landkreis über das Geld freuen. Angeschrieben wurden Lokale Agenda 21 Geretsried-Wolfratshausen, Energiewende Oberland, Bund Naturschutz, Landesbund für Vogelschutz, Zentrum für Umwelt und Kultur, Imker-Kreisverbände sowie die Bezirksfischerei-Vereine Bad Tölz und Wolfratshausen, Kräuterpädagoginnen, Kreisjugendring, der Verein "Rettet die Isar jetzt" und der Isartalverein. Sie alle dürfen jetzt Vorschläge für die Verwendung der Spende einreichen und ein regionales Natur- oder Umweltschutzprojekt vorstellen.

© SZ vom 18.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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