Bad Tölz:Landkreis reißt früheres Kasernenkino ab

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Nach sechs Jahren erfolgloser Suche nach einem Investor verschwindet das Gebäude. Was stattdessen hinkommt, ist offen.

Von Klaus Schieder

Es ist baufällig, und auch die innere Aufteilung des ehemaligen Kasernenkinos auf der Flinthöhe schreckte Investoren ab. (Foto: Manfred Neubauer)

Die Suche dauerte Jahre, am Ende blieb sie erfolglos. Weil sich kein Investor für das ehemalige Kasernenkino auf der Tölzer Flinthöhe gefunden hat, lässt der Landkreis das baufällige Gebäude heuer abreißen. Die Kosten für den Abbruch und die Verlegung von Versorgungsleitungen im Untergrund taxiert Kreiskämmerer Ralf Zimmermann auf etwa 440 000 Euro. Was dann mit dem Areal geschehen soll, muss der Kreistag entscheiden. "Man wird aber nicht ein Angebot entstehen lassen, für das es keine Nachfrage gibt", ist sich Zimmermann sicher. Denkbar wäre nach seinem Dafürhalten ein neues Büro- und Verwaltungsgebäude, das zu den anderen Einrichtungen auf der Flinthöhe passt.

2007 hatte die damalige DTK den Wolfratshauser Makler Johannes Schneider beauftragt, das alte Lichtspielhaus zu vermarkten. Die kreiseigene Entwicklungsgesellschaft hoffte auf einen Verkaufserlös von etwa 2,7 Millionen Euro. Der Seniorchef des Immobilienbüros Schneider und Prell hätte auch beinahe reüssiert, als er einen Investor fand, um in dem Kino das "Grüne Zentrum" unterzubringen. Das Landwirtschaftsministerium entschied sich dann jedoch für Holzkirchen als jenen Standort, an dem zwei Landwirtschaftsschulen und das Amt für Landwirtschaft und Forsten Miesbach zusammengelegt werden. Auch andere Nutzungen waren immer wieder einmal für das Kino im Gespräch - von einem Kulturzentrum über ein Fitnessstudio bis hin zu einem Hotel. "Es hätte Investoren gegeben, aber die wollten eine nachhaltigere Vermietbarkeit", sagt Schneider.

Das Lichtspielhaus bezeichnet der Makler als "Spezial-Immobilie". Das Problem ist der Innenraum mit der Zuschauertribüne, dem Saal und der Bühne für die Leinwand. Den Kernbau und den Seitenflügel hätte man "in der verschiedene Teilbereiche unterteilen müssen", erklärt Schneider. "Aber das konnte man nicht komplett vernünftig vermieten." Die Pläne für ein Kulturzentrum zerschlugen sich laut Zimmermann wiederum, weil das Gebäude dafür zu klein war. Lediglich für das Grüne Zentrum hätte es sich geeignet, sagt Schneider. "Dafür hätte es sich gelohnt, das Kino abzureißen und eine entsprechende Planung zu machen." Alle anderen Interessenten hätten das Kino stark umbauen müssen. "Das hat jeden Investor abgeschreckt", berichtet der Kreiskämmerer. Bei einem Abbruch wäre ein Bauherr noch vor einer anderen Schwierigkeit gestanden: Unter dem Kino liegen gleich zwei Stockwerke mit Verbindungsgängen zum Landratsamt, mit Versorgungsleitungen und einer Trafo-Station. Um eine jedenfalls nötige Tiefgarage einzubauen, hätte das erste Untergeschoss abgerissen und vom zweiten mit neuen Bitumen-Bahnen abgetrennt werden müssen. Das aber sei kostenträchtig, sagt Zimmermann.

Die Tölzer Stadtwerke haben nun den Auftrag, die Leitungen und die Trafo-Station zu verlegen, um das Baufenster unter dem Kino frei zu machen. Das sei "nicht einfach, weil da die zentrale Versorgungsleitung durchgeht", meint Michael Hofmann, Geschäftsführer der Stadtwerke. Aber im Grunde sei das Routine, zumal auf dem früheren Kasernenareal "zwei Einspeisemöglichkeiten" für Strom bestünden. Die Leitungen und die Trafo-Station werde man in einen Raum des Landratsamtes verlegen. Die Arbeiten sollen im Juli beginnen und nach sechs Wochen beendet sein.

© SZ vom 23.05.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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