Bad Tölz:Gute Aussichten nach Insolvenz

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Gute Zukunftsaussichten, hoffnungsvolle Auftragslage: Dennoch meldet der Tischlerplattenproduzent Moralt Insolvenz an.

Klaus Schieder

Trotz derzeit guter Auftragslage hat die Moralt Tischlerplatten GmbH & Co. KG Insolvenz angemeldet. Der Grund für diesen Schritt ist vor allem, dass die Fortisbank ihre Kreditlinie für das Tölzer Unternehmen von 1,5 Millionen auf 600 000 Euro herabgesetzt hatte. Hinzu kamen die Auswirkungen der Finanzkrise vor drei Jahren auf die Holzwirtschaft, der Wegfall von Zulieferern aus Osteuropa und ein Lieferstopp wegen des Bürgerkriegs an der Elfenbeinküste. Eine Schließung des Unternehmens müssen die 152 Beschäftigten nach Angaben der vorläufigen Insolvenzverwalterin, Rechtsanwältin Birgitt Breiter, aber nicht befürchten.

"Moralt Tischlerplatten" hat Insolvenz angemeldet. Eine große Kündigungswelle soll es aber nicht geben. (Foto: Manfred Neubauer)

Der Betrieb sei Anfang der Woche wieder angelaufen, erklärt Breiter. "Die Zukunftsaussichten sind gut." Eine große Kündigungswelle werde es nicht geben, sagt die Insolvenzverwalterin. Ob einige Entlassungen, die schon vor der Insolvenz durch Umstrukturierungen vorgesehen waren, umgesetzt werden, "weiß ich noch nicht". Dies werde sie mit dem Betriebsrat absprechen, kündigte die Anwältin an.

In der Finanzkrise 2008 war die belgisch-niederländische Fortisbank ins Schlingern geraten. Sie benötigte staatliche Hilfe und wurde von der französischen Großbank BNP Paribas übernommen. Mit der Folge, dass sie sich aus dem deutschen Mittelstand und damit auch aus dem Moralt-Unternehmen zurückzog.

Durch die Krise war Moralt selbst unter Druck gekommen. In der gesamten Holzwerkstoffindustrie habe es "eine deutlich geringere Nachfrage und daraus resultierende Preisreduzierungen" gegeben, teilt die Firma mit. Zudem dürfe man den Verdrängungswettbewerb in dieser Branche "nicht unterschätzen", sagt die Anwältin.

Im Januar 2011 sei Moralt eigentlich gut gestartet, habe aber durch den Bürgerkrieg an der Elfenbeinküste zweieinhalb Monate lang kein Material erhalten. Die Lieferfähigkeit war nach Mitteilung des Unternehmens "in den Hauptprodukten nur noch eingeschränkt gegeben". Vor diesem Hintergrund sei es dann schon ausschlaggebend, "wenn du eine Million Euro nicht mehr hast", so Breiter. Dies sei schade, weil sich Moralt "im Aufwind" befinde.

Breiter hat offene Rechnungen einer Factoring-Gesellschaft aus München übertragen, mit der sie binnen zwei Tagen einen neuen Vertrag schloss. "Sie ist bereit weiterzumachen, sie kauften die Rechnungen sofort an." Außerdem habe sie weitgehend erfolgreich mit Lieferanten und Kunden verhandelt. Das Gute sei gewesen, dass die Insolvenz in den Betriebsferien kam. "Wir konnten in Ruhe eine Bestandsaufnahme vornehmen, wir haben eine schöne Inventur gemacht."

Dem Tölzer Unternehmen geht es nach Auffassung der Rechtsanwältin inzwischen "wirklich gut". Auftragseingänge und Umsatz lägen in den ersten sieben Monaten 2011 um etwa 20 Prozent über dem Vorjahresniveau. Auch im zweiten Halbjahr werde "ein deutlich positives Ergebnis erwartet", erklärt die Firma. Sie ist einer der größten Arbeitgeber in Bad Tölz und Umgebung. Sie erzielt nach eigenen Angaben einen Jahresumsatz von rund 32 Millionen Euro, davon 35 Prozent aus dem Export. 2009 hatte das Unternehmen drei Millionen Euro in neue Technik und Maschinen investiert.

© SZ vom 26.08.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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