Bad Tölz: Kürzungen im Bildungsbereich:"Es geht an die Substanz"

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Sparen an der Bildung: Der Tölzer Kreistag will seine Ausgaben senken und überlegt, die Zuschüsse für VHS und Kreisbildungswerk zu streichen - die Einrichtungen fürchten nun um ihre Existenz.

Ingrid Hügenell

Um die Kreisumlage nicht ins Uferlose wachsen zu lassen, wollen viele Kreisräte sparen, wo immer es möglich ist. Auf der Streichliste, die die Arbeitsgruppe Produkte zusammengestellt hat, steht auch der Zuschuss des Landkreises für die Volkshochschulen und das katholische Kreisbildungswerk (KBW). Es geht um eine Summe von 38.855 Euro. Für die Bildungsträger macht dieser Betrag, der im Kreishaushalt in Höhe von rund hundert Millionen Euro eher gering scheint, viel aus.

Viele Kreisräte wollen sparen - dass es dabei gerade Bildungseinrichtungen an den Kragen gehen soll, stößt auf Unverständnis. (Foto: Hartmut Pöstges)

"Das geht uns wirklich an die Substanz", sagt Anton Heufelder, Leiter der Tölzer Volkshochschule, die in enger Kooperation mit den Einrichtungen in Geretsried und Lenggries mit insgesamt rund 6000 Teilnehmern arbeitet. Mit den Teilnehmergebühren könne man nicht weiter hinauf gehen. Da liege Tölz im Vergleich mit den Volkshochschulen der Nachbarlandkreise sowieso an der Spitze. Der staatliche Zuschuss sei gering, sagt Heufelder. Und die Stadt Bad Tölz, die ebenfalls Zuschüsse gibt, könne den Ausfall sicher nicht auffangen.

Anders als andere Bildungsträger haben die Volkshochschulen keine weiteren Geldgeber wie Kirchen, Gewerkschaften oder Bauernverband. "Für die Volkshochschulen Geretsried und Lenggries wäre eine Streichung der Mittel existenzgefährdend", sagt VHS-LeiterHeufelder.

Andreas Käter, Geschäftsführer des KBW, glaubt, dass eine Kürzung ein falsches Signal sei: "Der Kreistag würde sagen, die Bildung hat für uns keinen Stellenwert." Und das wirke demotivierend auf die Mitarbeiter des KBW, darunter 60 Ehrenamtliche. 60.000 Besucher zählt das KBW jedes Jahr bei seinen Vortragsabenden, ein- und mehrtägigen Kursen. Nun gehe es um eine politische Entscheidung über den Stellenwert der Bildung. Angesichts der Summe, die gestrichen werden soll, sagt Käter: "Für den Landkreis ist das keine existenzielle Frage."

Andere Möglichkeiten der Finanzierung

"Wenn man immer sagt, das macht nicht viel aus, wird man nie was sparen", sagt dazu Werner Weindl (CSU), stellvertretender Landrat. Die 270.000 Euro, die die Arbeitsgruppe Produkte als mögliche Einsparungen gefunden hat, seien ein ganz schöner Betrag. Überhaupt könne man dem Landkreis nicht vorwerfen, er habe bislang zu wenig für die Bildung ausgegeben. Es handle sich aber um freiwillige Leistungen. "Man muss eben andere Möglichkeiten der Finanzierung finden", sagt Weindl, etwa über Spendenausschüttungen, bei denen der Landkreis mitzureden habe. Das wäre bei der Sparkasse der Fall.

Der Tölzer Bürgermeister Josef Janker (CSU) allerdings stellt durchaus die Frage, ob eine Streichung an dieser Stelle sinnvoll ist. "Kann sich der Landkreis zurückziehen aus der Volksbildung - soll er das?", diese Frage müsse man diskutieren. In den kommenden Wochen will Landrat Josef Niedermaier sich mit den Bildungsträgern zusammensetzen und an einer Lösung arbeiten. Im Kreisausschuss haben die Vertreter aller Fraktionen bereits ihre grundsätzliche Zustimmung zu den Sparvorschlägen signalisiert.

© SZ vom 06.10.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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